Das Quartier um die Mierendorffinsel entwickelt sich kontinuierlich weiter, was sich insbesondere an zahlreichen neu entstandenen Wohn- und Gewerbebauten zeigt. Einen Überblick über aktuelle Bauvorhaben sowie bereits abgeschlossene Projekte auf der Mierendorffinsel bietet ENTWICKLUNGSSTADT.

Vom Kraftwerk Charlottenburg auf der Mierendorffinsel über nachhaltige Wohn- und Gewerbebauten bis hin zu Verkehrsprojekten prägen zahlreiche Vorhaben die Entwicklung des Bezirks./ © Foto: Wikimedia Commons
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© Foto Titelbild: Bauwens / Höhne Architekten
Die Mierendorffinsel liegt im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und wird von drei Wasserwegen umschlossen. Im Norden grenzt sie an den Westhafenkanal, im Westen an den Charlottenburger Verbindungskanal und im Süden sowie Osten an die Spree.
Das Quartier durchläuft derzeit eine Phase intensiver Stadtentwicklung. Mit der Fertigstellung des Bürogebäudes „AERA“ wurde der Grundstein für eine umfassende Quartiersentwicklung gelegt. Gleichzeitig entstehen mit Projekten wie „Hey Charlottenburg“ und „Am Spreebord“ dringend benötigte Wohnungen. Auch der Ausbau der Radwege und die Sanierung des Spreeradwegs unterstreichen, wie der Bezirk seine Infrastruktur für die Zukunft modernisiert.
1 – Bauvorhaben „AERA“ erfolgreich fertiggestellt

Das Gebäude zeichnet sich durch seine schlanke, langgezogene Form und die üppige Begrünung des Dachgartens aus. / © Foto: Bauwens, Max Kissler
Mit der Fertigstellung des Gewerbeprojekts „AERA“ hat Bauherr Bauwens auf der Charlottenburger Mierendorffinsel den Startschuss für eine umfassende Quartiersentwicklung gegeben. Das kaskadenartige Bürogebäude bietet Platz für bis zu 1.000 Arbeitsplätze und zeichnet sich durch einen 2.200 Quadratmeter großen Dachgarten aus. Dort wurden 30 bis zu zwölf Meter hohe Bäume wie Kiefern, Eichen und Wildkirschen gepflanzt. Die aufwendige Begrünung speichert jährlich rund fünf Tonnen CO₂ und will neue Maßstäbe für nachhaltiges Bauen setzen.
Für das Projekt wurden spezielle technische Maßnahmen umgesetzt. Die Bäume sind mit Stahlverankerungen fest im Gebäude integriert und wurden zuvor in Windsimulationen getestet. In direkter Nachbarschaft plant Bauwens weitere 100.000 Quadratmeter Wohn- und Gewerbeflächen und treibt damit die städtebauliche Entwicklung der Insel weiter voran.
2 – Modernisierung Kraftwerk Charlottenburg: Meilenstein mit Fragezeichen

Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1900 war das Kraftwerk Charlottenburg maßgeblich an der Elektrifizierung der damals eigenständigen Stadt Charlottenburg beteiligt. / © Foto: Wikimedia Commons, ThoKay, CC BY-SA 3.0
Das Kraftwerk Charlottenburg wird für 750 Millionen Euro von der Berliner Energie- und Wärmewende GmbH (BEW) umfassend modernisiert. Bis 2029 soll eine der modernsten Fernwärmeanlagen Europas entstehen, die vollständig auf fossile Brennstoffe verzichtet. Erneuerbare Energien, Kraft-Wärme-Kopplung, elektrische Heißwassererzeugung, Geothermie und industrielle Abwärme sollen den CO₂-Ausstoß um bis zu 50 Prozent senken. Die Berliner Senatsverwaltung sieht das Projekt als wichtigen Schritt zur Stärkung des Energiesystems und als mögliches Vorbild für andere Metropolen.
Doch es gibt auch Kritik. Umweltschutzorganisationen zweifeln, ob die Maßnahmen ausreichen, um Berlins Klimaneutralitätsziel bis 2045 zu erreichen, und fordern stärkere Investitionen in Wärmepumpen und Solarthermie. Der Landesrechnungshof warnt zudem vor den hohen Kosten und stellt die langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit infrage.
3 – Neues Quartier „Am Spreebord“ entsteht

