Direkt an der Elbe ist eine neue Touristenattraktion entstanden. Anderthalb Jahre später als geplant feierte das neue Einkaufszentrum „Westfield“ in der vergangenen Woche seine Eröffnung. Mit einer Fläche von 419.000 Quadratmetern will das neue Shoppingviertel in der HafenCity mit einer Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitmöglichkeiten zahlreiche Besucherinnen und Besucher anlocken.

Das neue Einkaufszentrum Westfield Hamburg-Überseequartier, das nach langer Erwartung am 8. April 2025 eröffnet wurde, liegt zentral in der HafenCity zwischen der Überseeallee und der Osakaallee. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Foto Titelbild: IMAGO / imagebrocker
Am 8. April 2025 öffnete das Westfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity seine Türen. Bereits am Nachmittag strömten die ersten Besucherinnen und Besucher durch die gläserne Halle, begrüßt von Live-Musik, Gewinnspielen, Rabattaktionen, Selfies vor Markenlogos und zahlreichen weiteren Eröffnungsangeboten. Vom 9. bis 12. April wurde jeden Tag ein anderer Bereich des Quartiers in den Mittelpunkt gesetzt.
Ein offizieller Banddurchschnitt mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, URW-CEO Jean-Marie Tritant und Quartiersmanagerin Theda J. Mustroph markierte den feierlichen Auftakt. Ein Team von deutschen Marinesoldaten brachte ein rotes, langes Tau auf die Bühne. Mit drei goldenen Scheren schnitten Tschentscher, Tritant und Mustroph es durch – Applaus und Jubel ertönten.
Gesamtfläche von 419.000 Quadratmetern und 14 Gebäuden: Kino, Kunstmuseum und Kreuzfahrtterminal
Das Westfield Überseequartier erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 419.000 Quadratmetern, verteilt auf 14 Gebäude. Der Einzelhandel nimmt dabei 80.500 Quadratmeter ein und umfasst etwa 170 Shops, Gastronomie- und Freizeitflächen. 95 Prozent der Fläche seien vermietet so die Eigentümer. Zu den prominenten Marken zählen unter anderem das Kaufhaus Breuninger mit 14.000 Quadratmetern, Zara mit seiner größten Filiale in Deutschland sowie zahlreiche internationale und nationale Einzelhandelsmarken.
Ergänzt wird das Angebot durch ein Multiplex-Kino mit über 2.200 Plätzen, das neue Lego Discovery Centre, sowie das digitale Kunstzentrum Port des Lumieres. Sogar drei Hotels gehören zum neu entstandenen Komplex im Überseequartier. 579 Wohnungen, Büroflächen für über 4.000 Arbeitsplätze sowie ein vollständig integriertes Kreuzfahrtterminal finden sich hier ebenfalls. Der Betreiber URW rechnet mit mehr als 16 Millionen Besucherinnen und Besuchern jährlich.

Das KINOPOLIS HafenCity befindet sich in der obersten Etage des Shoppingzentrums. Es ist das größte Kino Hamburgs, mit insgesamt 10 Sälen und fast 2.200 Sitzplätzen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Gläserne Fußgängerzone, Fahrradgarage und Arbeitsplätze über drei Ebenen
Wer das Einkaufszentrum betritt, befindet sich in einer offenen, durchlässigen Fußgängerzone. Weite Glasdächer überspannen die zentralen Passagen, während die Gebäude in Höhe und Materialität variieren. Die Passagen sind über drei Ebenen organisiert. Ein Parkhaus, eine Fahrradgarage mit Platz für 1.200 Zweiräder sowie digitale Leitsysteme runden die Infrastruktur ab. Zwischen den Shops befinden sich Arbeitsplätze mit Steckdosen, Sitzbereichen und Grüninseln.
Verantwortlich für Planung, Bau und Betrieb ist die Unibail-Rodamco-Westfield Group (URW) – ein international agierender Konzern mit Sitz in Paris, der auf innerstädtische Immobilienprojekte spezialisiert ist. URW betreibt derzeit über 72 Shoppingcenter in 12 Ländern, davon 38 unter dem Label Westfield, und ist sowohl in Europa als auch in den USA aktiv.

