In der denkmalgeschützten, einstigen Agfa-Fabrik an der Lohmühlenstraße 65 hat Berlin seit dieser Woche ein neues Zentrum für Künstliche Intelligenz: den #ai_berlin hub. Die Plattform soll Forschung, Wirtschaft und Verwaltung vernetzen und Berlin international als Standort für verantwortungsvolle KI-Entwicklung stärken. Gleichzeitig feierte das Innovationszentrum CIC Berlin, in dem der Hub angesiedelt ist, sein einjähriges Bestehen – an einem Ort, der einst Geschichte schrieb und nun Zukunft gestaltet.

Die ehemalige Agfa-Fabrik in Alt-Treptow zeigt eindrucksvoll, wie sich Berliner Industriegeschichte in die Gegenwart fortschreibt. In den sanierten Backsteinbauten des frühen 20. Jahrhunderts sind heute Büros, Forschungseinrichtungen und Start-ups untergebracht, die an Zukunftstechnologien und Künstlicher Intelligenz arbeiten. / © Foto: Wikimedia Commons, Prozaco, CC BY-SA 3.0
© Fotos: Wikimedia Commons, Prozaco, CC BY-SA 3.0
Mit der Eröffnung des #ai_berlin hub erhält die Hauptstadt eine zentrale Plattform für Künstliche Intelligenz. Das Ziel ist, Akteure aus Forschung, Industrie, Start-ups und Verwaltung enger zu vernetzen. Die Initiative wird von Berlin Partner getragen und von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt. Zudem soll sie den Austausch fördern und die Entwicklung verantwortungsvoller, zukunftsfähiger KI-Anwendungen vorantreiben.
KI-Experte Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz betonte gegenüber radioeins, ein solcher Hub könne ein Ort der Reflexion und Innovation sein – ein Raum, in dem technologische Fortschritte und gesellschaftliche Fragen gemeinsam gedacht werden. Denn es sollen auch ethische Themen wie Automatisierung, Fachkräftemangel und der Einfluss von KI auf Arbeitsmärkte diskutiert werden.
Neuer KI-Hub im CIC Berlin: Innovationsstandort in der ehemaligen Agfa-Fabrik in Alt-Treptow
Der #ai_berlin hub befindet sich im CIC Berlin, einem Innovationscampus an der Lohmühlenstraße 65 im Ortsteil Alt-Treptow. Das internationale Unternehmen Cambridge Innovation Center (CIC) betreibt dort seit 2024 über 13.000 Quadratmeter Arbeits- und Veranstaltungsflächen. Zudem nutzen Start-ups, Forschungseinrichtungen und Kreativunternehmen die Räume als Arbeitsumfeld und Netzwerkplattform.
Das CIC Berlin versteht sich als Ort, an dem unternehmerische Ideen und wissenschaftliche Forschung zusammenkommen. Mit dem neuen KI-Hub wird diese Mission um eine strategische Komponente erweitert. Berlin soll als europäischer Standort für Künstliche Intelligenz sichtbarer und international konkurrenzfähiger werden.
Agfa-Fabrik in Alt-Treptow: Vom Ursprung der Fotochemie zum Denkmal Berliner Industriegeschichte
Das Gebäude, in dem heute Start-ups und Forschungseinrichtungen an digitalen Innovationen arbeiten, war einst ein Zentrum der Berliner Industriegeschichte. Errichtet 1901 nach Plänen des Architekten Paul Karchow, gehörte es zur Agfa-Fabrik an der Lohmühlen- und Jordanstraße in Alt-Treptow. Das Werk war Teil der 1867 gegründeten „Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation“, die zunächst Farbstoffe herstellte. Ab den 1890er-Jahren stieg das Werk in die Fotochemie ein, als einer der Pioniere moderner Bildtechnik.
In den Laboren und Produktionshallen der Treptower Fabrik entstanden entscheidende Entwicklungen für den später weltberühmten Agfacolor-Film, ebenso wie für fotografische Trockenplatten und Röntgenmaterialien. Die industrielle Nutzung des Areals prägte über Jahrzehnte die Umgebung rund um den Görlitzer Park. Nach der Verlagerung der Produktion ins sachsen-anhaltische Wolfen in den 1930er-Jahren verfiel die Anlage schrittweise, blieb aber als Zeugnis der Berliner Industriegeschichte erhalten.
Vom Farbfilm zur Künstlichen Intelligenz: Die Agfa-Fabrik wird zum Symbol für Berlins Innovationswandel
Heute steht das denkmalgeschützte Ensemble sinnbildlich für den Wandel der Stadt. Aus einer Produktionsstätte für analoge Bildtechnik wurde ein Innovationscampus für digitale Zukunftsthemen. Im historischen Backsteinbau treffen moderne Arbeitskonzepte und technologische Forschung aufeinander. Wo einst Chemiker den Farbfilm entwickelten, arbeiten heute KI-Expertinnen und -Experten an maschinellem Lernen und nachhaltigen Anwendungen – ein Beispiel für den Übergang von industrieller Vergangenheit zu einer wissensbasierten Zukunft.
Mit dem #ai_berlin hub gewinnt die Stadt einen weiteren Baustein ihrer Innovationsstrategie. Berlin bündelt seine Kompetenzen im Bereich Künstliche Intelligenz und schafft einen Raum für Wissenstransfer, Kooperation und kritischen Diskurs. Die Verbindung aus historischem Standort, global agierendem Innovationszentrum und neuer Technologieplattform unterstreicht, wie eng Vergangenheit und Zukunft in der Hauptstadt miteinander verwoben sind.
Quellen: #ai_berlin, radioeins, CIC Berlin, Landesdenkmalamt Berlin, Tagesspiegel
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