So stellt sich Projektentwickler Bauwens die Entwicklung des Quartiers „Am Spreebord“ vor: Die geplanten Gebäude sollen sich um einen öffentlich zugänglichen Parkbereich gruppieren. / © Visualisierung: Bauwens / Höhne Architekten
Der Immobilienentwickler Bauwens plant auf der Mierendorffinsel das Quartier „Am Spreebord“. Auf einem ehemaligen Tanklager-Gelände sollen rund 600 Wohnungen, Büros, Gewerbeeinheiten und eine Kita entstehen. Der Entwurf des Berliner Architekturbüros Stephan Höhne Gesellschaft von Architekten mbh verzichtet bewusst auf klassische Blockbebauung und setzt stattdessen auf einen zentralen, 7.000 Quadratmeter großen Park mit Bäumen, Pavillons, Cafés und Spielangeboten.
Das Quartier wird autofrei geplant, mit speziellen Zufahrten nur für Liefer- und Notfalldienste. Für Bewohnerinnen und Bewohner entstehen Carsharing-Parkplätze, Ladesäulen für Elektroautos sowie Fahrradstellplätze mit Akku-Ladestationen.
4 – „Hey Charlottenburg“: Neues Quartier nimmt Form an

Der Innenhof, der im Zuge des Projekts entsteht, soll zudem mit Fahrradstellplätzen, einem Klettergarten, einer Nestschaukel sowie bepflanzten Flächen aufgewertet werden./ © Visualisierung: bloomimages
Mit „Hey Charlottenburg“ entsteht auf einem 7.300 Quadratmeter großen Areal ein vollkommen neues Wohnquartier. Bereits im November 2024 feierte das erste Teilprojekt „Haus 12“ Richtfest. Es bietet rund 3.400 Quadratmeter Wohnfläche, die sich auf 66 sozial geförderte und zwei frei finanzierte Mietwohnungen verteilen werden. Die Projektentwickler, ein Joint Venture der Unternehmen HAMBURG TEAM und OTTO WULFF, sowie die landeseigene Eigentümerin DEGEWO realisieren mit „Hey Charlottenburg“ insgesamt 337 Wohnungen.
Das Quartier ersetzt einen ehemaligen Gewerbehof und umfasst neben Wohnungen eine Kita, kleine Gewerbeflächen sowie begrünte Außenbereiche. Der Entwurf stammt vom Büro KSP Engel Architekten, Anwohner wurden frühzeitig in die Planung eingebunden. Ziel ist es, dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum in zentraler Lage zu schaffen.
5 – Wohnraum für 570 Geflüchtete in der Quedlinburger Straße

Nicht nur Berlinerinnen und Berliner leiden unter dem enorm angespannten Berliner Wohnungsmarkt. Auch die dringend benötigten Wohnungen und Unterkünfte für Flüchtlinge werden händeringend gesucht./ © Foto: IMAGO / Funke Foto Services
An der Quedlinburger Straße 45 hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM ein neues Wohnprojekt fertiggestellt, das aktuell 570 geflüchteten Menschen Unterkunft bietet. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten hat das Gebäude für zehn Jahre angemietet. Der Neubau, bestehend aus 146 Wohnungen sowie einer Kita für etwa 60 Kinder, soll insbesondere Familien aus Sammelunterkünften privateren Wohnraum bieten und deren Integration im Kiez fördern. Nach Ablauf der zehn Jahre ist geplant, die Wohnungen möbliert an Studierende weiterzuvermieten.
Der Bedarf an Wohnraum für Geflüchtete in Berlin bleibt enorm, Bauprojekte stoßen allerdings häufig auf Widerstand in der Bevölkerung. Auch das nun fertiggestellte Gebäude bietet nur begrenzte Wohnfläche. Pro Person stehen lediglich neun Quadratmeter zur Verfügung, die Ausstattung ist äußerst schlicht gehalten. Trotz der knappen Verhältnisse soll die Nähe zu Kita und Nachbarschaftstreff dazu beitragen, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner rasch im Stadtteil integrieren können.
6 – Goslarer Ufer im Wandel – Neubauprojekt setzt auf Mischung aus Wohnen und Gewerbe

Im Erdgeschoss des Wohnquartiers sind Gewerbeflächen auf 1.1000 Quadratmeter Fläche geplant. / © Visualisierung: allmannwappner
Auf einem rund 6.000 Quadratmeter großen Grundstück am Goslarer Ufer in Berlin-Charlottenburg entwickeln die Immobilienunternehmen INCEPT und ZIEGERT Group ein vielseitiges Wohnquartier. Geplant sind etwa 19.700 Quadratmeter Wohnfläche mit frei finanzierten und öffentlich geförderten Wohnungen sowie rund 1.100 Quadratmeter Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Die öffentliche Beteiligung läuft bereits, der Siegerentwurf stammt von den Münchner Büros Allmannwappner und Rabe Landschaften.
7- Neue Mietwohnungen in der Arcostraße realisiert

