Trotz gegenteiliger Ankündigung prüft der Berliner Senat nun doch den Wiederaufbau der abgerissenen Brücke an der Wuhlheide in Oberschöneweide. Die Entscheidung hängt nun von einer Verkehrsstudie und wirtschaftlichen Aspekten ab. Grund für einen möglichen Neubau könnte die geplante Verkehrstrasse TVO sein, die Berliner Grünen kritisieren die Überlegungen.

Die Berliner Senatsverwaltung prüft entgegen früherer Aussagen nun doch den Wiederaufbau der Wuhlheide-Brücke. Kritik kommt von den Grünen, die einen Bedarf nicht erkennen können. / © Foto: IMAGO / Funke Foto Services
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In Oberschöneweide können Straßenbahnen sowie Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei wieder die Kreuzung an der Wuhlheide-Brücke in Berlin-Treptow-Köpenick passieren, und das schon seit Ende Mai. Möglich wurde das trotz laufender Abrissarbeiten an der einsturzgefährdeten Brücke durch besondere Sicherungsmaßnahmen.
Die Kreuzung war Mitte Mai vollständig gesperrt worden, nachdem bei einer Bauwerksprüfung erhebliche Schäden festgestellt worden waren. Die 245 Meter lange Brücke wies demnach strukturelle Risse auf, die ein sicheres Passieren unterhalb des Bauwerks nicht mehr zuließen.
Der Verkehr auf der Brücke selbst war bereits zuvor seit Ende April untersagt worden. Die Brücke war erst 1989 eröffnet worden, kurz vor dem Mauerfall, und sollte ursprünglich eine zügige Anbindung an eine geplante Autobahn ermöglichen.
Wegen schwerer Schäden: Abriss der maroden Brücke an der Wuhlheide
Schließlich folgte der Abriss der beschädigten Brücke. Die Maßnahme war notwendig geworden, weil eine sofortige Instandsetzung aufgrund der Schwere der Schäden nicht möglich war, wie die Verkehrsverwaltung wissen ließ. Auch Fußgänger und Radfahrer sind seitdem von der Sperrung betroffen. Insbesondere im Straßenbahnnetz kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen – ein Umstand, der sich seit der Öffnung schrittweise verbessern konnte.
Senatorin Ute Bonde sprach während der Abrissarbeiten von einem „großartigen Miteinander“. Sie lobte den unermüdlichen Einsatz der Ingenieure, Bauarbeiter sowie die enge Zusammenarbeit mit der BVG, den Bezirken und den Einsatzkräften.
Ein Wiederaufbau der Wuhlheide-Brücke war zuerst nicht geplant, wird nun aber wieder ins Spiel gebracht
Verkehrssenatorin Bonde kündigte bereits vor dem beginnenden Abriss an, dass die Brücke nicht wieder aufgebaut werden soll. Diese Forderung war zuvor bereits von Grünen-Politikerin Antje Kapek sowie vom Bund für Umwelt und Naturschutz erhoben worden. Doch diese Einschätzung der Berliner Verkehrsverwaltung war offensichtlich verfrüht, wie Der Tagesspiegel kürzlich berichtete.
Denn nun prüft die Senatsverkehrsverwaltung erneut verschiedene Optionen – einschließlich eines möglichen Neubaus. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Antje Kapek erklärte Staatssekretärin Britta Behrendt, es würden derzeit Varianten zur Verkehrsführung sowohl mit als auch ohne Brücke untersucht.
Möglicher Brücken-Neubau: „TVO“ könnte höheres Verkehrsaufkommen in Oberschöneweide mit sich bringen
Hintergrund der Neubewertung ist die geplante Inbetriebnahme der Tangentialen Verbindung Ost (TVO), einer Schnellstraße, die Marzahn mit Köpenick und dem Flughafen BER verbinden soll. Laut Verkehrsverwaltung sei aufgrund der TVO künftig mit einer deutlichen Zunahme des Verkehrsaufkommens in Oberschöneweide zu rechnen – von derzeit 21.000 auf rund 31.000 Kraftfahrzeuge pro Tag.
Die Prognosen stoßen auf Kritik. Antje Kapek bezeichnete die Annahmen laut Tagesspiegel als nicht nachvollziehbar und verwies auf rückläufige Verkehrszahlen in der Region zwischen 2019 und 2023.
Prognosen umstritten: Grüne fordern Verzicht auf Brückenneubau in Berlin-Oberschöneweide
Einen tatsächlichen Bedarf für eine neue Brücke sieht sie nicht. Die bislang bekannten Kosten der TVO belaufen sich auf rund 400 Millionen Euro, müssen aber aufgrund steigender Baupreise vermutlich nach oben korrigiert werden. Der Bund beteiligt sich nicht an der Finanzierung, Berlin muss die Kosten wohl selbst tragen.
