Ob Hotel, öffentliche Begegnungsfläche oder multifunktionales Quartierszentrum: In Berlin zeigen drei Projekte, wie ungenutzte Parkdecks in wertvolle Stadtbausteine verwandelt werden können. Während das Ring-Center-Projekt bereits abgeschlossen ist, befinden sich das Gesundbrunnen-Center und der Bahnhof Südkreuz noch in unterschiedlichen Planungsstadien.

In Berlin gibt es zahlreiche Parkdecks, die zwar als solche konzipiert, aber nie genutzt wurden. Ein Beispiel ist das hier abgebildete Parkdeck des Bahnhofs Südkreuz, welches künftig umgenutzt werden soll. / © Foto: Mark Feigman

© Visualisierung Titelbild: Kollektiv A

 

In einer dynamisch wachsenden Metropole wie Berlin ist der urbane Raum eine endliche Ressource. Gleichzeitig existieren zahlreiche Flächen, die bislang brachliegen – darunter auch Parkdecks, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben oder nie vollständig genutzt wurden.

Gerade diese Orte bieten Chancen für innovative Formen der Nachverdichtung und Umnutzung. Drei Berliner Projekte verdeutlichen, wie solche Flächen neu gedacht werden können – sei es durch Hotelbauten auf Einkaufszentren oder durch grüne Gemeinschaftsflächen auf einem Bahnhofsdach. Die Projekte am Ring-Center, Gesundbrunnen-Center und Südkreuz stehen somit exemplarisch für eine nachhaltige und kreative Stadtentwicklung.

1. Erfolgsmodell Ring-Center in Lichtenberg: Hotel statt Brachfläche

Vorbild Ring-Center in Berlin-Lichtenberg: Auf das Dach wurde bereits 2019 ein Hotel gesetzt. / © Foto: IMAGO / Funke Foto Services

Bereits 2019 wurde auf dem Dach des Ring-Centers II an der Frankfurter Allee ein Hotel eröffnet. Das Projekt „The Niu Hide“ der Novum Hospitality nutzt das vormals ungenutzte Parkdeck für ein modulares Hotel mit 152 Zimmern. Die Einrichtung kombiniert DDR-Retroelemente mit modernem Design und hebt sich damit von herkömmlichen Hotelkonzepten deutlich ab.

Umgesetzt wurde das Projekt von MQ Real Estate, einem Entwickler, der sich auf unkonventionelle Flächen spezialisiert hat. Mit dem Ring-Center wurde somit nicht nur Wohnraum für Kurzzeitgäste geschaffen, sondern auch die Attraktivität des gesamten Areals gesteigert. Das Konzept dient mittlerweile als Vorbild für weitere Projekte in der Stadt.

2. Gesundbrunnen-Center: Hotelprojekt auf dem Parkdeck in Planung

Das Gesundbrunnen-Center im gleichnamigen Ortsteil des Bezirks Mitte soll in den kommenden Jahren ein Hotel aufs Dach bekommen. / © Visualisierung: ECE Group GmbH & Co. KG

Am Gesundbrunnen-Center in Berlin-Mitte plant das Unternehmen Stayery gemeinsam mit dem Centermanager ECE eine ähnliche Nachnutzung. Auf dem Parkdeck in der vierten Etage soll ein Hotel mit 162 „Design-Apartments“ entstehen. Die Eröffnung ist für 2026 oder 2027 vorgesehen, die Bauanfrage wurde bereits eingereicht.

Das künftige Gebäude wird in Holzmodulbauweise errichtet und soll neben den Apartments auch Gemeinschaftsflächen, eine Dachterrasse, Fitness- und Waschmöglichkeiten sowie einen „Späti“ umfassen. Das Konzept knüpft bewusst an den erfolgreichen Umbau des Ring-Centers an und soll auch in Gesundbrunnen neue Impulse für das Quartier setzen.

3. Vision Südkreuz: Von der Verkehrsfläche zum Stadtgarten

Die Vorschläge für eine Umnutzung des Parkdecks am Bahnhof Südkreuz reichen von Open Air-Kino, Livemusik, Leseräumen über Bienenstöcke, Hotel, Supermarkt bis hin zu Grillplatz und Garten. / © Visualisierung: Kollektiv A

Das dritte Projekt befindet sich noch in einem frühen Stadium. Auf dem Dach des Bahnhofs Südkreuz existiert ein ungenutztes Parkdeck, das ursprünglich für PKWs vorgesehen war, jedoch nie eine Zufahrt erhielt. Eine Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Kollektiv A zeigt, wie aus dieser Brachfläche ein lebendiger Stadtteiltreffpunkt werden könnte.

In dieser Studie werden werden unter anderem Grünflächen, ein kleines Café, Sportanlagen und urbane Gärten vorgeschlagen. Auch soziale und kulturelle Nutzungen wie ein Open-Air-Kino oder ein Leseraum wurden im Konzept berücksichtigt. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg prüft derzeit die Umsetzungsmöglichkeiten.

Verborgene Potenziale im urbanen Gefüge: Beispiele zeigen, wie Nachverdichtung mit stadtplanerischem Mehrwert gelingen kann

Somit zeigen alle drei Projekte auf ganz unterschiedliche Weise, wie städtische Flächen effizienter und bedarfsgerechter genutzt werden können. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Verwertung, sondern auch um Lebensqualität, soziale Teilhabe und ökologische Aufwertung. Gerade in dicht bebauten Stadtteilen eröffnen sich durch die Nachnutzung von ungenutzte Parkdecks neue Perspektiven.

Diese Umnutzung ungenutzter Flächen zu sinnvollen und zeitgemäßen Angeboten ist ein Trend, der in Berlin zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ob durch Wohnen, Hotellerie oder Gemeinschaftsnutzung – kreative Konzepte wie diese könnten langfristig zu einer nachhaltigeren Stadtentwicklung beitragen.

Quellen: ECE Real Estate, Stayery, Immobilien Zeitung, Berliner Morgenpost, Wikipedia, MQ Real Estate, DB Netz AG, Kollektiv A, berlin.de, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Berliner Woche, Tag der Städtebauförderung

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One Comment

  1. Klaus Richter 25. April 2025 at 10:29 - Reply

    Wie auch immer die Gestaltung der Dachplattform am Südkreuz aussehen wird, die absolute Hässlichkeit des darunter liegenden Bahnhofs wird dadurch nicht gelindert werden können.

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