Am östlichen Rand des Berliner Stadtteils Charlottenburg hat sich seit Mitte der 90er Jahre das Gewerbe- und Geschäftsviertel “Spreestadt Charlottenburg” entwickelt. Und es wird noch immer weiterentwickelt. Wir haben uns das Gebiet einmal genauer angesehen.
© Fotos: Celine Hellriegel
In Charlottenburg-Wilmersdorf wurde seit 1995 ein Gewerbegebiet reaktiviert, welches auf eine lange Historie als Industrie- und Gewerbestandort zurückblicken kann. Das Gebiet trägt den Namen “Spreestadt Charlottenburg”.
Das Areal, welches auch das KPM-Quartier beinhaltet, ist heute ein Zentrum für Dienstleistung, Mobilität, Gewerbe und Wohnen auf dem traditionellen Industrie- und Gewerbegelände zwischen Spree und Landwehrkanal. Insgesamt umfasst das Gelände eine Fläche von 25 Hektar, dessen Bebauung 1999 im Planwerk Innenstadt beschlossen wurde.
Das Gelände wird seit 1850 als Industriequartier genutzt
Die gewerbliche Nutzung des Gebiets wurde aber nicht vollkommen neu erdacht: Das Industriequartier zwischen dem 1850 eröffneten Landwehrkanal und dem Spreebogen hat eine lange Tradition, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht. Vor allem industrielle Unternehmen wie Siemens, AEG, Borsig, Loewe und Schering errichteten in diesen Bereichen ihre Werkanlagen. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Areals weitgehend zerstört.
Die Investoren Daimler Chrysler, Bavaria, Jachimovicz und Partner sowie Hippon entwickelten das Gebiet zwischen Wegelystraße und Englischer Straße im Zentrum ab Mitte der 90er Jahre. Die südlich angrenzende Technische Universität Berlin erweitert sich ebenfalls in dieses Stadtgebiet hinein.
Neuentwicklung ab Mitte der 90er Jahre
Zur Erschließung wurde die Wegelystraße umgelegt und bis zur Gutenbergstraße verlängert. Zudem wurden drei neue Straßen angelegt: Hannah-Karminski-, Otto-Dibelius- und Margarete-Kühn-Straße.
Heute bekanntestes Gebäude des Areals ist der 2004 entstandene Neubau der “Mercedes Benz Welt” am Salzufer. Das im Zentrum des Gebietes liegende KPM Quartier wurde dann ab 2008 entwickelt. Hierfür wurden historische Bestandsgebäude aufwendig saniert und durch einen Neubau ergänzt.
Zentrum der Automobilindustrie
Seit den 2000er Jahren hat sich das Quartier, vor allem im Bereich der Franklinstraße, zudem zu einem Zentrum der Automobilindustrie entwickelt. Neben Daimler haben Unternehmen wie Nissan, Volkswagen, Maserati oder die Weller-Gruppe unterschiedliche Niederlassungen, Verkaufsbüros und auch Entwicklungszentren eingerichtet.
Darüber hinaus sind Unternehmen wie Siemens, Beiersdorf, Gebauer und verschiedene Gesundheitsverbände auf dem Areal ansässig. Die Accor-Gruppe errichtete 2005 ihr erstes Luxus-Hotel als Eingangstor zur Spreestadt unter dem Namen Dorint Novotel.
240 neue Wohnungen sollen entstehen
Auf dem schon jetzt dicht und vorwiegend modern bebauten Gelände entstehen auch heute noch weitere Flächen für Büro- und Gewerbenutzungen. Mit dem naheliegenden S-Bahnhof Tiergarten ist das Quartier sehr gut an die Berliner Stadtbahn angebunden.
Was bislang auf dem Gelände allerdings nur wenig vorhanden ist, sind Wohnungen. Lediglich in der Englischen Straße und in der kurzen Gutenbergstraße, die jetzt als Verlängerung der Wegelystraße bis zur Franklinstraße verläuft, wurden Wohnflächen realisiert.
60 Sozialwohnungen, Kitas und weitere Büroflächen werden Teil des Projekts
Dies soll sich zukünftig aber ändern. Auf einer heute als Parkplatz genutzten Fläche zwischen Hannah-Karminski-, Gutenberg- und Margarete-Kühn-Straße sollen in insgesamt fünf Gebäuden mit jeweils sieben bis zehn Stockwerken rund 240 Wohnungen entstehen.
Zwischen den Neubauten soll ein Stadtplatz mit rund 1.100 Quadratmetern Fläche entstehen, um die Aufenthaltsqualität im zukünftigen Wohnviertel zu erhöhen. Zudem sehen die Pläne einen 12,50 Meter breiten Grünstreifen vor, der am Ufer angelegt werden soll.
Der überwiegende Teil der Wohnungen, darunter 60 Sozialwohnungen, soll in Türmen direkt an der Spree entstehen. Auch eine Kita und weitere Büroflächen sollen in den Neubauten entstehen, für die der Bauausschuss des Bezirks Anfang September den Bebauungsplan verabschiedet hat.