Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner fordert eine neue Hochhausstrategie für die deutsche Hauptstadt, inspiriert von New Yorks Skyline. Doch die Berliner Realität zeigt: Von Visionen bis zur tatsächlichen Umsetzung ist es oft ein sehr weiter Weg. Wir geben eine Übersicht über zwölf ausgewählte Hochhausprojekte in Berlin.
© Visualisierung Titelbild: Bewocon / PORR / Ortner & Ortner
Text: Björn Leffler
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) befindet sich aktuell auf einer Dienstreise in New York City und scheint offenbar sichtlich beeindruckt von den dortigen Hochhäusern, die das Stadtbild vor allem im District Manhattan mehr als dominieren.
So ließ Wegner sich von mehreren Medien zitieren und forderte öffentlich, dass auch in Berlin verstärkt auf den Bau von mehr Hochhäusern gesetzt werden sollte – eine Forderung, die die CDU bereits vor mehreren Jahren kommuniziert hatte, als sie noch in der Opposition saß.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner möchte den Hochhausbau in Berlin forcieren
Gegenüber der Berliner Morgenpost sagte Wegner: „Wir müssen höher in Berlin bauen. (…) Wir müssen jetzt eine Debatte führen.“ Unabhängig von finanziellen Rahmenbedingungen fordert Wegner vor allem eines: „Dafür müssen wir den Mindset in Berlin verändern.“ Dies hatte unlängst auch Architekt Christoph Langhof gefordert, der schon vor Jahren gefordert hatte, dass Berlin in Bezug auf das Thema Hochhausbau endlich „vor die Welle“ kommen müsse.
Die Forderung Wegners ist also nicht neu und passt voll und ganz zur Linie seiner Partei. So mutet es tatsächlich etwas verwunderlich an, dass seit dem Amtsantritt Wegners keine bemerkenswerten Hochhausprojekte in Berlin nach vorn gebracht wurden, im Gegenteil.
Inspiration New York City: Kai Wegner will „eine richtige Hochhausplanung machen“
An der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte plant der Investor HB Reavis ein 115-Meter-Hochhaus mit einer gemischten Nutzung, gemäß den Vorgaben des Berliner Hochhausleitbilds. Doch das Projekt müht sich seit Jahren durch die Mühlen der Senats- und Bezirksbürokratie und steht – Stand heute – noch immer ohne verbindliche Zusage für den Bau des Gebäudes da.
Von einem anderen, deutlich spektakuläreren Hochhausprojekt hat man ebenfalls lange nichts gehört. Am Europa-Center in der Berliner City West will Christian Pepper ein bis zu 300 Meter hohes Gebäude errichten lassen, doch bis auf ambitionierte Visualisierungen ist von diesem Vorhaben bislang wenig konkretes zu hören. Kai Wegner scheint derzeit fest entschlossen, das Thema konzertiert anzugehen und sagt: „Wir wollen eine richtige Hochhausplanung machen.“
Dabei gibt es in Berlin bereits eine ganze Reihe von potenziellen Hochhausprojekten, an denen geplant oder bereits gebaut wird – mit ganz unterschiedlichen Aussichten auf eine Realisierung.
Wir haben zwölf unterschiedliche Projekte zusammengestellt:
Alexanderplatz: Hochhausprojekt „MYND“ am Galeria Kaufhof
Am Alexanderplatz in Berlin-Mitte hat im Januar der Hochbau für das Hochhausprojekt “Mynd” begonnen. Im November hatte Eigentümer Commerz Real mitgeteilt, dass das Unternehmen Züblin den Bau übernehmen soll. Nun nimmt das Projekt wieder Fahrt auf. Das Gebäude soll nach seiner Fertigstellung 134 Meter hoch werden und vorwiegend Gewerbeflächen bieten. Mittlerweile hat der Bau der ersten oberirdischen Etagen begonnen.
Neukölln: 176-Meter-Hochhaus „Estrel Tower“
Der im Bau befindliche „Estrel Tower“ in Neukölln überragt als erstes Gebäude in Berlin die 150-Meter-Marke und eröffnet der Stadt neue Höhen. Der erste „offizielle“ Wolkenkratzer Berlins setzt neue Maßstäbe für Hochhausprojekte in der Hauptstadt. Bis Ende 2025 soll das Projekt vollständig fertiggestellt werden.
Am Nordhafen in Moabit entsteht das „Upbeat Berlin“
Am nördlichen Ende der „Europacity“, in Berlin-Moabit, entsteht seit September 2021 das künftig 85 Meter hohe Bürogebäude “Upbeat Berlin”. Mittlerweile ist das Projekt im Hochbau, die ersten Etagen werden bereits mit der Glasfassade verkleidet. Der kleinste Gebäudeteil wird fünf, der mittlere elf und der größte der drei Teile 19 Geschosse enthalten. Insgesamt werden rund 35.000 Quadratmeter Mietfläche geschaffen, bis 2025 soll das Projekt fertiggestellt werden.
