Seit der Insolvenz des ursprünglichen Bauherren steht der Bau des Hamburger Elbtowers still. Nun gibt es neue Hoffnung: Ein Konsortium um den Hamburger Investor Dieter Becken verhandelt über eine mögliche Fortsetzung des Projekts. Neben Büros könnte ein Naturkundemuseum in den unteren Elbtower-Geschossen einziehen. Doch die Entscheidung muss bald fallen.

Ob das Projekt Elbtower in der aktuellen Form weitergeführt wird oder ob neue städtische Akteure eine andere Richtung einschlagen, bleibt abzuwarten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Seit Oktober 2023 ruhen die Bauarbeiten am Elbtower, der mit 245 Metern das höchste Gebäude Hamburgs und das dritthöchste Deutschlands werden sollte. Der Entwurf von David Chipperfield Architects sah eine Mischnutzung aus Büroflächen, Hotels, Gastronomie und Einzelhandel vor.
Das Hochhaus war als architektonisches Wahrzeichen der HafenCity geplant und sollte den Abschluss der städtebaulichen Entwicklung des Quartiers bilden. Mit einer geplanten Investitionssumme von 950 Millionen Euro galt das Projekt als eines der ambitioniertesten Hochhausprojekte Deutschlands. Doch die Insolvenz der Signa Holding, die das Bauvorhaben finanzierte, führte im Herbst 2023 zum Baustopp. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Turm eine Höhe von 100 Metern erreicht.
Eine private Lösung? Investor prüft Rettung des Hochhausprojekts Elbtower
Im Mai 2024 meldete die Stadt Hamburg beim Insolvenzverwalter ihr Wiederkaufsrecht für das Grundstück an. Ende 2024 stand schon die Frage im Raum, ob ein Hamburger Investor den 245-Meter-Turm in der HafenCity vollenden würde. Nun deutet sich tatsächlich eine private Lösung an.
Ein Konsortium um den Hamburger Immobilienunternehmer Dieter Becken hat sich bereiterklärt, die fehlenden rund 700 Millionen Euro zu investieren. Neben einer möglichen Büronutzung wird geprüft, ob ein Naturkundemuseum des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels in den unteren Etagen untergebracht werden kann.
Finanzielle Absicherung durch öffentliche Hand: Naturkundemuseum als mögliche neue Nutzung
Das Museum könnte erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die naturhistorische Sammlung der Stadt an einem Ort präsentieren. Becken setzt darauf, rund 50 Prozent der Flächen an die öffentliche Hand zu vermieten, da dies die Finanzierung des Projekts absichern könnte. Auch eine Münchner Hotelgruppe soll Interesse an einer Anmietung haben.
Sollte sich Becken für den Weiterbau entscheiden, könnte er das Projekt auf eigenes Risiko realisieren. Eine Vorvermietungsquote müsste er nicht nachweisen. Allerdings gibt es eine Frist: Falls der Bau nicht innerhalb von sechs Jahren nach erneuter Baugenehmigung abgeschlossen wird, kann der Senat das Grundstück gegen eine Entschädigung zurückfordern.
Eignung der Flächen ungewiss, Entscheidung über die Zukunft des Elbtowers bis April 2025
Zusätzlich gibt es bauliche Herausforderungen. Während die Stadt eine Nutzung als Luxuswohnungen ablehnt, gibt es auch Zweifel, ob die bestehende Gebäudestruktur für ein Museum geeignet ist. Die Innenräume des Hochhauses sind durch zahlreiche Stützen unterteilt, was für Ausstellungen problematisch sein könnte.
Das Konsortium um Becken hat bis zum 30. April 2025 Zeit, eine Entscheidung über den Weiterbau des Elbtowers zu treffen. Die Stadt Hamburg zeigt sich grundsätzlich offen für die Museumslösung, betont aber, dass sie nur zustimmen werde, wenn die Finanzierung langfristig gesichert ist.
Politische Unsicherheit: Bürgerschaftswahl könnte Pläne für Zukunft des Elbtowers beeinflussen
Neben den wirtschaftlichen und technischen Fragen gibt es eine politische Dimension, die die Zukunft des Elbtowers beeinflussen könnte. Die Hamburger Bürgerschaft, die über eine mögliche öffentliche Beteiligung mitentscheiden könnte, wird am 2. März 2025 neu gewählt.
Ob das Projekt Elbtower in der aktuellen Form weitergeführt wird oder ob neue städtische Akteure eine andere Richtung einschlagen, bleibt abzuwarten. Der Elbtower steht somit an einem entscheidenden Wendepunkt – als potenzielles neues Wahrzeichen Hamburgs oder als gescheitertes Prestigeprojekt.
Quellen: Bauwelt, Hamburger Abendblatt, NDR, Immobilien Zeitung