Das abgerissene Bauwerk verband die Treskowallee mit der Edisonstraße – eine zentrale Verbindung zwischen Karlshorst (Lichtenberg) und Oberschöneweide (Treptow-Köpenick), auf der auch die Straßenbahnlinie M17 verkehrt.
Treptow-Köpenick: Ergebnisse der Verkehrsanalyse sollen in drei Monaten vorliegen
Ergebnisse einer Verkehrs- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die nun vorgenommen werden soll, werden frühestens in drei Monaten erwartet. Alternativ diskutieren Bezirkspolitik und Grüne die Umgestaltung des Knotenpunkts in einen Kreisverkehr mit Vorrang für den ÖPNV. Zudem ist noch nicht klar, was eine neue Brücke überhaupt kosten würde.
Viele Fragezeichen stehen derzeit also im Südosten Berlins im Raum, die in den kommenden Monaten in Ausrufezeichen umgewandelt werden sollen. Anwohnerinnen und Anwohner befürchten, dass neben dem (noch immer nicht abgeschlossenen) Langzeitprojekt auf der Treskowallee die nächste Dauerbaustelle auf sie zukommt. Man wird sehen.
Quellen: RBB, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Gut, die dauerklamme DDR hatte dort eine Brücke vorgesehen, was verkehrstechnische Gründe gehabt haben dürfte, die trotz leerer Kassen zum Bau der Brücke geführt hatten. Es könnte also verkehrstechnische Gründe für die Neuerrichtung einer Brücke geben.
Ja, gab es. Nämlich tägliche Staus. Ich kann mich noch gut dran erinnern. Und das, obwohl es früher viel weniger Autos und keine Vorrangschaltung für Straßenbahnen gab. Dass man heute da weniger Verkehr sieht, dürfte an den vielen anderen Baustellen drumherum liegen. Antje Kappek ist schlecht informiert oder schwindelt absichtlich aus ideologischen Gründen. Woher soll der Verkehr auch kommen, wenn Treskowallee, Pyramidenbrücke Lindenstraße und Rummelsburger Landstraße Dauerbaustellen sind? Noch. Und der Verkehr ist auch jetzt schon unerträglich, weil sich die Hälfte der Autos trotz Verbotsschildern durch das Wohngebiet drängt und die Anwohner quält. Kontrolliert oder abgesperrt wird aber nicht. Die Politiker lassen nur Schilder „Anwohner frei“ aufstellen und dann ist ihnen alles andere völlig egal. Die Kommunikation ist dann Ideologie bei völliger fachlicher Ahnungslosigkeit.
Die Brücke überspannte die Achse Treskowallee / Edisonstraße, verband aber die Rummelsburger Straße mit der Straße „An der Wuhlheide“. Ziemlicher Unsinn steht da im Text. Zumal alle ignorieren, dass die geplante SOV zur Anschlussstelle Spätstraße der A113 viel größere Auswirkungen auf den Verkehr haben wird, als die TVO. Die SOV ist nur 200 m von der Brücke entfernt und die direkte Anbindung des gesamten Südosten Berlins an die Stadtautobahn. Und was ist mit der seit 20 Jahre angekündigten Verkehrsberuhigung Edison-/Siemensstraße? Die Bürgerbeteiligung wurde durchgeführt und dann komplett ignoriert. Mein Eindruck ist, da reden Leute öffentlich über etwas reden, von dem sie absolut keine Ahnung haben. Besonders die Bezirkspolitiker, die es eigentlich besser wissen müssten. Peinlich und ärgerlich!
Die Brücke ist so nutzlos wie ein Kropf. Denn die Kreuzungen davor und dahinter haben ebenfalls keine Brücke. Warum soll also eine Brücke an dieser Stelle wichtig sein? Wichtiger wäre eine Brücke für die Tram, und der Autoverkehr muss drunter durch.
Sehe ich genauso. Diese Brücke war ein krasser Fremdkörper direkt am Naherholungsgebiet Wuhlheide und sorgte zudem dafür, dass der Verkehrslärm noch kilometerweit zu hören war. Die Brücke war zudem eine sog. „Flyover“-Brücke, sie diente lediglich dazu, dass man sich die Ampel unten spart. Wenn jetzt Ewiggestrige mit Begriffen wie „Ideologie“ um sich werfen und gleichzeitig einen Neubau befürworten, haben sie schlichtweg keine anderen Argumente – und sind selbst Ideologie-besoffen und nicht offen für andere zeitgemäße Lösungen ohne Brücke. Ich hoffe inständig, dass uns Steuerzahlern und Anwohnern ein Mio.schwerer Neubau erspart bleibt. Und sollte der Neubau kommen, könnte man ihn ja mit einer City-Maut gegenfinanzieren. Wer sich ein schickes Auto leisten kann, dem wird eine City-Maut sicherlich nicht wehtun.