Im Umfeld des Berliner Hauptbahnhofs wird seit vielen Jahren ein gänzlich neues Stadtquartier aus dem Boden gestampft. Sukzessive erhält das Gebiet nördlich des Bahnhofs mit der voranschreitenden Fertigstellung der “Europacity” ein neues Gesicht. Ein fehlendes Puzzlestück ist noch die Gestaltung des Europaplatzes. Nach Abschluss des Gestaltungswettbewerbs steht nun fest: Der Europaplatz wird in den kommenden Jahren nach Plänen des Büros Rehwaldt Landschaftsarchitekten neu gestaltet.

Draufsicht: Deutlich grüner und besser strukturiert soll sich der Europaplatz auf der nördlichen Seite des Hauptbahnhofs in den kommenden Jahren präsentieren. / © Visualisierung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

© Visualisierungen: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Text: Björn Leffler

 

Nördlich des Berliner Hauptbahnhofs werden in den kommenden Jahren zahlreiche Landschaftsarchitekten ans Werk gehen, um die bestehenden Freiflächen neu zu gestalten – und deutlich grüner zu machen.

Bereits Ende 2022 berichteten wir über die Pläne, den nördlichen Vorplatz des Hauptbahnhofs, den Europaplatz im Ortsteil Moabit, umzugestalten. Wo derzeit aufgrund des Baus der neuen S-Bahnlinie “City-S-Bahn” noch eine Baugrube klafft, soll nach Inbetriebnahme der Linie ein neuer Stadtplatz gestaltet werden – zumindest teilweise.

Die “City-S-Bahn” soll ab 2024 Hauptbahnhof und Ringbahn verbinden

Die “City S-Bahn” soll den Bahnhof an das nördliche S-Bahnnetz sowie die Ringbahn anschließen. Der mehrfach verschobene Start der neuen Linie soll nach aktuellem Planungsstand bis spätestens Mitte 2024 erfolgen. Anschließend soll mit der Umgestaltung des Europaplatzes begonnen werden.

Der entsprechende Gestaltungswettbewerb ist nun entschieden worden. Das bereits favorisierte Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten konnte sich gegen drei Mitbewerber durchsetzen und die Jury mit seinem Konzept zur Neugestaltung des Areals überzeugen.

Rehwaldt Landschaftsarchitekten dürfen Europaplatz in Moabit umgestalten

Das Gelände, der sogenannte “Europaplatz Süd”, soll gemäß Abstimmung zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen), der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima- und Umweltschutz, dem Bezirk Mitte und der Deutschen Bahn AG zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Umstiegsmöglichkeiten umgestaltet werden.

Das Konzept des siegreichen Büros hat das Ziel, eine möglichst großzügige, offene Platzfläche auszuformen, die den ankommenden Reisenden ein freundliches Willkommen bieten soll. Es wäre eine deutliche Verbesserung zum heutigen Status Quo aus Baustellen, engen Autogassen, zu wenig Fahrradbügeln und mangelndem Parkraum.

Europaplatz am Hauptbahnhof soll zum “Entrée Berlin” werden

Unter dem Leitbild „Entrée Berlin“ soll ein urbaner, einladender Platzraum in der Mitte der Stadt entstehen, der eine gute Orientierung und atmosphärische Aufenthaltsorte bieten soll.

Ein Hauptelement des Konzeptes soll ein „Grüner Schirm“ werden, der sich gegenüber dem Bahnhofsgebäude befinden wird. Als eine unregelmäßige Pflanzung hochstämmiger Bäume soll sich ein durchlässiger Raum formen, der einerseits eine Abschirmung zur Invalidenstraße herstellen soll, andererseits aber auch einen atmosphärischen Aufenthaltsort bilden kann.

Ein “Grüner Schirm” und Terrazzobelag für den “neuen” Europaplatz

Vom Bahnhofsgebäude bis zur Invalidenstraße soll im Rahmen der Umbauarbeiten eine durchgängige Oberfläche ohne Stufen oder Bordanlagen geschaffen werden. Als Material für die Umgestaltung soll ein Asphalt mit geschliffener Oberfläche verwendet werden, der einen möglichst hohen Komfort bieten soll.

Mittels heller Zuschlagstoffe und eingefärbter Bindemittel soll ein freundlicher, warmer und auch lebhafter Gesamteindruck erzeugt werden, der dem eines Terrazzobelages ähneln soll. Auf die entsprechende Umsetzung darf man in jedem Fall gespannt sein.

Regenwasser soll gesammelt und für gepflanzte Bäume genutzt werden

Das Regenwasser soll zukünftig in Schlitzrinnen aufgefangen und größtenteils in den nördlichen Bereich geführt werden, wo es im „Grünen Schirm“ in einer Speicherrigole gesammelt wird. Hier sollen die Bäume das Wasser über die Wurzeln aufnehmen und es über die Baumkronen verdunsten können.

