Hamburg verfolgt ehrgeizige Pläne, um seine Verkehrsinfrastruktur zukunftsfähig zu gestalten. Mit dem Ausbau des Radwegenetzes, umfangreichen Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, Sanierungen wichtiger Brücken sowie der Umgestaltung zentraler Verkehrsachsen treibt die Hansestadt die Verkehrswende voran.

Die Stadt Hamburg arbeitet auch in diesem Jahr an zahlreichen Verkehrsprojekten, um die Mobilitätswende voranzutreiben. Um den Individualverkehr zu reduzieren und die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig zu verbessern, setzt die Stadt unter anderem auf die Modernisierung und den Ausbau des ÖPNV. / © Foto: depositphotos.com / Spitzi
© Foto: depositphotos.com / Spitzi
© Foto Titelbild: depositphotos.com / AntonMatyukhaBO
Hamburg steht vor einem grundlegenden Wandel seiner Verkehrsinfrastruktur. Jahrzehntelang war die Hansestadt stark auf den Autoverkehr ausgerichtet, doch die Herausforderungen einer wachsenden Stadt, der Klimawandel und der Wunsch nach lebenswerteren urbanen Räumen haben zu einem Umdenken geführt. Im Zentrum der Verkehrswende stehen der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung des Radverkehrs sowie umfassende Maßnahmen zur Umgestaltung von Straßen und Brücken.
Während marode Brücken wie die Berlinertordammbrücke oder die Sternbrücke erneuert werden, treibt die Stadt gleichzeitig innovative Großprojekte wie den Bau der U5, die Digitalisierung der S-Bahn und den Einsatz autonomer Shuttles und somit die Verkehrswende in Hamburg voran. Die Hansestadt versucht, verschiedene Verkehrsträger stärker zu vernetzen, den Individualverkehr zu reduzieren und die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig zu verbessern.
Ausbau des Radverkehrs: Hamburg investiert in ein modernes Veloroutennetz
Ein zentraler Bestandteil der Verkehrswende in Hamburg ist der konsequente Ausbau der Radinfrastruktur. In Harburg schreiten die Bauarbeiten an den Velorouten 10 und 13 voran. Die Umgestaltung wichtiger Kreuzungen und Brücken verbessert dort die Sicherheit und den Komfort für den Alltagsradverkehr. Die Alte Harburger Elbbrücke wurde speziell für den Radverkehr ertüchtigt sowie Kopfsteinpflaster durch ebenen Belag ersetzt.
Auch im Innenstadtbereich werden Lücken geschlossen. In Harvestehude wird der provisorische Abschnitt der Veloroute 4 durch eine dauerhaft gestaltete Fahrradstraße ersetzt. Modale Filter sorgen künftig dafür, dass der Autoverkehr eingeschränkt, der Radverkehr hingegen sicherer geführt wird. Zudem entstehen neue Grünflächen und zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.
Parallel dazu werden an weiteren Standorten, wie an der Hegarstraße in Bahrenfeld, umfangreiche neue Radwege geschaffen. Mit der Umwandlung ehemaliger Fahrbahnen in reine Rad- und Fußwege sowie der Schaffung von knapp 400 neuen Stellplätzen für Fahrräder trägt die Stadt dem steigenden Bedarf Rechnung.
Digitalisierung und Ausbau: So will die Stadt Hamburg die Nutzung des ÖPNVs attraktiver gestalten
Auch der öffentliche Nahverkehr wird konsequent weiterentwickelt. Herzstück der Planungen ist der Bau der neuen U-Bahn-Linie U5. Erste Tunnelabschnitte in der City Nord sind bereits fertiggestellt, die ersten Bahnhöfe in Bramfeld, Steilshoop und Barmbek Nord befinden sich im Bau. Die Linie soll künftig vollautomatisch und fahrerlos betrieben werden, erste Tests sind ab 2027 geplant.
Ferner erfährt auch das bestehende S-Bahn-Netz eine umfassende Digitalisierung. Bis 2030 sollen die Züge mit neuer Technik ausgestattet werden, um Kapazität und Pünktlichkeit deutlich zu steigern. Innovativ zeigt sich Hamburg zudem beim Thema autonomes Fahren: In Barmbek entsteht ein Betriebshof für autonome Shuttles. Im Projekt „Alike“ werden künftig autonome „Holon Mover“ in einem definierten Innenstadtbereich getestet, um neue Mobilitätsangebote flexibel in den ÖPNV zu integrieren.
Großprojekte im Straßenbau: Neue Stadträume durch Umgestaltung
Neben dem Ausbau von Rad- und Schienenverkehr verfolgt Hamburg auch ehrgeizige Pläne zur Transformation seiner Hauptverkehrsstraßen. Der „Masterplan Magistralen 2040+“ sieht vor, zwölf zentrale Ein- und Ausfallstraßen zu städtebaulich attraktiven Lebensräumen umzuwandeln. Breitere Geh- und Radwege, mehr Grünflächen und reduzierte Fahrbahnbreiten sollen dabei helfen, die Aufenthaltsqualität deutlich zu erhöhen.
Wichtige Brückenbauwerke prägen ebenfalls die Verkehrswende in Hamburg. Die Berlinertordammbrücke wird bis 2028 vollständig erneuert. Die Sanierungsarbeiten erfolgen in mehreren Bauabschnitten, um die Verkehrsbeziehungen möglichst wenig zu unterbrechen. Neben der neuen Brücke entstehen Grünflächen, die den Alster-Bille-Elbe-Grünzug ergänzen sollen.
Mit der Sternbrücke verliert Hamburg zwar ein markantes Kulturdenkmal, gewinnt jedoch eine leistungsfähigere Infrastruktur. Der Neubau ohne Stützen im Straßenraum soll den Verkehrsfluss optimieren und den Raum für Rad- und Fußverkehr verbessern. Dennoch bleiben die Eingriffe ins kulturelle Umfeld umstritten.
Hamburgs Verkehr im Wandel: Reicht das für eine echte Mobilitätswende?
Trotz ehrgeiziger Ziele und zahlreicher Großprojekte bleibt die Hamburger Verkehrswende ein Balanceakt zwischen Anspruch und Realität. Während Pilotprojekte, Velorouten und digitale Innovationen Fortschritte versprechen, hakt es oftmals an der konsequenten Umsetzung und am Tempo.
Der Umbau zentraler Straßenräume und die Integration neuer Mobilitätsformen stehen häufig im Spannungsfeld zwischen politischen Kompromissen, technischen Herausforderungen und gesellschaftlichem Widerstand. Hamburg hat sich auf den Weg gemacht – inwieweit aus der Summe vieler Einzelmaßnahmen in absehbarer Zeit tatsächlich ein ganzheitlicher Wandel entsteht, wird sich dann zeigen, wenn Vision und Alltag aufeinandertreffen.