Teil des vom Berliner Senat verabschiedeten Mobilitätsgesetzes war die Umsetzung von zehn Fahrradschnellwegen im gesamten Berliner Stadtgebiet. Die Umsetzung jedoch ist ein langwieriges Verfahren, aber es geht auch voran.
100 Kilometer Radschnellwege soll es in Berlin einmal geben, so die Pläne der rot-rot-grünen Regierung, die diese gemeinsam mit dem landeseigenen Unternehmen GB infraVelo GmbH umzusetzen gedenkt.
Dieses Vorhaben ist Teil des Mobilitätsgesetzes, welches die Berliner Regierung während ihrer vierjährigen Amtszeit auf den Weg gebracht hat und dessen Umsetzung voraussichtlich auch nach der Wahl Priorität haben könnte, da sich die politische Konstellation wohl auch für die kommenden vier Jahre gefunden hat. Es sieht nach einer Fortsetzung der Koalition aus, in der Konstellation rot-grün-rot.
Ziel: Weite Strecken in Berlin mit dem Fahrrad zurücklegen können – ungestört
Das Ziel des Vorhabens “Radschnellwege” ist ambitioniert. Weite Strecken innerhalb Berlins sollen zukünftig zügig gefahren werden können, also weitgehend ohne Zwischenstopps. Diese Radschnellverbindungen sollen damit eine attraktive Alternative zum Auto bilden, da man auf diesen Strecken sicher und zügig auch längere Strecken zurücklegen kann. So jedenfalls der Plan.
Dafür haben die Planer*innen insgesamt zehn mögliche Routen ausgemacht, deren Umsetzung in den vergangenen Jahren in Angriff genommen wurde. Dabei liegt der Fokus bei den meisten der Trassen darauf, Radfahrende sicher von den Außenbezirken in die Innenstadt zu führen. Die zehn geplanten Routen verteilen sich also sternförmig über das gesamte Stadtgebiet und betreffen letztlich jeden Bezirk der Hauptstadt (Visualisierung: siehe unten).
Acht Jahre von der Planung bis zur Fertigstellung
Der Weg zur Umsetzung der Radschnellwege jedoch ist lang und daher auch kaum innerhalb einer Legislaturperiode zu schaffen. Allein zwei Jahre werden für Planung und Durchführung einer Machbarkeitsstudie benötigt, anschließend steht ein Genehmigungsprozess unter öffentlicher Beteiligung der an.
Erst danach können Vergabeverfahren eingeleitet werden und der Bau der Trasse schließlich beginnen. Von der ersten Planung bis zur Fertigstellung vergehen also pro Trasse rund acht Jahre.
Und natürlich ist auch immer damit zu rechnen, das Bürger*innen im Laufe des Verfahrens berechtigte Einwände und auch Proteste hervorbringen und die Planungen entsprechend angepasst werden müssen. Es ist also ein durchaus mühseliges Verfahren.
Die “Teltowkanalroute” könnte die erste abgeschlossene Trasse werden
Für acht der zehn Routen sind die Machbarkeitsstudien mittlerweile abgeschlossen, bei den noch ausstehenden soll dies im dritten Quartal 2021 erfolgen. Am weitesten vorangeschritten ist die Planung bei der sogenannten “Teltowkanalroute”.
Der Trassenkorridor der “Teltowkanalroute” soll an der nordöstlichen Grenze der brandenburgischen Stadt Teltow zum Land Berlin beginnen und überwiegend entlang des Teltowkanals verlaufen, durch die Stadtteile Lichterfelde, Lankwitz und Steglitz (Bezirk Steglitz-Zehlendorf).
Im östlichen Bereich von Steglitz wird der Korridor den Verlauf des Kanals verlassen und durchschreitet in nördliche Richtung Wohngebiete in Richtung des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Im Stadtteil Schöneberg verläuft der Korridor parallel und westlich zur Bahntrasse bis zur Bundesautobahn 100/Südkreuz.
Neun Kilometer von Teltow bis zum Südkreuz: Fertigstellung bis 2025
Insgesamt neun Kilometer wird dieser Radschnellweg umfassen, Baustart soll Ende 2023 sein, die Fertigstellung ist für das Jahr 2025 geplant. Hier ist also noch etwas Geduld gefragt, aber immerhin konnte hier nach langwierigen Diskussionen eine Route gefunden werden, die für alle Beteiligten tragbar ist.
Viel diskutiert wurde auch bei einem weiteren, öffentlich vielbeachteten Radweg-Projekt, dem durch Pankow und Mitte führenden “Panke Trail”. Dieser soll ab dem S-Bahnhof Karow im Bezirk Pankow zunächst parallel zur S-Bahn-Trasse in Richtung Zentrum verlaufen.
Am S- und U-Bahnhof Pankow wird sich sich die Trasse zukünftig in zwei Streckenverläufe teilen: eine Abzweigung führt in Richtung Südwesten über Gesundbrunnen bis zum Nordbahnhof, die zweite in Richtung Süden über Prenzlauer Berg bis zur Torstraße in Berlin Mitte.
60 Millionen Euro Kosten für den “Panke Trail”
Laut infravelo belaufen sich die Kosten für den Bau dieser rund 18 Kilometer langen Fahrradtrasse auf etwa 60 Millionen Euro. Ein Großteil davon würden die bis zu sechs neuen Brücken und drei neuen Unterführungen ausmachen, die für die Strecke errichtet werden müssen.
Zudem soll umfangreich Kopfsteinpflaster in Wohnstraßen asphaltiert werden. Auch Privatgrundstücke müssten für den „Panke Trail“ angekauft werden, etwa von der Deutschen Bahn. Der Baustart der Schnelltrasse ist für 2024 avisiert und die Fertigstellung für 2026.
Fertigstellung des “Panke Trail” bis 2026
Die Planungen der Fahrradschnellverbindungen ist also ausgesprochen umfangreich und vielfältig. Zudem haben die Projektplaner*innen häufig mit Personalmangeln in den beteiligten Bezirksämtern zu kämpfen.
Dennoch gehen die Projekte voran und bilden einen Beitrag zu der von vielen Menschen in Berlin gewünschten Verkehrswende. Die beschriebenen Beispiele “Teltowkanalroute” und “Panke Trail” sind nur zwei ausgewählte Beispiele. Eine vollständige Übersicht aller Projekte findet sich auf der offiziellen Internetpräsenz der GB infraVelo GmbH.
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