Das ehemalige Karstadt-Gebäude in der Wilmersdorfer Straße in Berlin-Charlottenburg soll umfassend umgebaut und neu genutzt werden. Geplant sind Einzelhandel, Büros, rund 40 Wohnungen sowie eine Dachbegrünung. Das Projekt soll Impulse für die angeschlagene Fußgängerzone setzen.

Das ehemalige Karstadt-Gebäude in der Wilmersdorfer Straße steht seit über einem Jahr leer. Der Leerstand wirkt sich spürbar auf das Umfeld aus – das Stadtbild verändert sich und umliegende Geschäfte verzeichnen einen Rückgang der Kundschaft. / © Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett (Peter Kuley), CC BY-SA 3.0
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© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Dguendel, CC BY 3.0
15 Monate nach der Schließung der Karstadt-Filiale in der Wilmersdorfer Straße liegen konkrete Pläne für die künftige Nutzung des Gebäudes vor. Das Beratungsunternehmen Drees & Sommer präsentierte am Mittwochabend im Stadtentwicklungsausschuss von Charlottenburg-Wilmersdorf eine Machbarkeitsstudie. Das Nutzungskonzept sieht Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss, Büros in den Obergeschossen und rund 40 Wohnungen im rückwärtigen Bereich vor. Für deren Bau ist ein Teilabriss sowie ein Lückenschluss vorgesehen.
Das Grundstück gehört einer Tochterfirma der Brenninkmeijer-Gruppe, die auch hinter dem Modekonzern C&A steht. Nach Angaben des Projektentwicklers Korbinian Kainz soll das Vorhaben möglichst zügig umgesetzt werden. Ein Antrag auf einen Bau-Vorbescheid liegt bereits vor, die Bauanträge sollen im Laufe des Jahres folgen, wie der Tagesspiegel berichtet.
Städtebaulicher Vertrag fast bereit: Zustimmung für nachhaltige Umgestaltung begrüßt, Diskussionen jedoch um Bürobedarf
Lob kam aus der Bezirkspolitik insbesondere für das vorgestellte Nachhaltigkeitskonzept. Es sieht unter anderem eine Dachbegrünung, Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Materialrecycling sowie die Entsiegelung des Innenhofs und eine Regenwasseraufbereitung vor. Der Bezirksbaustadtrat Christoph Brzezinski (CDU) bezeichnete den städtebaulichen Vertrag als „unterschriftsreif“.
Skepsis äußerten einige Bezirksverordnete lediglich mit Blick auf die geplanten Büroflächen, deren Nachfrage als unsicher eingeschätzt wird. Der Projektentwickler hingegen zeigte sich überzeugt von der Lage und prognostizierte keine Vermietungsprobleme.
Dringender Handlungsbedarf: Leerstand und soziale Probleme in der Wilmersdorfer Straße
Die geplante Neunutzung soll nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch das Umfeld beleben. Seit der Schließung des Kaufhauses beklagen Gewerbetreibende vor Ort einen Rückgang der Kundschaft, zunehmende Verwahrlosung und soziale Probleme. Leere Schaufenster, illegale Müllablagerungen und die Ansiedlung obdachloser Menschen prägen das Bild, etwa am früheren Eingangsbereich des Warenhauses.
Restaurantbetreibende und Händlerinnen und Händler fordern seit Monaten schnelle Veränderungen. Auch im Rahmen des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) für die Wilmersdorfer Straße wurden bereits Ideen zur besseren Integration obdachloser Menschen und zur optischen Aufwertung des Straßenraums diskutiert. Erste Maßnahmen, etwa die Gestaltung leerer Fensterflächen mit Folien, sind laut Berliner Morgenpost in Planung.
Revitalisierung der City West: Mischnutzungen und Neubauten prägen den Wandel
Die Pläne für das Karstadt-Areal fügen sich in übergeordnete Bemühungen zur Revitalisierung der Wilmersdorfer Straße ein. Neben der geplanten Mischnutzung des Gebäudes ist auch die Verbesserung der Aufenthaltsqualität ein zentrales Anliegen. Stadtentwicklerinnen und Stadtentwickler sowie Bezirkspolitik sehen in der Umgestaltung eine Chance, die zentrale Einkaufsstraße langfristig wiederzubeleben. Entscheidend wird sein, wie schnell aus den Plänen sichtbare Fortschritte entstehen.
Auch jenseits des Karstadt-Umbaus ist die City West derzeit im Wandel: Mit dem Umbau des denkmalgeschützten Ku’damm-Eck-Gebäudes entsteht am Kurfürstendamm 227 ein neues Ruby Hotel mit 375 Zimmern. Unweit des Kurfürstendamms entsteht zudem an der Kreuzung Kurfürstenstraße / An der Urania ein 17-geschossiges Hochhaus mit Büro- und Wohnnutzung, das bis Anfang 2026 fertiggestellt werden soll.
Quellen: Tagesspiegel, Berliner Morgenpost