Der Berliner Senat will Windkraft ermöglichen, stößt dabei aber auf Vorbehalte in vielen Bezirken. Eine frühzeitige Beteiligung soll nun Klarheit schaffen – doch die Diskussion um den Bau von Windrädern innerhalb der Berliner Stadtgrenzen bleibt kontrovers. Auf Senats- und Bezirkspolitik kommen wohl konfliktträchtige Verhandlungen zu.

Windkraftanlagen auf den Müggelbergen in Treptow-Köpenick? Der Ausbau erneuerbarer Energien in Berlin trifft auf begrenzte Flächen und große Skepsis. Die öffentliche Beteiligung zu acht Windkraftstandorten hat begonnen. / © Foto/Visualisierung: Wikimedia Commons / ENTWICKLUNGSSTADT (erstellt mit KI)

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Im Amtsblatt hat der Berliner Senat kürzlich acht potenzielle Windenergie-Flächen innerhalb des Berliner Stadtgebiets benannt. Drei der potenziellen Windkraftstandorte befinden sich im Bezirk Pankow, einer davon an der Grenze zu Lichtenberg. Konkret geht es um Flächen in Blankenfelde/Akenberge, Buchholz Nord sowie im Landschaftsraum Wartenberg/Falkenberg.

Zwei weitere Areale sind im Grunewald verortet – eines am Teufelsberg in Charlottenburg-Wilmersdorf, ein weiteres im südlichen Steglitz-Zehlendorf. Hinzu kommen Flächen in der Krummendammer Heide (Treptow-Köpenick), in den Rieselfeldern Gatow (Spandau) und in Jungfernheide/Tegel (Reinickendorf). Für alle acht Standorte sollen laut Senatsverwaltung die Flächennutzungspläne angepasst werden. Konkrete Bauentscheidungen stehen jedoch noch aus.

Windenergie in Berlin: Senat nennt acht mögliche Standorte für den Bau von Windrädern

Die Initiative des Berliner Senats ist keinesfalls nur eine urbane Vision, sondern eine Reaktion auf das Windenergieflächenbedarfsgesetz, das Städte verpflichtet, bis Ende 2027 0,25 Prozent (bis 2032 0,5 Prozent) ihrer Fläche für Windkraft bereitzustellen – in Berlin entspricht das rund 446 Hektar.

Im landesweiten Rahmenkonzept gefahndet, befinden sich alle acht Areale in schützenswerten Landschaftsschutzgebieten – rund 17 Prozent der Berliner Fläche. Das häufig vorgebrachte Argument, es bestehe in Berlin kaum nutzbarer Raum, trifft daher tatsächlich zu: In der dicht bebauten Metropole wird selbst die größte Leerstelle zur Konfliktzone, der Umweltschutz steht der Energiewende also womöglich im Weg.

In Spandau gibt es Widerstand gegen den möglichen Bau von Windrädern

Im Bezirk Spandau, insbesondere rund um die ehemaligen Rieselfelder in Gatow, stoßen die Pläne zur Windkraftnutzung auf deutlichen Widerstand. Bezirksvertreter äußerten Kritik und verwiesen auf mögliche Beeinträchtigungen für Natur, Artenvielfalt und Naherholungsräume. Auch in anderen betroffenen Bezirken wie Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf wurden Bedenken formuliert – häufig mit dem Hinweis auf den Schutzstatus der betroffenen Landschaftsgebiete.

In Reinickendorf wird verstärkt eine bessere Einbindung der lokalen Akteure gefordert. Der Wunsch nach weiterführender Kommunikation steht im Raum, wird jedoch von einigen Beobachtern auch als Versuch gewertet, bereits eingeleitete Verfahren zu verzögern oder neu zu verhandeln. Große Begeisterung will beim Thema Windenergie in Berlin kaum aufkommen.

Formelles Beteiligungsverfahren zu Berliner Windenergie-Standorten ist eröffnet – mit begrenztem Spielraum

Seit dem 10. Juni läuft die sogenannte frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit. Bürgerinnen, Bürger und Behörden können innerhalb eines Monats Stellung zu den vorgeschlagenen Windkraftflächen nehmen. Der Senat verweist in diesem Zusammenhang auf ein objektiv erarbeitetes Bewertungssystem, das die Auswahl der Flächen transparent und nachvollziehbar machen soll.

Gleichzeitig bleibt die Kritik bestehen, dass das Beteiligungsverfahren primär formal organisiert sei und wenig Raum für offene Diskussionen biete. In einigen Bezirken wird die Maßnahme daher nicht als Einladung zum Dialog, sondern als formalisierte Information empfunden.

Stadtstaat mit begrenztem Flächenangebot: Wo ist Platz für den Bau von Windrädern?

Berlin steht vor einem strukturellen Dilemma: Der Strombedarf der Metropole ist erheblich, geeignete Flächen für erneuerbare Energiequellen innerhalb der Stadtgrenzen sind jedoch begrenzt. Trotz gesetzlicher Verpflichtung zur Flächenausweisung für Windenergie bleiben Konflikte zwischen Naturschutz, Luftverkehrsrecht und baulichen Nutzungen bestehen.

Während im Berliner Umland bereits zahlreiche Windparks betrieben werden, schreitet die Flächennutzung in der Hauptstadt selbst nur zögerlich voran. Potenziale auf industriellen Dächern oder Konversionsflächen werden bislang kaum systematisch erschlossen.

Naturschutz versus Klimaziele: Berliner Senat und Bezirke stehen sich konfrontativ gegenüber

Der Berliner Senat betont, dass es im Stadtgebiet keine völlig konfliktfreien Flächen für Windenergie gebe. Neben Landschafts- und Artenschutz betreffen auch denkmalpflegerische Auflagen oder Einschränkungen des UNESCO-Welterbeschutzes die Standortwahl.

Gleichzeitig verdeutlicht der politische Prozess, dass auch bestehende Schutzräume Teil der Debatte bleiben müssen – sofern nachvollziehbar kommuniziert wird, warum bestimmte Eingriffe unter den gegebenen Rahmenbedingungen notwendig erscheinen.

Windenergie in Berlin: Planung zwischen gesetzlichen Vorgaben und lokaler Akzeptanz

Berlin ist gesetzlich verpflichtet, bis 2032 rund 0,5 Prozent seiner Landesfläche für Windenergie planerisch zu sichern. Ein Unterlassen hätte zur Folge, dass der Stadt künftig weniger Spielraum bei der Steuerung solcher Projekte bleibt. Doch die Flächenfestlegung allein reicht nicht aus – langfristige Akzeptanz kann nur durch umfassende Kommunikation, transparente Kriterien und ernst gemeinte Beteiligung entstehen.

Ein strukturierter Dialog über Alternativen – etwa verstärkte Nutzung von Solarenergie, Kooperationen mit dem Umland oder flächenschonende Technologien – ist bislang nur in Ansätzen erkennbar. Hier besteht politischer Nachholbedarf, um über den gesetzlich geforderten Mindestbeitrag hinaus tragfähige Perspektiven zu entwickeln.

 

Der Berliner Senat will Windkraft ermöglichen, stößt dabei aber auf Vorbehalte in vielen Bezirken. So wie auf dieser Collage dargestellt könnte ein Windrad auf dem Teufelsberg in Charlottenburg-Wilmersdorf aussehen. / © Foto/Visualisierung: Wikimedia Commons / ENTWICKLUNGSSTADT (erstellt mit KI)

Quellen: RBB, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Der Tagesspiegel, Tagesschau

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