Der in den 1960er Jahren errichtete Verwaltungsbau an der Urania in Berlin-Schöneberg ist Geschichte – doch vom versprochenen Neubau fehlt bislang jede Spur. Stattdessen soll auf dem Areal eine jahrelange Zwischenlösung in Form von Containern für geflüchtete Menschen realisiert werden. Eine überraschende Wende, die den Baustart für den Wohnungsbau wohl in weite Ferne rücken lässt.

Brachliegendes Grundstück: Anstelle von Wohnungen und öffentlicher Nutzung entstehen an der Urania vorerst Wohncontainer für Geflüchtete. Die versprochene städtebauliche Vision bleibt ungewiss. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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An der Adresse Urania 4–10 in Berlin-Schöneberg stand für mehrere Jahrzehnte ein Verwaltungsbau aus dem Jahr 1967 – und er stand lange vor dem Abriss. Denn der einstige Bürokomplex war seit rund sechs Jahren leer und wurde bis zum Sommer 2024 zurückgebaut. Mittlerweile ist das Gebäude vollständig abgetragen worden, das Gelände liegt seit beinahe einem Jahr brach. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verantwortete den Rückbau.
Geplant war an dieser Stelle ein Neubau mit gemischter Nutzung. In einem städtebaulichen Werkstattverfahren, das bereits 2018 durchgeführt wurde, ging ein Entwurf hervor, der eine Nutzfläche von rund 24.000 Quadratmetern vorsah. Geplant waren neben Wohnungen auch Flächen für Verwaltung, soziale Einrichtungen sowie Gastronomie und Einzelhandel im Erdgeschoss. Ergänzt werden sollte das Ensemble durch einen begrünten Innenhof. Doch der Berliner Senat hat diese Pläne laut einem Bericht der Berliner Morgenpost kurzfristig geändert.
An der Urania: Baustart für Wohnungsneubau weiterhin unklar
Obwohl der Abriss des ehemaligen Bürogebäudes also längst abgeschlossen wurde und laut Finanzverwaltung Kosten in Höhe von 2,1 Millionen Euro verursachte, bleibt ein Termin für den Beginn der Neubebauung weiterhin offen.
Eine konkrete Zeitschiene sowie eine belastbare Kostenschätzung für den geplanten Wohnungsbau durch die landeseigene DEGEWO könne derzeit nicht genannt werden, heißt es in einer Mitteilung der Berliner Senatsverwaltung.
Statt Neubau: Container für geflüchtete Menschen als Übergangslösung
Überraschend kündigte die Finanzverwaltung jedoch eine vorläufige Zwischenlösung an. Finanzstaatssekretär Wolfgang Schyrocki teilte laut Morgenpost mit, dass bis zur Schaffung des notwendigen Planungsrechts und dem tatsächlichen Baustart eine temporäre Nutzung des Geländes geprüft werde. Konkret gehe es um die Aufstellung dreigeschossiger Wohncontainer zur Unterbringung von Geflüchteten.
Die Berliner Grünen übten daher öffentlich deutliche Kritik am Vorgehen des Senats. Der Abriss sei trotz zahlreicher Proteste durchgesetzt worden, ohne zuvor eine mögliche Umnutzung des bestehenden Gebäudes auch nur zu prüfen. Dass nun jahrelang eine Containerlösung angestrebt werde, werfe laut Julian Schwarze, Sprecher für Stadtentwicklung bei den Grünen, die Frage auf, ob der Senat den umstrittenen Abriss mit falschen Versprechungen begründet habe.
Eine Sanierung des Bestandsgebäudes hatte der Senat abgelehnt – und den Verwaltungsbau abgerissen
Eine Sanierung und Nutzung des schadstoffbelasteten Gebäudes sei laut Aussagen von Fachleuten durchaus möglich gewesen. Der Senat habe jedoch bereits die Prüfung dieses Vorschlags abgelehnt. Aus Sicht des Abgeordneten wäre die Instandsetzung die deutlich sinnvollere und nachhaltigere Lösung gewesen – zumal der Neubau offenkundig keine Priorität genieße.
Ein Erhalt des Bestandsbaus wurde nach Angaben der Senatsverwaltung ausgeschlossen. Grund seien unter anderem massive Schadstoffbelastungen durch PCB und andere Substanzen, die tief in die Gebäudestruktur eingedrungen waren. Eine vollständige Entfernung sei nur unter Gefährdung der Statik möglich, hieß es. Auch die kleinteilige Raumstruktur und versiegelte Flächen wie ein Parkdeck gelten als nicht mehr zeitgemäß.
Container-Neubau an der Urania: Umfang und Baustart sind noch offen
Passend dazu wird in der Stadt derzeit eine grundsätzliche Debatte um den Umgang mit Bestandsgebäuden geführt. Die Initiative Klimastadt 2030 fordert vor dem Hintergrund der Klimakrise eine Abkehr vom routinemäßigen Abriss zugunsten von Erhalt, Sanierung und Umnutzung.
Ob künftig häufiger umgebaut statt neu gebaut wird, bleibt letztlich abzuwarten. Eine Rettung für das Bürogebäude an der Urania gab es letztlich nicht. Wenn der Neubau der Container starten soll und wie viele Menschen am Standort interimsmäßig untergebracht werden sollen, ist bislang noch nicht bekanntgegeben worden. Eine zügige Realisierung des vorgesehenen Wohnungsbaus ist derzeit wohl nicht zu erwarten.

Auf diesem Foto aus dem Jahr 2023 ist auf der linken Seite noch das mittlerweile abgerissene, ehemalige Bürogebäude an der Urania erkennbar. Mittlerweile liegt das Gelände brach. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: rbb24, Jahr-Gruppe, HAMBURG TEAM Projektentwicklung, DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG, Initiative an.ders Urania, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Klimastadt 2030