Berlin will seinen Beitrag zur Energiewende leisten und hat acht mögliche Standorte für neue Windkraftanlagen identifiziert. Der Fokus liegt auf Randlagen der Hauptstadt – unter anderem im Grunewald, in Pankow und in Spandau.

In der Hauptstadt sollen neue Windkraftanlagen errichtet werden. Vom 10. Juni bis zum 11. Juli können Berlinerinnen und Berliner Stellung zu den geplanten Flächen nehmen. / © Foto: Envato Elements

© Foto: Envato Elements
© Foto Titelbild: depositphotos.com / yaakovberg@gmail.com

Um den bundesrechtlichen Anforderungen zum Ausbau erneuerbarer Energien gerecht zu werden, hat der Berliner Senat acht konkrete Flächen für potenzielle Windkraftprojekte benannt. Bis 2032 muss die Hauptstadt 0,5 Prozent ihrer Landesfläche – etwa 450 Hektar – für Windenergie ausweisen. Mit der Auswahl der Standorte soll der Weg für die notwendigen Anpassungen im Flächennutzungsplan bereitet werden.

Vorausgegangen war eine 2024 veröffentlichte Potenzialanalyse, die ursprünglich 31 mögliche Flächen identifizierte. Nach Abstimmung mit den Bezirken wurde diese Liste nun auf acht Standorte reduziert, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Amtsblatt mitteilte.

Schwerpunkt Pankow und Grunewald: Wo Windkraftanlagen in Berlin entstehen könnten

Drei der nun festgelegten Flächen liegen im Bezirk Pankow: Blankenfelde/Arkenberge, Buchholz Nord sowie der Landschaftsraum Wartenberg/Falkenberg, der sich bis in den angrenzenden Bezirk Lichtenberg erstreckt. Im Südosten Berlins ist die Krummendammer Heide im Bezirk Treptow-Köpenick vorgesehen – eine Fläche, die auch schon früher im Fokus stand, jedoch wegen naturschutzrechtlicher Bedenken umstritten ist.

Zwei Standorte befinden sich im Grunewald: einer im südlichen Teil von Steglitz-Zehlendorf, ein weiterer am Teufelsberg im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Weitere mögliche Flächen sind die Rieselfelder Gatow in Spandau sowie das Gebiet Jungfernheide/Tegel im Bezirk Reinickendorf.

Windkraft im Stadtgebiet: Öffentliche Beteiligung startet im Juni

Vom 10. Juni bis zum 11. Juli können Berlinerinnen und Berliner Stellung zu den geplanten Flächen nehmen. Der nächste Schritt wäre dann eine Änderung des Flächennutzungsplans – ein formelles Verfahren, das die Voraussetzung für spätere Genehmigungen schafft. Ob und wann tatsächlich Windräder errichtet werden, ist weiterhin offen.

Auch zur Dimension der möglichen Anlagen gibt es bisher keine abschließende Entscheidung. Im Gespräch sind Windräder mit einer Gesamthöhe von 150 bis 230 Metern. Die Berliner Stadtwerke haben sich in der Vergangenheit sogar für Modelle mit bis zu 270 Metern ausgesprochen, um maximale Erträge auf möglichst wenig Fläche zu erzielen.

Berlin setzt auf dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien – auch im Umland

Die Berliner Stadtwerke, eine Tochter der Wasserbetriebe, verfolgen das Ziel, bis zu 30 neue Windkraftanlagen zu errichten. Derzeit stammen rund 90 Prozent ihres Ökostroms aus zugekauften Quellen außerhalb der Stadtgrenzen. Durch den Bau eigener Windräder soll der Anteil selbst erzeugter Energie deutlich gesteigert werden. Besonders favorisiert werden dabei die Flächen in Französisch-Buchholz, Gatow und der Krummendammer Heide.

Auch die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE plant mittelfristig den Einsatz von Windkraft, um ihre Wohnquartiere klimafreundlich zu versorgen. Ein früherer Versuch, vier kleinere Windräder auf einem Hochhaus in Lichtenberg zu installieren, scheiterte an der fehlenden Zertifizierung geeigneter Anlagen. Inzwischen prüft das Unternehmen Standorte im Umland, darunter auch Waldflächen – eine Option, die jedoch nicht unumstritten ist.

Kritik und Chancen von Windkraftanlagen in Berlin: Umweltverträglichkeit im Fokus

Denn Naturschutzverbände wie der NABU mahnen zur Vorsicht beim Bau in sensiblen Landschaftsräumen. Sie fordern, zunächst Möglichkeiten außerhalb des Stadtgebiets zu prüfen, um die Biodiversität nicht unnötig zu gefährden. Der Bezirk Spandau hat sich bereits gegen Windräder auf den Rieselfeldern ausgesprochen. Offenheit signalisiert hingegen der Bezirk Pankow, in dem bereits heute die einzigen Windkraftanlagen Berlins betrieben werden.

Die Auswahl der acht Flächen ist somit nicht nur ein planerischer, sondern auch ein politischer Balanceakt. Der Senat betont, dass die nun definierten Standorte lediglich eine Grundlage für weitere Verfahren seien – keine unmittelbare Bauzusage.

Quellen: Tagesschau, Tagesspiegel, NABU