Berlin-Mitte: Der „Covivio Tower“ entsteht am Alexanderplatz
Vier große Kräne zeugen am Alexanderplatz in Berlin-Mitte davon, dass in den kommenden Jahren das von Covivio geplante Hochhaus in die Höhe wachsen wird. Derzeit wird an der Fertigstellung der Kellergeschosse gearbeitet, die Baugrube ist mittlerweile fast ausgefüllt. Im Laufe des Jahres wird der Hochbau beginnen. Geplant ist, ein 133 Meter hohes Gebäude direkt neben dem ParkInn Hotel zu errichten. Aufgrund der mittlerweile abgeschlossenen Tunnelrettungsarbeiten, die das Projekt deutlich verzögerten, wird der Wolkenkratzer voraussichtlich neun Monate später als geplant bis Ende 2026 fertiggestellt werden, möglicherweise auch erst Anfang 2027.
Karstadt-Areal am Kurfürstendamm: Aus drei mach eins
Die ursprünglichen Pläne für das Areal, die der mittlerweile insolvente Projektentwickler Signa bereits vor mehreren Jahren publiziert hatte, sahen den Bau von drei bis zu 150 Meter hohen Gebäuden und die Schaffung von rund 50.000 Quadratmetern Einzelhandelsflächen vor. Mittlerweile hat der Berliner Senat für das Areal neue Pläne publik gemacht. Statt drei Hochhäusern soll es nun nur noch ein Hochhaus auf dem Areal geben, welches sich in der Höhe an den bereits bestehenden Hochhäusern Upper West und Zoofenster (Waldorf Astoria) orientieren soll.
Komplexer Hochhaus-Umbau, Teil 1: Das Projekt „FÜRST“ am Kurfürstendamm
Mit 150 Millionen Euro soll die Fertigstellung des ambitionierten Bauprojekts „FÜRST“ in der Berliner City West gesichert werden, welches zwischenzeitlich vollständig ruhte. Die Bauherren gaben kürzlich einen Einblick in das Projekt, welches mittlerweile wieder Fahrt aufgenommen hat. Vor allem der Umbau des markanten Hochhauses ist bautechnisch besonders komplex. Denn der Turm des ehemaligen Kudamm-Karrees, der erst 2026 fertiggestellt werden soll, wurde um wenige Millimeter angehoben, um ihn statisch neu zu verankern. Das Gebäude wird künftig ausschließlich für Büroflächen genutzt, während in den unteren Etagen ein Fitnessstudio geplant ist.
Komplexer Hochhaus-Umbau, Teil 2: Das Projekt „Die Macherei“ am Landwehrkanal
Am Halleschen Ufer in Berlin-Kreuzberg entsteht derzeit das Bauvorhaben „Die Macherei“. Sämtliche Gebäude des Großprojekts sind mittlerweile im Bau und wachsen sichtbar in die Höhe, erste Neubauten wurden mittlerweile fertiggestellt. Damit entsteht ein neues Wohn- und Gewerbequartier zwischen Amtsgericht Kreuzberg und dem Theater „Hebbel am Ufer“. Neben den zwei Neubauprojekten wird aber auch das bestehende Hochhaus in der Projekt involviert, welches im Zentrum des Baufelds steht. Dafür erfolgt eine umfassende Sanierung und Modernisierung des zwischen 1965 und 1971 errichteten, ehemaligen „Postbank-Hochhauses“. Auf dem Dach des Gebäudes soll eine “Skybar” mit einem 270-Grad-Rundumblick auf Berlin entstehen.
Zoologischer Garten: Neues Hochhausquartier an der Hertzallee
An der Hertzallee in Berlin-Charlottenburg soll in den kommenden Jahren ein neues Hochhausquartier entwickelt werden. Auch das künftige KI-Forschungszentrum der TU Berlin wird auf dem Gelände untergebracht. Die Hochhäuser werden zwischen 60 und 110 Metern hoch werden. Nach dem Willen der Senatsverwaltung soll zwischen Fasanenstraße und Bahnhof Zoo ein attraktives Stadtviertel mit Hochschulgebäuden der Technischen Universität, neuen Wohnungen, Büros, Freiflächen und Stadtplätzen entstehen. Allerdings: einen konkreten Zeitplan oder gar einen Termin für den Baustart für das Projekt gibt es bislang nicht.
