Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg soll es sauberer werden. Eine neue Vereinbarung zwischen Bezirk und Senat sieht Maßnahmen gegen Vermüllung im öffentlichen Raum vor. Die Vereinbarung gilt bis Ende 2025 und umfasst verstärkte Kontrollen, Prävention und Aufklärung.

Rund 16.000 Meldungen pro Jahr zeigen: Müll gehört in vielen Ecken des Bezirks zum Alltag – etwa am Kottbusser Tor, wo sich Abfälle auch ohne Streik der Stadtreinigung regelmäßig türmen. / © Foto: Wikimedia Commons, Michael.F.H.Barth, CC BY-SA 4.0
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Kreuzberg will sauberer werden und setzt dabei auf eine neue Strategie aus Kontrolle, Aufklärung und Prävention. Mit einer Zielvereinbarung bündeln Bezirk und Senat ihre Kräfte, um Müll-Hotspots gezielt anzugehen.
Neue Ordnungskräfte, sogenannte „Waste Watcher“, sollen Verunreinigungen erfassen und Verstöße ahnden. Ein Blick nach Wien zeigt, wie nachhaltige Maßnahmen wirken können und was Berlin daraus lernen will.
Neues Sauberkeitskonzept: Bezirksamt und Senat bündeln Kräfte gegen Müll-Hotspots
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg reagiert auf die anhaltende Vermüllung im öffentlichen Raum. Gemeinsam mit dem Berliner Senat hat das Bezirksamt eine Zielvereinbarung unterzeichnet, die konkrete Maßnahmen für mehr Sauberkeit vorsieht. Die Vereinbarung läuft bis Ende 2025 und umfasst unter anderem verstärkte Kontrollen an sogenannten „Müll-Hotspots“, Aufklärungsarbeit in Schulen und neue Stellen im Ordnungsdienst.
Im Fokus steht die Arbeit sogenannter „Waste Watcher“, die gezielt in stark verschmutzten Bereichen eingesetzt werden. Sie sollen Verstöße gegen die Sauberkeitsvorgaben feststellen und gegebenenfalls ahnden. Zwei Stellen wurden dafür neu geschaffen. Parallel erhält der Bezirk 20.000 Euro zur Entwicklung und Umsetzung einer individuellen Präventionsstrategie.
Mehr Aufenthaltsqualität durch gezielte Kontrollen und Prävention als Gemeinschaftsaufgabe
Die „Waste Watcher“ sollen sich sowohl um Kleinstablagerungen wie Hundekot oder Zigarettenkippen kümmern als auch um größere Müllmengen wie Sperrmüll oder gewerbliche Abfälle. Ziel sei es, durch regelmäßige Kontrollen die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu verbessern. Auch Hinweise aus der Bevölkerung sollen stärker berücksichtigt werden.
Neben der Kontrolle steht auch der präventive Ansatz im Vordergrund. Schulbesuche und Informationsveranstaltungen sollen das Bewusstsein für die Folgen illegaler Müllentsorgung schärfen. Die Stadträtin für Ordnung, Annika Gerold, betonte gegenüber dem Tagesspiegel, wie sehr einzelne Müllsünderinnen und Müllsünder ganze Kieze belasten würden. Das Bezirksamt setze deshalb auf eine Kombination aus Kontrolle und Aufklärung.
Wenn Müll liegen bleibt: Kreuzberg orientiert sich an der Stadt Wien
Was passiert, wenn Müll nicht abgeholt wird, zeigte sich zuletzt eindrücklich während des einwöchigen Streiks der Berliner Stadtreinigung (BSR). Rund 12.000 Tonnen Restabfall blieben liegen – sichtbar in überquellenden Tonnen, Müllsäcken auf Gehwegen und verdreckten Hinterhöfen. Besonders in dicht besiedelten Kiezen wie Kreuzberg wurde deutlich, wie schnell sich der öffentliche Raum verändert, wenn Entsorgungsroutinen ausfallen. Für viele Berlinerinnen und Berliner wurde erlebbar, welche Rolle funktionierende Müllentsorgung für das Stadtbild, die Hygiene und das Sicherheitsempfinden spielt.
Das Vorgehen in Friedrichshain-Kreuzberg orientiert sich auch an Maßnahmen aus anderen europäischen Städten. Als Vorbild dient unter anderem Wien, das als besonders sauber gilt. Laut Bezirksamt sollen diese Erfahrungen helfen, langfristig ein höheres Sauberkeitsniveau im Kiez zu erreichen, nicht durch Repression, sondern durch ein verändertes Verhalten im Alltag.
Vorbild Wien: Wie gezielte Maßnahmen illegale Sperrmüllablagerung halbieren konnten
Der Blick nach Wien zeigt, wie eine konsequente Strategie gegen Vermüllung aussehen kann. Mit dem Inkrafttreten des Wiener Reinhaltegesetzes im Jahr 2008 schuf die Stadt die rechtliche Grundlage für ein umfassendes Vorgehen gegen Verunreinigungen im öffentlichen Raum. Seither sind die sogenannten „Waste Watcher“ im Einsatz – speziell geschulte Ordnungskräfte, die Vergehen nicht nur ahnden, sondern auch präventiv aufklären.
Sie ahnden Müllvergehen mit Strafen ab 50 Euro und können bei schweren Verstößen Anzeigen erstatten. Die Strategie zeigt Wirkung: Illegale Sperrmüllablagerungen gingen um 50 Prozent zurück, bei Kühlgeräten sogar um 60 Prozent. Pro Jahr werden rund 128 Millionen Zigarettenstummel korrekt entsorgt. Kontrolle, Aufklärung und gute Infrastruktur greifen hier ineinander. Inwieweit die Strategie auch in Berlin aufgehen wird, bleibt abzuwarten.
Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, Stadt Wien