Die insolvente Berliner Ziegert Group steht vor einer möglichen Übernahme: Der US-Investor H.I.G. Capital plant, wesentliche Gesellschaften des Unternehmens zu erwerben. Für laufende Bauprojekte wie das geplante Quartier am Kiehlufer könnte dies neue Perspektiven eröffnen oder weitere Unsicherheiten schaffen.

Ungewisse Zukunft für das Projekt am Kiehlufer: Obwohl Planung und Entwurf abgeschlossen sind, steht bislang nicht fest, ob das Quartier realisiert wird. Ein neuer Investor könnte über den Fortgang entscheiden. / © Visualisierung: Cobe Berlin GmbH
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Nach der Insolvenz der Ziegert Group steht eine weitreichende Übernahme bevor. Der US-amerikanische Finanzinvestor H.I.G. Capital hat beim Bundeskartellamt die Übernahme mehrerer Ziegert-Gesellschaften angemeldet. Unter anderem geht es um die Assoziation Bankum GmbH mit Sitz in Zossen. In einem nächsten Schritt soll das Tochterunternehmen The Grounds Real Estate Development das Assetmanagement übernehmen.
Das Amtsgericht Charlottenburg hatte am 1. Juni 2025 das Hauptinsolvenzverfahren für mehrere Ziegert-Gesellschaften eröffnet. Grund seien Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Als Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Friedemann Schade eingesetzt. Ein Sprecher Schades bestätigte dem Tagesspiegel die geplante Übernahme. Zum genauen Umfang äußerte er sich nicht.
Großinvestor H.I.G. Capital plant Einstieg bei Ziegert-Projekten in großem Umfang
Die The Grounds Real Estate Development AG mit Sitz in Berlin verhandelt nach eigenen Angaben über eine mögliche Übernahme des Asset Managements einzelner Ziegert-Gesellschaften. Das Unternehmen gehört zur in Miami ansässigen H.I.G. Capital, einem internationalen Investmentkonzern mit starkem Fokus auf Sanierung und Restrukturierung.
Nach Informationen des Tagesspiegels könnte ein Großteil des Immobilienbestands von Ziegert betroffen sein. Die Ziegert Group betreute zuletzt mehr als 100 Projekte mit etwa 1.500 Wohneinheiten.
Angepasste Strategie und Personalabbau: Ziegert reagierte früh auf die Krise — ohne Erfolg
H.I.G. Capital ist kein Unbekannter für Ziegert. Schon im September 2024 hatte sich der Investor mit 50 Millionen Euro an der Gruppe beteiligt. Das Kapital sollte laufende Projekte und strategische Zukäufe absichern. Dennoch reichten die Mittel offenbar nicht aus, um die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens zu überwinden.
Bereits im Herbst 2022 hatte Ziegert aufgrund der veränderten Marktlage seine Strategie angepasst, interne Prozesse restrukturiert und Personal abgebaut. Steigende Baukosten, hohe Zinsen und Kaufzurückhaltung hatten das Geschäftsmodell zunehmend belastet.
Sozialwohnungen als Eigentum vermarktet: Sanktionen und offene Fragen für das Kiehlufer-Quartier
Neben wirtschaftlichen Problemen war das Unternehmen auch in die Kritik geraten. Im Herbst 2024 berichtete der Tagesspiegel, dass Ziegert in einem Neuköllner Wohnhaus Wohnungen mit Sozialbindung als Eigentum vermarktete. Potenziellen Käufern wurde demnach angeboten, etwaige Bußgelder zu übernehmen. Das Bezirksamt Neukölln verhängte daraufhin Sanktionen.
Trotz dieser Vorgeschichte bleibt unklar, wie sich eine Übernahme durch H.I.G. Capital auf Projekte der Gruppe auswirken wird. Dazu zählt auch das geplante Quartier am Kiehlufer in Berlin-Neukölln mit rund 300 Wohnungen, von denen ein Drittel mietpreisgebunden sein soll.
Entscheidung über das Kiehlufer-Projekt steht aus: Fortführung oder Ausverkauf der Assets?
Die Incept GmbH, eine Tochter der Ziegert Group, hatte das Kiehlufer-Projekt gemeinsam mit dem Bezirksamt entwickelt. Der Entwurf stammt vom dänischen Architekturbüro Cobe. Trotz abgeschlossenem Werkstattverfahren und laufendem Bebauungsplan ist unklar, ob das Projekt mit einem neuen Investor fortgesetzt werden kann.
Das weitere Vorgehen wird maßgeblich davon abhängen, ob The Grounds bereit ist, laufende Entwicklungen wie das Kiehlufer-Quartier weiterzuführen – oder ob der Fokus auf der reinen Verwertung der Aktiva liegt. Für den Berliner Immobilienmarkt wäre Letzteres ein herber Rückschlag.
Quellen: Thomas Daily, Tagesspiegel, ZIEGERT GmbH, INCEPT GmbH, mein.berlin