Im beliebten Gründerzeitquartier zwischen Otto-Suhr-Allee und Spree hat das landeseigene Wohnungsbauunternehmen GEWOBAG in der Arcostraße 111 neue Mietwohnungen gebaut. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Am Charlottenburger Ufer, direkt an der Spree und in unmittelbarer Nähe zur Mierendorffinsel, hat das landeseigene Wohnungsbauunternehmen GEWOBAG Ende vergangenen Jahres insgesamt 111 neue Mietwohnungen fertiggestellt. Ergänzt wird das Bauprojekt durch acht Gewerbeflächen, die ebenfalls neu entstanden sind. Zum Projekt gehört eine Wohnanlage aus insgesamt zehn Gebäuden, darunter fünf Vorderhäuser entlang der Arcostraße sowie fünf Hofgebäude im Innenbereich des Grundstücks.
8 – Supermarkt weicht Wohnraum – 47 Wohnungen auf EDEKA Grundstück

Der Neubau von Wohnungen auf Grundstücken, auf denen ursprünglich Filialen von Discountern und Supermärkten standen, hat in Berlin in den vergangenen Jahren zugenommen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
An der Osnabrücker Straße auf der Mierendorffinsel baut die fiducia Investment GmbH 47 neue Mietwohnungen auf dem Gelände eines ehemaligen EDEKA-Marktes. Statt Eigentumswohnungen entstehen hier ausschließlich Mietwohnungen. Das neue Eckgebäude wird sich in seiner Höhe an der umliegenden Bebauung orientieren. Ergänzt wird das Projekt durch einen begrünten Innenhof und rund 100 Fahrradstellplätze.
9 – Neue Radverkehrsroute „Opernroute Nord“ verläuft durch Mierendorffinsel

Auch der Fußverkehr profitiert von den Umgestaltungen entlang der Fahrradroute. Doppelquerungen wurden eingeführt, um die Barrierefreiheit zu erhöhen. / © Foto: GB infraVelo GmbH
Mit der „Opernroute Nord“ soll eine sichere und komfortable Radverbindung entstehen. Der zweite Bauabschnitt zwischen Otto-Suhr-Allee und Kaiserin-Augusta-Allee ist weitgehend abgeschlossen und umfasst breite Radfahrstreifen mit einer Regelbreite von 2,50 Metern. Protektionselemente und Sicherheitstrennstreifen sorgen für eine klare Trennung vom Kfz-Verkehr, während farbige Markierungen die Sichtbarkeit an Kreuzungen erhöhen. Ergänzt wird das Projekt durch rund 110 neue Fahrradabstellanlagen, die den Radverkehr in der Stadt weiter stärken sollen.
10- Wegearbeiten zwischen Caprivi- und Dovebrücke

Am Iburger Ufer haben die Arbeiten bereits begonnen, wobei neun Bäume weichen mussten, da dies aufgrund der Wegeführung unvermeidbar war. / © ENTWICKLUNGSSTADT
Bereits seit Februar 2024 wird der Spreeradweg zwischen Caprivi- und Dovebrücke im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) saniert. Die Bauarbeiten erfolgen in mehreren Abschnitten und sollen bis Mai 2025 abgeschlossen sein. Zur Anpassung der Wegeführung mussten neun Bäume weichen, die durch 34 Neupflanzungen ersetzt wurden. Informationen zur veränderten Wegeführung erhalten Bürgerinnen und Bürger über Pläne an den Bauzäunen.
Quellen: Bauwens GmbH & Co. KG, Berliner Woche, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architektur Forum, Berliner Morgenpost, rbb Abendschau, Berliner Woche, DB Bauzeitung, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, DEGEWO, HAMBURG TEAM, OTTO WULFF, ZIEGERT Group, INCEPT GmbH, allmannwappner, GEWOBAG, Architektur Urbanistik Berlin, iducia Investment GmbH
Ich vermisse bei den geplanten Wohnraumprojekten wenigstens einen dazugehörigen Lebensmittelmarkt. Es ist schwer vorstellbar, dass REWE in der Quedlinburger Straße allein diesen Bedarfszuwachs zufriedenstellend lösen kann.
MfG
W. Dressler