Im Zentrum Hamburgs entsteht mit dem Gröninger Hof ein innovatives Wohnprojekt, das ein ehemaliges Parkhaus in 90 öffentlich geförderte Wohneinheiten, Kultur- und Gewerbeflächen verwandelt. Die Stadt unterstützt das Vorhaben über ein Erbbaurecht und umfangreiche Fördermittel.

Die Genossenschaft Gröninger Hof im Juni 2021. / © Foto: ELBE&FLUT / Thomas Hampel

© Foto: ELBE&FLUT / Thomas Hampel
© Titelbild: Genossenschaft Gröninger Hof eG, Architektur: Duplex Architekten, Landschaftsarchitektur: Rabe Landschaften, Visualisierung: Jonas Bloch. Mit freundlicher Unterstützung von PRIMUS Developments

 

In der Neuen Gröningerstraße 12, unweit der St. Katharinenkirche in Hamburgs Altstadt, nimmt ein visionäres Bauprojekt Gestalt an: der Umbau eines aufgegebenen Parkhauses zu einem genossenschaftlich organisierten Wohngebäude mit sozialem Anspruch. Initiiert von der eigens gegründeten Genossenschaft Gröninger Hof eG, entstehen hier 90 öffentlich geförderte Wohnungen, davon ein Drittel für soziale Träger. Die Besonderheit: Das Grundstück bleibt im Eigentum der Stadt Hamburg und wurde der Genossenschaft im Wege des Erbbaurechts für 75 Jahre – mit Option auf 25 weitere Jahre – überlassen.

Die Grundlage für das Projekt wurde bereits 2016 durch die Initiative „Altstadt für Alle!“ gelegt. Seitdem haben zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure die Idee eines gemeinschaftlich organisierten, sozialen Wohnprojekts im Herzen der Stadt vorangetrieben. Die offizielle Gründung der Genossenschaft erfolgte 2018, im Sommer 2025 starten nun die Bauarbeiten.

Gröninger Hof Hamburg: Stadt und Genossenschaft ermöglichen ein Modellprojekt

Das Gelände des ehemaligen Parkhauses wurde von der Stadt über den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) erworben, nachdem die städtische Sprinkenhof GmbH es aufgegeben hatte. Die Vergabe an die Genossenschaft erfolgte im Rahmen eines Konzeptausschreibungsverfahrens, bei dem neben dem architektonischen Entwurf vor allem soziale und ökologische Kriterien entscheidend waren.

Finanziert wird das Projekt aus mehreren öffentlichen Töpfen: Nahezu eine Million Euro stammen aus dem investiven Quartiersfonds der Stadt, weitere 400.000 Euro kommen aus dem Sanierungsfonds der Bürgerschaft. Hinzu treten Darlehen von Förderinnen und Förderern sowie Genossenschaftsanteile der mittlerweile rund 300 Mitglieder zählenden Gröninger Hof eG.

Nachhaltigkeit durch Bestandserhalt und gemeinschaftliches Bauen

Obwohl ein Teilabbruch des Parkhauses aufgrund statischer Mängel notwendig ist, bleibt ein erheblicher Teil der Bausubstanz erhalten – darunter die Fundamente, das Kellergeschoss und einzelne Brandwände. Dadurch werden Ressourcen geschont und graue Energie weiter genutzt. Architektonisch wurde das Projekt von Duplex Architekten aus Zürich entworfen, die auf eine klare und zurückhaltende Formensprache setzen wollen. Der zentrale Einschnitt im Baukörper soll für Licht im Innenbereich sorgen und die Offenheit des Hauses unterstreichen.

Der soziale Anspruch des Projekts zeigt sich nicht nur in der Wohnungsbelegung, sondern auch in der Struktur des Gebäudes. Neben klassischen Wohnungen entstehen sogenannte Clusterwohnungen mit gemeinschaftlich genutzten Bereichen wie Küche oder Wohnzimmer. Ergänzend wird ein autoarmes Mobilitätskonzept umgesetzt, das mit der Umweltbehörde abgestimmt ist. Gewerbe, Kultur und Bildung finden in den unteren Geschossen Platz – das Haus versteht sich als offener Stadtbaustein mit belebter Erdgeschosszone.

Umbau in der Neuen Gröningerstraße 12: Ein Symbol für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung

Politisch wird das Projekt „Gröninger Hof Hamburg“ von mehreren Behörden unterstützt, darunter die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sowie das Bezirksamt Hamburg-Mitte. Auch Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer und Senatorin Karen Pein lobten das Vorhaben als vorbildlich für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung. Es sei ein Zeichen gegen Bodenspekulation, da das Grundstück dauerhaft im städtischen Eigentum verbleibe, so die Aussage.

Die Fertigstellung des Projekts ist für das Jahr 2027 vorgesehen. Zuvor beginnen im Mai 2025 vorbereitende Arbeiten, im Sommer folgen der Abbruch und die bauliche Umsetzung. Gefeiert wird der Baustart mit einem öffentlichen Kulturfest am 1. Mai unter dem Motto „Ein letztes Mal – Feiern statt Parken“.

© Genossenschaft Gröninger Hof eG, Architektur: Duplex Architekten, Landschaftsarchitektur: Rabe Landschaften, Visualisierung: Jonas Bloch. Mit freundlicher Unterstützung von PRIMUS Developments

Quellen: hamburg.de, Finanzbehörde, Genossenschaft Gröninger Hof eG, KAP Forum