Die Umwandlung des City Hotels Berlin East in eine Flüchtlingsunterkunft erfolgt schneller als geplant. Der Bezirk Lichtenberg fordert dringend eine Verbesserung der Infrastruktur, um den neuen Bewohnern gerecht zu werden.

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Text: Stephanie Engler

 

Laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wird das City Hotel Berlin East in der Landsberger Allee in Lichtenberg vorzeitig zu einer Unterkunft für Geflüchtete umgebaut. Ab Mitte November 2024 sollen die ersten geflüchteten Menschen in die Einrichtung einziehen, und zwar bereits weit vor dem offiziellen Betriebsstart, der für Juli 2025 vorgesehen war – so berichtet es die Berliner Morgenpost.

Zunächst werden die vorhandenen Zimmer des Hotels genutzt, um bis Ende November 700 Plätze für geflüchtete Menschen bereitzustellen. Die Senatsverwaltung hat angekündigt, dass die Unterkunft während dieser Zeit im Sinne einer Aufnahmeeinrichtung mit Vollverpflegung betrieben wird. Schon im August berichteten wir von der geplanten Großunterkunft, die seither für heftige Diskussionen im Bezirk sorgt.

Hotelumwandlung – 1.200 Plätze für Geflüchtete und soziale Unterstützung in Lichtenberg

Das Hotel, das über 473 Zimmer und etwa 700 Betten verfügt, soll bis zum 1. Juli 2025 schrittweise zu einer Gemeinschaftsunterkunft mit einer Kapazität von 1.200 Plätzen und Küchen zur Selbstversorgung umgebaut werden. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) wird die Ausstattung der neuen Unterkunft koordinieren, während der Betreiber im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens ausgewählt werden soll.

Zudem ist geplant, dass ein erfahrener sozialer Träger in der Unterkunft vor Ort Unterstützung bietet. Dieser soll regelmäßig die Geflüchteten beraten und gegebenenfalls an weitere Beratungsstellen im Bezirk verweisen. Zusätzlich wird eine Stelle für die Koordination von Ehrenamtlichen eingerichtet, um Freiwillige bei der Unterstützung von Geflüchteten, beispielsweise durch Sprachcafés oder Hausaufgabenhilfe, einzubinden.

Mehr Geflüchtete in Lichtenberg: Kritische Stimmen zu Infrastrukturproblemen

Die Umwandlung des Hotels geht jedoch nicht ohne Diskussionen einher. Der Bezirk Lichtenberg hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die notwendige Infrastruktur für die neu ankommenden Geflüchteten unzureichend ist. Kritiker, darunter Bezirksvertreter, äußern Bedenken hinsichtlich fehlender Kita- und Schulplätze sowie sozialer Betreuungsangebote. Diese Mängel wurden von verschiedenen Fraktionen im Bezirk angesprochen, während lediglich AfD und BSW einen kompletten Stopp des Projekts forderten.

Die Grünen-Fraktion im Bezirk hat die Pläne des Senats kritisiert und betont, dass dessen Verantwortung über die Bereitstellung von Schlafplätzen hinausgehe. Der Senat müsse in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt dafür sorgen, dass die Kapazitäten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und öffentliche Verkehrsanbindung deutlich ausgebaut werden. Des Weiteren wird die Dringlichkeit betont, ein Konzept zur gesundheitlichen Versorgung der Geflüchteten zu entwickeln.

Forderung nach Strategien zur Verbesserung der Versorgung für die Geflüchteten

In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen erklärte die Senatsverwaltung, dass die Defizite in der gesundheitlichen Versorgung aus einer gesamtstädtischen Perspektive betrachtet werden müssten. Um den Bildungsbedarf zu decken, wird geprüft, ob in der neuen Unterkunft Plätze in Willkommensklassen für geflüchtete Kinder angeboten werden können. Zudem wird die Schaffung einer Aufstellfläche für Container in der Nähe der Unterkunft in Betracht gezogen.

Die Bezirksverwaltung sieht in der Umwandlung des Hotels eine Möglichkeit, die bestehende Massenunterkunft am Flughafen Tegel zu entlasten. Dies wurde auch vom Bezirksbürgermeister Michael Schaefer geäußert. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hatte bereits auf die Überforderung der bestehenden Kapazitäten hingewiesen, da täglich neue Geflüchtete in Berlin ankommen und die derzeitigen Unterkünfte voll sind.

Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung: Notunterkünfte und Containerstandorte für Geflüchtete in Berlin

Aktuell werden Pläne zur Erweiterung der Notunterkunft in Tegel erwogen, um den gestiegenen Bedarf zu decken. Des Weiteren hat der Senat im März 2024 den Ausbau von Containerstandorten für die Unterbringung von bis zu 6.130 Geflüchteten beschlossen. In Lichtenberg sind vier Standorte mit insgesamt rund 1.600 Plätzen geplant.

Diese Containeranlagen sollen zwischen 2025 und 2026 errichtet werden, wobei die genauen Standorte noch festgelegt werden müssen. Die Umwandlung des City Hotels in eine Flüchtlingsunterkunft stellt daher einen ersten Schritt dar, um die Herausforderungen der Unterbringung von geflüchteten Menschen im Bezirk anzugehen – und bleibt dennoch umstritten.

 

Quellen: Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, RBB, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Neues Deutschland