Dadurch soll auf dem Gelände vor allem in den heißen Sommermonaten ein kühlender Effekt für die unmittelbare Umgebung entstehen und das Regenwasser direkt vor Ort nutzbar gemacht sowie die Kanalisation entlastet werden.

Parkhaus für Fahrräder, Jelbi-Station und zusätzliches WC geplant

Das Fahrradparken und eine Jelbi-Station sowie ein möglicher Standort für ein WC sollen am östlichen Platzrand entstehen, in einem Gebäude mit begrüntem Dach. Die Visualisierung des Büros zeigt auch deutlich, dass auf dem östlichen Teil des Europaplatzes noch Platz für einen seit Jahren kolportierten Hochhausbau der Deutschen Bahn freigehalten wird.

Dieses Detail war in einer früheren Visualisierung zur Umgestaltung des Europaplatzes noch nicht enthalten. Über den Bau dieses Hochhauses in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof wird seit Jahren spekuliert – ob es tatsächlich kommt, ist bislang unklar. Doch genau wie die Umgestaltung des Europaplatzes muss auch dieses Projekt mindestens auf die Fertigstellung der “City-S-Bahn” warten.

Bis 2025 soll der Europaplatz neu gestaltet werden

Bis 2024 sollen die weiteren Vorplanungen für die Umgestaltung des Europaplatzes abgeschlossen werden, bis 2025 sollen nach derzeitigem Stand die Bautätigkeiten abgeschlossen werden.

Ein weiteres Freiraumprojekt wird vom landeseigenen Unternehmen Grün Berlin GmbH verantwortet und trägt den Namen “Döberitzer Grünzug”, ausgehend von der namensgebenden Döberitzer Straße, die nördlich des Hauptbahnhofs verläuft und die südliche Begrenzung des geplanten Grünzugs zwischen Poststadion und “Europacity” bilden wird.

Grün Berlin realisiert das Freiraumprojekt “Döberitzer Grünzug”

So soll auf einem schmalen Streifen zwischen den Wohnquartieren an der Lehrter Straße und der “Europacity” eine neue Ost-West-Verbindung sowie zusätzlich eine Nord-Süd-Grünverbindung entstehen, die den Hauptbahnhof mit den nördlich liegenden Stadtquartieren in Moabit und im Wedding vernetzen soll.

Die bisherige Brachfläche soll im Zuge der Bauarbeiten in den kommenden Jahren zu einer 4,5 Hektar großen Grünanlage umgestaltet werden. Die Realisierung des “Döberitzer Grünzugs” ist eine Ausgleichs- und Gestaltungsmaßnahme zur Kompensation der durch den Bau der Bundesstraße B 96 verursachten Eingriffe in den Naturhaushalt.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: Deutsche Bahn, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Rehwaldt Landschaftsarchitekten, IVAS Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme

 

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4 Comments

  1. Ken 13. Oktober 2023 at 13:09 - Reply

    Terrazzoboden mit hellem Bindemittel: Was passiert bei nachträglichen Kanal- oder Leitungsarbeiten? Ist der Belag in Platten verlegt oder wird dann mit irgendwas geflickt?

  2. Dammann 14. Oktober 2023 at 11:10 - Reply

    Die Idee entspricht der Leere dieses Platzes, aber für mich als Behinderte mit Rollator sehe keine Möglichkeit von
    Sitzbänken, wenn ich von der Spree kommend per pedes,
    um mich ein wenig auszuruhen, um dann im Bahnhofsgebäude
    etwas einzukaufen und die Begründungen zu geniessen.
    Warum das so ist, weiss ich, man möchte Obdachlosen keinen
    Schlafplatz anbieten. Für mich ist es daher keine Option dort
    mich aufhalten zu können, und die Touristen die durch umsteigen
    dort auch warten möchten, können auch nur ihre Koffer benutzen.
    Das Projekt sollte erweitert werden, auch Papierkontainer werden gebraucht. Ohne Überwachung wird es nichts!

  3. Fornfeist, Hans-Joachim 17. Oktober 2023 at 10:46 - Reply

    Hallo und Dank für den Bericht zu Komplettierung: Vielen fehlt eine repräsentative Brunnenfontaine, die mit Spreewasser im Kreislauf kosrengünstig wäre und die Luft feucht, kühlend, somit erfrischend hielte. Die Halteanlage der Tram könnte tiefer gelegt, darunter verdeckt werden.

  4. […] Der entsprechende Gestaltungswettbewerb ist im vergangenen Oktober entschieden worden. Das bereits favorisierte Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten konnte sich gegen drei Mitbewerber durchsetzen und die Jury mit seinem Konzept zur Neugestaltung des…. […]

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