Über eine rot-blaue Rampe gelangen die Besucherinnen und Besucher in die Fahrradgarage neben dem Eingang zur Westfield-Shoppingmeile. Rund um das neue Zentrum gibt es laut Angaben des Betreibers mehr als 3500 Fahrradstellplätze. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Eröffnungsverschiebung und Bauverzögerungen aufgrund von Sicherheitsvorfällen
Die ursprünglich für 2022 geplante Eröffnung musste mehrfach verschoben werden. Pandemiebedingte Lieferengpässe sowie Kostensteigerungen im Baugewerbe führten zu Verzögerungen, die letztlich fast drei Jahre andauerten. Ein geplanter Start im Jahr 2023 musste erneut abgesagt werden – diesmal aufgrund eines Wasserschadens. Weitere Eröffnungstermine im August und Oktober 2024 konnten ebenfalls nicht eingehalten werden.
Besonders schwer wog ein Arbeitsunfall Ende Januar 2022, bei dem ein Arbeiter bei einem Sturz von der Baustelle ums Leben kam. Ein weiterer tragischer Vorfall ereignete sich im Oktober 2023, als fünf Arbeiter bei einem Gerüststurz in einen Fahrstuhlschacht fielen und ebenfalls ihr Leben verloren. Diese Vorfälle überschatten das ambitionierte Bauprojekt bis heute.

Arbeitsplätze mit Steckdosen im Westfield Hamburg-Überseequartier: Das Einkaufszentrum versteht sich nicht nur als Shoppingmeile, sondern als multifunktionaler Raum, der Arbeiten, Wohnen und Freizeit vereint. / © Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Protestaktion „Ihre Mall – Unser Grab“ und Eröffnungsrede des Bürgermeisters Tschentscher
Aufgrund der Todesfälle rief die Gewerkschaft IG BAU Hamburg zu einer Protestaktion am Rande der Eröffnungsfeier auf, unter dem Motto „Ihre Mall – Unser Grab“. Die Demonstrierenden machten auf ihrer Kundgebung auf das Fehlen von Konsequenzen aufmerksam.
In seiner Eröffnungsrede vor rund 650 geladenen Gästen erinnerte Peter Tschentscher an die verstorbenen sechs Bauarbeiter, die während der achtjährigen Bauzeit ihr Leben verloren. Das Unglück sei ein Mahnzeichen dafür, dass das Handwerk und Arbeiten auf Baustellen in dieser Größenordnung trotz moderner Technik und Sicherheitsvorschriften mit besonderen Risiken verbunden bleibe. Die Ermittlungen zu den Todesfällen dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiterhin an.
Kritik an Konkurrenz zur Innenstadt und Auswirkungen auf den Handel
Mit einer Investitionssumme von rund anderthalb Milliarden Euro sind die Baukosten für das Gesamtprojekt mehr als doppelt so hoch sind wie die der Elbphilharmonie. Damit gilt das Westfield Hamburg-Überseequartier als eines der größten Bauprojekte in Norddeutschland, was jedoch kontrovers diskutiert wird.
Die Befürchtung: Der neue Standort mit seiner touristischen Anziehungskraft könnte Kaufkraft aus der traditionellen Innenstadt abziehen. Tschentscher versucht diese Bedenken auszuräumen. Er betont, dass das neue Quartier in keiner Konkurrenz zur Innenstadt stehe, sondern vielmehr als innovative und internationale Ergänzung fungiere.
Quellen: Tagesschau, Hamburger Abendblatt, IMAGO, Unibail-Rodamco-Westfield Group, IG BAU Hamburg