Die Zukunft der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) bleibt ungewiss. Ein möglicher Umzug in das Galeria-Gebäude am Alexanderplatz könnte die zersplitterte Bibliothekslandschaft Berlins zusammenführen, doch es fehlt an Geld und politischen Entscheidungen.

Die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg ist einer von zwei Standorten der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Seit Mitte der 1990er Jahre gehört sie zur ZLB, die derzeit noch auf die Stadtbibliothek in der Breiten Straße in Mitte und die AGB in Kreuzberg verteilt ist. / © Foto: depositphotos.com

© Foto: depositphotos.com
© Foto Titelbild: Pixabay, Umkreisel-App

 

Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) ist derzeit auf zwei Standorte verteilt: die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg und die Berliner Stadtbibliothek in Mitte. Beide Gebäude gelten als marode und überlastet. Nach jahrzehntelangen Debatten rückt nun ein Standortwechsel erneut in den Fokus, diesmal in das Galeria-Kaufhof-Gebäude am Alexanderplatz.

ZLB-Generaldirektor Jonas Fansa sieht darin eine große Chance. Der Alexanderplatz verfüge über die notwendige Fläche von rund 35.000 Quadratmetern sowie eine optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Eine moderne Zentralbibliothek könne dort nicht nur Bildung und Kultur fördern, sondern auch zur sozialen Stabilisierung beitragen, wie der rbb berichtet.

Zersplittert und überlastet: Warum Berlins größte Bibliothek dringend einen neuen Standort braucht

Bereits 1995 war geplant, die getrennten Standorte in Mitte und Kreuzberg zusammenzuführen. Doch bis heute fehlt ein zentrales Gebäude. Die beiden bisherigen Standorte sind längst überfordert: Die Amerika-Gedenkbibliothek wurde für 500 Besucherinnen und Besucher täglich konzipiert – aktuell nutzen sie bis zu 3.500 Menschen. Die Stadtbibliothek in Mitte besteht aus teils ungeeigneten Altbauten, darunter ehemalige Kutschengaragen.

Eine Sanierung der bestehenden Gebäude würde nach Einschätzung der ZLB rund 600 Millionen Euro kosten, ohne das Grundproblem der geteilten Standorte zu lösen. Gleichzeitig kürzt der Berliner Senat den Kulturbereich drastisch: Die ZLB muss 30 Stellen streichen und zahlreiche Serviceangebote reduzieren.

Bibliothek statt Warenhaus? Neue Nutzung soll ohne Verdrängung am Alexanderplatz gelingen

Fansa betont laut rbb und Tagesschau, dass die Bibliothek keine Verdrängung des Warenhauses beabsichtige. Es gebe vielmehr Ideen, das Galeria-Gebäude in kleinerer Form weiterzubetreiben und so Arbeitsplätze zu erhalten. Auch aus stadtentwicklungspolitischer Sicht sei der Alexanderplatz ein geeigneter Ort für eine kulturelle Einrichtung mit Strahlkraft.

Zudem verweist Fansa auf internationale Vorbilder: In Oslo oder Helsinki seien Bibliotheken längst multifunktionale Räume – mit IT-Laboren, Musikstudios, Gemeinschaftsküchen oder Makerspaces. Eine moderne ZLB in zentraler Lage könne ähnliche Angebote machen und insbesondere Jugendlichen neue Zugänge zu Bildung eröffnen.

Zwischen Hoffnung und Haushaltskrise: Noch kein Geld für den Umzug

Die neue Berliner Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson (parteilos) gilt als Unterstützerin öffentlicher Bibliotheken, betonte jedoch, dass der Umzug bislang nicht finanziert sei. Auch frühere Vorschläge – etwa ein Umzug in das ehemalige Lafayette-Gebäude an der Friedrichstraße – scheiterten bislang an den Kosten.

Ob private Investoren künftig in die Finanzierung eingebunden werden, ist noch offen. Die Kulturverwaltung spricht weiterhin von „konstruktiven Gesprächen“. Klar ist: Ein zentraler, moderner Bibliotheksstandort bleibt ein zentrales Anliegen für die ZLB und für viele Berlinerinnen und Berliner.

Quellen: rbb, Tagesschau, Tagesspiegel