Die Diskussion um das neue Tribünendach im Hans-Zoschke-Stadion spitzt sich zu. Während Fördermittel in Höhe von 500.000 Euro zu verfallen drohen, geraten Verein und Bezirk zunehmend aneinander. Der SV Lichtenberg 47 sieht die Politik in der Pflicht – die Zeit drängt.

Ambitionierter Oberligist mit Ambitionen auf die Regionalliga: Der SV Lichtenberg 47, der ein neues Stadiondach errichten möchte – und mit Widerständen kämpfen muss. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Wenn man die Diskussionen von Verantwortlichen in der NOFV-Oberliga Nord verfolgt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die für das Ressort Sport verantwortlichen Politiker in Berlin für kein Ohr für das wichtige Feld des Sportstättenbaus haben, aus welchen Gründen auch immer.
Die Posse um ein neues Tribünendach im Hans-Zoschke-Stadion, der Heimspielstätte von Lichtenberg 47, erhärtet diesen Eindruck. Der SV Lichtenberg 47, mit immerhin 700 Mitgliedern nur in der Fußballabteilung, war 2023 aus der Regionalliga abgestiegen und spielt seitdem in der NOFV-Oberliga Nord.
SV Lichtenberg 47: Stadionumbau soll erfolgen, doch der Bezirk stellt sich quer
Die auf der Westtribüne des Stadions installierte Dach-Hilfskonstruktion bietet nur einer geringen Anzahl von Zuschauern tatsächlichen Schutz vor Wind, Regen und Sonne. Seit dem Jahr 2021 bemüht sich der Verein um ein neues Tribünendach, das sicher auch eine der Voraussetzungen bei einem eventuellen Aufstieg in die Regionalliga erfüllen dürfte.
Die Finanzen für dieses Projekt standen bereits 2021 zur Verfügung; Fördergelder in Höhe von einer halbe Million Euro aus dem ehemaligen DDR-Vermögen des POM (Parteien- und Massenorganisationen), die zweck- und fristgebunden vergeben werden.
Fördergelder in Höhe von einer halbe Million Euro aus dem ehemaligen DDR-Vermögen wären eigentlich verfügbar
Nach der 2021 erteilten Zusage für dieses Projekt sollte die neue Tribüne im Jahr 2025 fertiggestellt sein. Jetzt teilte das Bezirksamt Lichtenberg mit, dass die Fertigstellung in diesem Jahr wohl nicht erfolgen wird.
Der Vereinspräsident von Lichtenberg 47, Michael Grunst (SPD), ehemaliger Bezirksbürgermeister von Lichtenberg prognostiziert, dass die momentane Dachkonstruktion noch maximal eine Saison standhält. Kürzlich äußerte sich Grunst ausführlich im Fußball-Podcast „HauptstadtRasen“ zur Causa Stadiondach.
Michael Grunst, Präsident von Lichtenberg 47, sieht die Schuld für die Verzögerung bei Bezirksstadträtin Camilla Schuler
Grunst schiebt die Nichtrealisierung der für 2025 in Aussicht gestellten neuen Tribüne der Lichtenberger Bezirksstadträtin Camilla Schuler (Die Linke) in die Schuhe. Seit Grunst im Jahr 2024 zum Vereinspräsidenten gewählt wurde, befand er sich permanent im Austausch mit Schuler, das letzte Gespräch soll im September 2024 stattgefunden haben.
Das Bezirksamt äußert sich zur Sache dahingehend, dass vor dem Baustart eine sogenannte Machbarkeitsstudie erforderlich sei. Demgegenüber äußert sich Grunst, dass es dafür keine Rechtsvorschrift gebe.
Neues Stadiondach: Bezirksamt fordert Machbarkeitsstudie, Lichtenberg 47 widerspricht
Da die Bezirksstadträtin dazu eine andere Auffassung hat, streiten beide Seiten nun, wobei die Bezirksstadträtin auf der Machbarkeitsstudie beharrt, unter anderem wegen der Vorschriften hinsichtlich des Brandschutzes und der Barrierefreiheit.
Außerdem stehen eventuell zu erwartende Zusatzkosten im Raum, die dann wiederum von der BVV abgenickt werden müssten. Erstaunlich dabei sind die nicht konformen Aussagen des Bezirksamtes, denn auf Nachfrage des SPD-Abgeordneten Schlüsselburg kam die Information, dass die Studie derzeit in Auftrag gegeben werde und man bis 2026 mit einem finalen Ergebnis rechne.
Bezirksstadträtin: Machbarkeitsstudie wurde bereits beauftragt und soll im Sommer 2025 vorliegen
Dem Tagesspiegel gegenüber äußerte sich die Bezirksstadträtin, dass die Studie bereits Anfang 2025 beauftragt wurde und in diesem Sommer mit einem Ergebnis zu rechnen sei. Das Fatale an dieser Situation ist aber weiterhin, dass die PMO-Mittel nur bis Ende 2025 verfügbar sind und bis Jahresende verbraucht sein müssen.
Dem Zeitplan der Bezirksstadträtin Schuler zufolge, kann der Baubeginn im Jahr 2025 nicht mehr erfolgen, was den vollständigen Verfall der Fördersumme von 500.000 Euro zur Folge hätte.
Verfallende Fördergelder: Schuldzuweisungen zwischen Lichtenberger Bezirksstadträtin und Ex-Bürgermeister
Nun gibt es gegenseitige Schulzuweisungen zwischen der jetzigen Bezirksstadträtin und dem ehemaligen Bezirksbürgermeister Lichtenbergs, und keiner kann so richtig die Frage beantworten, was denn eigentlich zwischen den Jahren 2021 und 2025 zur Umsetzung dieses Bauvorhabens getan wurde.
Die Bezirksstadträtin unterstellt dem jetzigen Vereinspräsidenten und selbst Bürgermeister bis 2023, dass sich in dieser Zeit sich niemand um das Projekt gekümmert habe. Grunst wiederum beruft sich auf seine Aktivitäten, die immerhin dafür gesorgt haben, dass das Geld für die neue Westtribüne organisiert und das Projekt in Auftrag gegeben wurde. Bezirksstadträtin Schuler habe sich in ihrer Amtszeit nicht um das Projekt gekümmert.
Wie können die verfügbaren Fördergelder noch aktiviert werden? Sport-Stadträtin will alle Mittel ausschöpfen
Wie geht es also weiter mit dem Neubau des Tribünendaches? Fakt ist, dass die bis Ende 2025 vorgesehenen POM-Gelder dafür nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn der Streit weiter ungeklärt schwelt. Die im Bezirksamt Lichtenberg zuständige Sport-Stadträtin Sandy Mattes (SPD) will alles in die Waagschale werfen, um die 500.000 Euro nicht einfach so verfallen zu lassen.
Dazu werden Gespräche sowohl mit dem Berliner Senat als auch der Wohnungsbaugesellschaft Howoge, als der Eigentümerin des Stadions, geführt. Lichtenberg 47-Vereinspräsident Grunst schreibt aus seiner Sicht die POM-Mittel bereits ab. Da er aber nach wie vor ein neues Tribünendach für das Zoschke-Stadion im Fokus hat, strebt er im Zusammenwirken mit dem Verein alternative Finanzierungsmöglichkeiten an.
Quellen: Bezirksamt Lichtenberg, SV Lichtenberg 47, Stadionwelt, Berliner Kurier