Die Signa-Gruppe, einst einer der größten Immobilienentwickler im deutschsprachigen Raum, meldete Ende 2023 Insolvenz an – ein Ergebnis jahrelanger Überhitzung des Marktes, massiver Schulden und geplatzter Finanzierungen. In Berlin hinterlässt das Unternehmen zahlreiche unvollendete Projekte.

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Die Insolvenz der österreichischen Signa-Gruppe Ende 2023 hat erhebliche Auswirkungen auf die Berliner Stadtentwicklung. Zahlreiche ambitionierte Bauprojekte, die das Stadtbild prägen sollten, stehen nun auf dem Prüfstand oder wurden bereits gestoppt.

Besonders betroffen sind zentrale Lagen wie der Alexanderplatz, der Kurfürstendamm und der Hermannplatz. Die Zukunft dieser Signa-Projekte in Berlin hängt nun von Insolvenzverwaltern, neuen Investoren und politischen Entscheidungen ab.

Mynd Tower am Alexanderplatz: Baufortschritt trotz Eigentümerwechsel

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Das 134 Meter hohe Hochhausprojekt „Mynd“ am Berliner Alexanderplatz in Mitte, geplant als Erweiterung des Galeria-Kaufhauses am Alexanderplatz, befindet sich weiterhin im Bau. Ursprünglich von Signa initiiert, wurde das Projekt 2023 von Commerz Real übernommen. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 vorgesehen, wobei das Bauunternehmen Züblin die Umsetzung verantwortet.

Der Teilabriss des bestehenden Kaufhof-Gebäudes wurde bereits durchgeführt. Das Hochhaus soll künftig Einzelhandels-, Büro- und Gastronomieflächen beherbergen.

Glance an der Franklinstraße: Projekt in neuen Händen

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Das Büroquartier „Glance“ in der Franklinstraße in Charlottenburg wurde nach der Signa-Insolvenz von einem Konsortium aus Axa IM Alts und Accumulata übernommen. Ob die ursprünglichen Pläne umgesetzt werden, ist derzeit unklar.

Geplant war ursprünglich ein nachhaltiges Gewerbeprojekt am Spreebogen in Charlottenburg mit rund 30.000 Quadratmetern Nutzfläche, entworfen vom Architekturbüro Gewers Pudewill.

Karstadt am Kurfürstendamm: Planungsstopp durch den Senat

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Die ambitionierten Pläne für zwei neue Hochhäuser auf dem Karstadt-Areal am Kurfürstendamm wurden nach der Insolvenz vom Berliner Senat gestoppt. Derzeit wird geprüft, wie es mit dem Projekt weitergehen soll.

Zudem hat sich der Senat ein Vorkaufsrecht für das Grundstück gesichert, um die städtebauliche Entwicklung aktiv mitzugestalten.

Leiser-Gebäude am Tauentzien: Neubaupläne liegen auf Eis

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An der Ecke Passauer Straße / Tauentzienstraße plante Signa den Abriss des ehemaligen „Leiser“-Gebäudes zugunsten eines neuen Büro- und Einzelhandelskomplexes. Das Projekt war Teil eines größeren Entwicklungsplans zur Aufwertung der City West, zu dem auch die Vorhaben in der Passauer Straße und am Hotel Ellington gehörten.

Nach der Insolvenz wurden die Pläne jedoch vorerst gestoppt. Im Januar 2024 wurde bekannt, dass die Immobilie von der niederländischen Investmentgesellschaft Midstad erworben wurde. Über die zukünftigen Pläne für das Grundstück gibt es derzeit jedoch keine öffentlichen Informationen.

Passauer Straße: Baustopp für Bürokomplex gegenüber dem KaDeWe, Quantum übernimmt P1

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Direkt gegenüber dem KaDeWe plante Signa den Bau eines neuen Bürogebäudes mit Tiefgarage. Nach der Grundsteinlegung im November 2022 wurden die Bauarbeiten des „P1“ aufgrund der Insolvenz eingestellt.

Das Hamburger Unternehmen Quantum hat das Projekt übernommen und plant, es bis Anfang 2027 fertigzustellen. Auf dem 5.200 Quadratmeter großen Grundstück entstehen rund 15.600 Quadratmeter Büro- und 4.750 Quadratmeter Einzelhandelsflächen. Geplant sind eine nachhaltige Bauweise, Natursteinfassaden und Dachgärten. Eigentümer wird ein Club berufsständischer Versorgungswerke aus Berlin.

Hotel Ellington: Neue Pläne für den Femina-Palast

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Das ehemalige Hotel Ellington in der Nürnberger Straße sollte von Signa in ein multifunktionales Gebäude mit Kultur-, Büro-, Einzelhandels- und Gastronomiebereichen umgewandelt werden. Nach der Insolvenz wurde das denkmalgeschützte Gebäude von der Luxemburger Vivion übernommen, die nun den Umbau in ein Luxushotel plant.

Die ursprünglichen Pläne von Signa sahen auch die Rekonstruktion des historischen Femina-Tanzpalasts vor, der unter den neuen Eigentümern nicht wiederaufgebaut werden soll.

Karstadt am Hermannplatz: Zukunft des Projekts ungewiss

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Die Pläne für einen groß angelegten Umbau des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz wurden nach der Signa-Insolvenz ebenfalls vom Senat gestoppt. Zwar betreibt Lidl inzwischen eine Filiale im Untergeschoss und sichert damit die Nahversorgung, doch ein umfassendes Nutzungskonzept für das gesamte Gebäude liegt bislang nicht vor.

Ob und in welcher Form das Projekt weiterverfolgt wird, ist offen. Laut Berichten bleibt die Zukunft des traditionsreichen Standortes ungewiss.

Quellen: Portfolio Institutionell, Wikipedia, Immobilienmanager, Quantum,  UTB Projektmanagement, Bewocon, PORR, Ortner & Ortner, Estrel Hotel-Betriebs-GmbH, Kurth Real Estate, Holzer Kobler Architekturen, mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, TU Berlin, HB Reavis, Dorte Mandrup A/S, Signa Real Estate, Commerz Real, Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, Covivio Immobilien GmbH, Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH