Die U5 wird Hamburgs größtes U-Bahn-Projekt – und mit der Haltestelle Hauptbahnhof Nord erhält sie einen zentralen Knotenpunkt mitten in der Innenstadt. Nun steht fest, wie dieser künftig aussehen soll: Der prämierte Entwurf vereint historische Elemente mit moderner Gestaltung.

Geplante Streckenführung der U5 in Hamburg: Die Linie verbindet künftig Bramfeld im Osten mit dem Volkspark im Westen. Mit 22 neuen Haltestellen entsteht eins der größten U-Bahn-Projekte Deutschlands – darunter auch der Knotenpunkt Hauptbahnhof Nord. / © Hamburger Hochbahn AG

© Visualisierung Titelbild: © blrm Architektinnen / Gottlieb Paludan Architects

 

Die neue U-Bahn-Linie U5 wird Hamburgs Schnellbahnnetz grundlegend erweitern. Eine ihrer wichtigsten Stationen entsteht am Hauptbahnhof Nord. Nun ist der Architekturwettbewerb für die Umgestaltung dieser zentralen Haltestelle entschieden. Den Zuschlag erhielt eine Planungsgemeinschaft aus dem Hamburger Büro blrm Architekt*innen und dem dänischen Architekturbüro Gottlieb Paludan Architects. Ihr Entwurf legt besonderen Wert auf die Kombination von bestehenden Bauten aus den 1960er-Jahren mit zeitgemäßen Gestaltungselementen.

Die gestalterische Idee: Die historische Bausubstanz der Station bleibt weitgehend erhalten. Neue Deckenelemente und ein durchdachtes Lichtkonzept sollen die markanten Tunnelröhren und typischen Fliesenflächen der Station betonen, ohne sie zu überlagern. Auch die bisherigen Bahnsteigflächen werden mit einbezogen – und damit Bauteile, die seit ihrer Entstehung 1968 ungenutzt waren.

Reaktivierung statt Neubau: Alte Röhren bringen Vorteile für Bauzeit und Kosten

Die Station Hauptbahnhof Nord wurde ursprünglich mit vier Röhren gebaut. Bisher in Betrieb sind jedoch nur zwei – dort fahren aktuell die Linien U2 und U4. Die beiden äußeren Röhren samt Bahnsteigen wurden bisher nie genutzt. Genau diese sollen nun für die neue U5 reaktiviert werden. Die Vorteile liegen laut Hochbahn auf der Hand: Ein kompletter Neubau wäre nicht nur teurer, sondern hätte auch erhebliche Eingriffe in den darüberliegenden Fernbahnbetrieb bedeutet.

Der Einsatz vorhandener Strukturen spart somit nicht nur Baukosten, sondern reduziert auch Risiken, die mit Arbeiten im dicht bebauten Bahnhofsbereich verbunden wären. Verkehrssenator Anjes Tjarks spricht von einem „Glücksfall“, dass die Infrastruktur vorhanden sei.

Schneller Umsteigen in der Innenstadt: Neue Wege und kurze Distanzen für Fahrgäste

Die Reaktivierung der alten Röhren hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Ein direkter, bahnsteiggleicher Umstieg zwischen den Linien U2, U4 und U5 wird künftig möglich. Statt aufwendigem Treppensteigen oder Richtungswechsel sollen Fahrgäste künftig mit wenigen Schritten von einer Linie zur nächsten wechseln können. Hochbahn-Vorstand Robert Henrich betont, dass dieser Komfort für Fahrgäste besonders wichtig sei.

Um das zu ermöglichen, werden drei bestehende Querverbindungen zwischen den Bahnsteigen geöffnet. Neue Wegeführungen, Aufzüge und Fahrtreppen sorgen zudem für mehr Platz und eine bessere Verteilung der Passagierströme. Im Endausbau soll die Station täglich rund 130.000 Menschen aufnehmen können.

Architektur mit Fingerspitzengefühl: Moderner Entwurf unterstreicht historische Bausubstanz

Die Jury des Wettbewerbs hob vor allem die behutsame Weiterentwicklung der bestehenden Architektur hervor. Der Entwurf integriere die alten Materialien mit Respekt und nutze moderne Elemente, um Orientierung zu schaffen. Gläserne Displays, neue Beleuchtungssysteme und die Gestaltung der Oberfläche mit klaren Sichtachsen sollen sowohl ästhetisch als auch funktional überzeugen.

Auch der ressourcenschonende Ansatz der Planung wurde gelobt. Die Nutzung vorhandener Strukturen reduziert nicht nur den CO₂-Ausstoß beim Bau, sondern spart auch Material und Bauzeit.

Einblick und Ausblick: Ausstellung des Entwurfs und Zeitplan für den Umbau

Aktuell befindet sich die Planung für den Innenstadtabschnitt der U5 noch in der Entwurfsphase. Sollte alles planmäßig verlaufen, könnte der Umbau der Haltestelle Hauptbahnhof Nord in den frühen 2030er-Jahren beginnen. Ziel ist es, bis 2040 die gesamte Linie mit 22 Haltestellen fertigzustellen. Die U5 wird dann auf rund 25 Kilometern vollautomatisch quer durch Hamburg fahren – von Bramfeld im Osten bis zu den Arenen im Westen.

Der Siegerentwurf für den Hauptbahnhof wird ab sofort für drei Wochen öffentlich ausgestellt – in der Zwischenebene der bestehenden Station, zugänglich über den Glockengießerwall. Alle eingereichten Entwürfe sind zudem online abrufbar.

© Visualisierung: © blrm Architektinnen / Gottlieb Paludan Architects

Quellen: NDR, HOCHBAHN, hamburg.de, blrm, Gottlieb Paludan Architects