98 Meter: UTB plant Holzhochhaus am Anhalter Bahnhof
Das Unternehmen UTB steht nach eigener Auskunft für nachhaltige Stadtentwicklung. Mit verschiedenen Projektträgern schafft das Projektentwicklungsunternehmen Quartiere mit unterschiedlichen Wohnungstypologien. Am Anhalter Bahnhof soll in den kommenden Jahren ein 98-Meter-Hochhaus in Holzbauweise entstehen, mit einer gemischten Nutzung. Von den 18.000 Quadratmetern Nutzfläche sind 15 Prozent für die soziale Infrastruktur geplant, 25 Prozent für gewerbliche Einrichtungen und 60 Prozent für Wohnflächen. Zuletzt hieß es vom Projektentwickler, dass das Projekt planungsrechtlich noch eher am Anfang stehe und erst einmal den formalen Bebauungsplan-Prozess durchlaufen muss, der etwa drei Jahre in Anspruch nimmt. Erst dann wird das Baurecht für das Projekt erteilt. Derzeit lässt sich aber nicht prognostizieren, wann das sein wird.
Projekt „Ringbahnhöfe“ in Neukölln: Insolvenz bremst Quartiersentwicklung
Das Quartiersprojekt „Ringbahnhöfe“ in Berlin-Neukölln sollte einen brachliegenden, ehemaligen Güterbahnhof in lebendigen Wohnraum verwandeln – mit 100-Meter-Hochhaus und insgesamt 700 Wohnungen. Nach jahrelangen Planungen steht das ambitionierte Vorhaben nun jedoch vor einer ungewissen Zukunft. Denn wie die Immobilien Zeitung berichtet, haben sich die Bebauungspläne für das Areal wohl vorerst zerschlagen, denn mehrere Projektgesellschaften, die an der geplanten Quartiersentwicklung beteiligt sind, stehen offenbar kurz vor der Insolvenz.
Lichtenberg: Pläne für 128-Meter-Hochhaus auf Galeria-Grundstück
Auf dem Gelände des leerstehenden „Ring Centers 3“ plant die Becken Development GmbH ein multifunktionales 128-Meter-Hochhaus mit neuen Wohn-, Freizeit- und Arbeitsflächen für die an dieser Stelle aufeinandertreffenden Bezirke Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg. Im Oktober wurde das Projekt dem Berliner Baukollegium vorgestellt, steht planungsrechtlich allerdings noch ganz am Anfang und muss zudem abwarten, inwiefern der geplante Weiterbau der A100 das Bauvorhaben beeinträchtigen könnte.
Friedrichshain: 100-Meter-Hochhaus auf RAW-Gelände geplant
Die Kurth-Gruppe erhielt vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bereits im Jahr 2019 einen Aufstellungsbeschluss für die Errichtung von Gewerbebauten auf dem heutigen RAW-Gelände – unter Berücksichtigung gemeinwohl- und kulturorientierter Elemente, was im freiwilligem Dialogverfahren mit Anwohnern, Gastronomen und angesiedelten Künstlergruppen geschehen sollte. Unter anderem soll auf dem Gelände ein 100-Meter-Haus realisiert werden. Der Umbau sollte ursprünglich in diesem Jahr beginnen, bislang ist auf dem Areal allerdings noch nichts passiert. Fertiggestellt wurde hingegen das benachbarte Hochhausprojekt EDGE East Side mit einer Höhe von 140 Metern.
Weitere Bilder zum Thema gibt es hier:
Quellen: UTB Projektmanagement, Bewocon, PORR, Ortner & Ortner, Estrel Hotel-Betriebs-GmbH, Kurth Real Estate, Holzer Kobler Architekturen, mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, TU Berlin, HB Reavis, Dorte Mandrup A/S, Signa Real Estate, Commerz Real, Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, Covivio Immobilien GmbH, Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH
Ganz Langhofs Meinung…und das historische Zentrum um Friedrichswerder, Klosterviertel und Marienviertel kann man in Teilen den Rekonstrukteuren geben, die sie schon immer haben wollten. Dann sind alle glücklich und es würde mal sowas wie eine Spannung entstehen, als immer sich in unendlichen Grabenkämpfen zu verlieren, die nichts weiter als medioke Ergebnisse produzieren…
Ganz Langhofs Meinung…und das historische Zentrum um Friedrichswerder, Klosterviertel und Marienviertel kann man in Teilen den Rekonstrukteuren geben, die sie schon immer haben wollten. Dann sind alle glücklich und es würde mal sowas wie eine Spannung entstehen, als immer sich in unendlichen Grabenkämpfen zu verlieren.
Die sollen mal aufhören NACHTS den hässlichen Wolkenkratzer an der Sonnenallee zu bauen. Der ist schon groß genug…
Der scheiß Tower nimmt jetzt schon dem Bezirk die Sonne und lässt die Nachbarschaft seit Monaten nicht schlafen weil nachts Stahlträger aufgestellt werden.
Aber in einem Bezirk mit über 50% ausländischen Mitbürgern ist das der Stadt scheißegal…