Direkt unter den Bahngleisen am Berliner Hauptbahnhof sind vier Padel-Tennisplätze entstanden. Die Anlage zeigt exemplarisch, wie sich innerstädtische Restflächen sinnvoll und effizient für neue Nutzungen erschließen lassen – ohne zusätzliche Versiegelung oder Flächenverbrauch.

Unter dem zuvor ungenutzten Viadukt westlich des Berliner Hauptbahnhofs ist eine neue Padelanlage mitten in der Stadt entstanden. / © Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
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An der Westseite des Berliner Hauptbahnhofs sind unterhalb der Bahngleise vier Padel-Tennisplätze entstanden. Diese befinden sich auf einer Fläche, die bisher keine klare Funktion erfüllte und aufgrund der baulichen Struktur kaum städtebaulich genutzt wurde. Nun aber spielen dort Sportbegeisterte zwischen massiven Stahl- und Betonstützen auf blauen Spielfeldern. Die Felder sind vor Regen und direkter Sonneneinstrahlung geschützt und dadurch ganzjährig nutzbar, ohne dass eine Halle gebaut oder zusätzliche Fläche versiegelt werden muss.
Padel ist eine Mischung aus Tennis und Squash. Der Sport benötigt kleinere Spielflächen als klassisches Tennis, sodass sich Anlagen auch auf begrenzten und unregelmäßigen Flächen realisieren lassen. Das erklärt mitunter, warum sich Padel besonders für innerstädtische Kontexte eignet. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 800 Plätze. Die neue Anlage am Hauptbahnhof trägt dazu bei, die noch vergleichsweise junge Sportart sichtbarer zu machen.
Sportplatz statt Brachfläche: Neue Padelplätze aktivieren städtischen Raum unter der Bahntrasse in Mitte
In innerstädtischen Lagen ist die Schaffung zentraler Sportflächen mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Hohe Grundstückspreise und begrenzter öffentlicher Raum erschweren neue Angebote für Freizeit und Bewegung im Innenstadtbereich. Genau deshalb ist das Beispiel am Hauptbahnhof besonders relevant. Durch die Nutzung eines zuvor ungenutzten Viaduktbereichs konnte ein sportliches Angebot geschaffen werden, ohne zusätzlich Flächen zu versiegeln.
Die Erreichbarkeit der Anlage ist ausgezeichnet. Sowohl S- als auch U-Bahnlinien verlaufen in direkter Nähe, sodass viele Berlinerinnen und Berliner sowie Besucher der Stadt das Angebot unkompliziert nutzen können.
Zwischen Verkehrsinfrastruktur und Stadtentwicklung: Unter den Gleisen am Hauptbahnhof entstehen Padelplätze
Die Padelplätze am Berliner Hauptbahnhof stehen beispielhaft für eine bislang selten genutzte städtebauliche Chance: die Aktivierung von Restflächen unter Verkehrsinfrastrukturen. Unter Bahnlinien oder Schnellstraßen finden sich zahlreiche ungenutzte Bereiche, die städtebaulich nicht integriert sind. Anstatt sie sich selbst zu überlassen oder als reine Abstellflächen zu nutzen, können sie mit gezielten, minimalen Eingriffen in funktionale Stadträume verwandelt werden.
Am Hauptbahnhof wurde der bestehende Raum lediglich mit Einfassungen, Bodenbelägen und Beleuchtung ergänzt, ohne grundlegende bauliche Veränderungen. Das Projekt zeigt: Auch kleinere, ressourcenschonende Maßnahmen können soziale und funktionale Aufwertungen im Stadtraum ermöglichen.
Sport unter Schienen: Padel-Tennisanlage am Hauptbahnhof zeigt neue Wege der Flächennutzung in Berlin
Ein Blick nach Wilmersdorf verdeutlicht, dass ähnliche Konzepte bereits andernorts diskutiert wurden. So schlug das Berliner Büro delusearchitects 2022 vor, unter der Autobahntrasse am Bundesplatz einen Mobilitäts-Hub mit Sharing-Angeboten, Einzelhandel und Aufenthaltsflächen zu realisieren. Der Standort, derzeit ein wenig attraktiver Parkplatz, hätte ebenfalls das Potenzial, eine neue städtebauliche Rolle zu übernehmen. Zur Umsetzung kam es bislang jedoch nicht.
Das Beispiel am Hauptbahnhof unterstreicht, dass innovative Nutzungsideen für städtische Restflächen nicht zwingend großmaßstäblich oder teuer sein müssen. Oft genügen überschaubare Eingriffe, um ungenutzte Flächen in lebendige Orte zu verwandeln.

Zwischen Betonstützen und Gleisstrukturen ist ein neuer Bewegungsraum entstanden. Die Plätze sind wettergeschützt, zentral an der Emma-Herwegh-Straße gelegen. / © Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT

Die Konstruktion bleibt größtenteils bestehen: Nur mit minimalen Eingriffen wurde die Fläche unter den Gleisen für sportliche Nutzung aktiviert. / © Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: PadelCity, delusearchitects