Das Immobilienunternehmen Covivio nutzt das Potenzial bestehender Wohnsiedlungen aus den 1950er und 1960er Jahren. Mit Projekten wie „Inside60“ in Berlin-Wedding entstehen neue Wohnungen durch Aufstockungen und Innenhofbebauung ohne Zersiedelung.

Die Eingänge der Häuser Sansibarstraße 60 A, B und C liegen zum Innenhof und sind ausschließlich über diesen erreichbar. Sie sind zur Rückseite der benachbarten Gebäude an der Sansibarstraße 45 bis 62 ausgerichtet. Für die Nachverdichtung nutzte das Projekt die großzügigen Frei- und Grünflächen innerhalb der Innenhöfe. So konnte das Wohnraumangebot im Kiez erweitert werden, ohne zusätzlich Flächen außerhalb der bestehenden Bebauung zu versiegeln. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Das europäische Immobilienunternehmen Covivio setzt bei der Schaffung neuen Wohnraums auf Nachverdichtung innerhalb bestehender Quartiere. Hintergrund ist eine Untersuchung des Analyseunternehmens bulwiengesa in Zusammenarbeit mit der BerlinHyp. Die Studie zeigt, dass in Wohnsiedlungen der 1950er und 1960er Jahre bundesweit bis zu 625.000 zusätzliche Wohnungen entstehen könnten – ohne neue Flächen zu versiegeln.
Allein aus dieser Bauperiode stammen rund 6,85 Millionen Wohnungen, die vielfach von einer lockeren Bebauung und großzügigen Freiflächen geprägt sind. Covivio nutzt dieses Potenzial bereits und setzte zwischen 2023 und 2024 mehrere Nachverdichtungsprojekte um. Dabei kamen unter anderem Dachaufstockungen sowie ergänzende Neubauten in bestehenden Innenhöfen zum Einsatz.
„Inside60“ in Berlin-Wedding: Neubau im Innenhof ergänzt den Bestand
Ein Beispiel für diese Strategie ist das Projekt „Inside60“ im Berliner Stadtteil Wedding. An der Sansibarstraße 60A–C entstand bis Anfang 2023 ein sechsgeschossiger Neubau mit insgesamt 57 Mietwohnungen. Die Wohneinheiten wurden als Ergänzung zu den umliegenden Bestandsgebäuden errichtet und fügen sich in die Struktur des Quartiers ein. Der Innenhof, auf dem das Gebäude errichtet wurde, blieb trotz Nachverdichtung teilweise als Grün- und Aufenthaltsfläche erhalten.
Die Wohnungen verfügen über ein bis vier Zimmer und bieten Wohnflächen zwischen 48 und 130 Quadratmetern. Sämtliche Einheiten sind bereits vermietet. Alle Erdgeschosswohnungen besitzen eigene Terrassen, während die oberen Stockwerke mit Balkonen oder Dachterrassen ausgestattet sind. Der Neubau umfasst zudem eine Tiefgarage, gemeinschaftliche Fahrradräume sowie separate Kellerabteile.
Dachaufstockungen in Essen und Mülheim: 71 neue Wohnungen durch Nachverdichtung
Auch in Essen und Mülheim an der Ruhr realisierte Covivio Nachverdichtungsmaßnahmen. Dort entstanden 71 zusätzliche Wohnungen durch Dachaufstockungen auf bestehenden Gebäuden, ohne weitere Bodenversiegelung. Parallel dazu modernisierte das Unternehmen die Bestandsgebäude energetisch. Zu den Maßnahmen zählen Fassaden- und Dachdämmungen, Wärmepumpen mit hybriden Gasheizungen sowie Photovoltaikanlagen auf den Dächern.
Laut Covivio dienen diese Maßnahmen nicht nur der Schaffung neuen Wohnraums, sondern auch der nachhaltigen Weiterentwicklung der Bestände. Ziel sei es, den Energieverbrauch zu senken und den Wohnkomfort langfristig zu verbessern.
Nachverdichtung als Chance: Wie Bestandsquartiere zur Entlastung des Wohnungsmarkts beitragen können
Die Untersuchung von bulwiengesa unterstreicht, dass Siedlungen aus den 1950er und 1960er Jahren erhebliche Potenziale für Nachverdichtungen bieten. Die bestehende Bebauungsstruktur mit vergleichsweise niedriger Geschosszahl und großzügigen Abständen zwischen den Gebäuden eröffnet Spielräume für zusätzliche Baukörper. Die Möglichkeit zur Realisierung ergibt sich dabei häufig über das Baurecht des §34 Baugesetzbuch, das sich auf die Einfügung in die vorhandene Umgebung stützt.
Nachverdichtung wird nicht nur als Beitrag zur Entlastung angespannter Wohnungsmärkte gesehen, sondern auch als Mittel zur Stärkung gewachsener Quartiere. Durch zusätzliche Wohnungen und modernisierte Bestandsgebäude sollen soziale Durchmischung gefördert und lokale Infrastrukturen gestärkt werden – ohne die Nachteile einer flächenintensiven Stadterweiterung am Rand.

Die Balkone und Fenster der Mietwohnungen „Inside60“ orientieren sich zur Hofseite, während das helle Fassadenbild und die klare Architektursprache den Neubau deutlich vom umliegenden Bestand absetzen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Das Wohnprojekt „Inside60“ entstand an der Rückseite bestehender Wohngebäude und fügt sich mitten in den Innenhof zwischen Sansibarstraße, Müllerstraße und Cornelius-Fredericks-Straße ein./ © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Der Zugang zu den Wohnhäusern „Inside60“ erfolgt über die Cornelius-Fredericks-Straße, die an die Sansibarstraße anschließt. Von dort führt der Weg durch den Innenhof zu den Haupteingängen der Häuser Sansibarstraße 60 A, B und C. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Covivio, Berlin Hyp AG
Der absolut richtige Ansatz….