Im Gegensatz zu den dicht bebauten Mietskasernen aus der Gründerzeit, die den Prenzlauer Berg prägen, bestechen die Reformbauten der Siedlung durch großzügige Innenhöfe und zahlreiche Grünanlagen, die das Wohngefühl in dieser Gegend besonders angenehm machen. Seit Mitte der 1990er Jahre bis 2004 wurde die Wohnstadt Carl Legien auf Grundlage denkmalpflegerischer Untersuchungen umfassend saniert.
Wohnstadt Carl Legien: Bezirsamt Pankow möchte Erweiterung am westlichen Rand
Bereits seit 1977 steht die Siedlung unter Denkmalschutz. Im Jahr 2007 ging sie in den Besitz der Deutsche Wohnen über, dem Nachfolger der GEHAG. Bauliche Veränderungen innerhalb der historischen Wohnsiedlung sind nicht erlaubt oder mit erheblichem Aufwand und zahlreichen Abstimmungen verbunden, vor allem mit dem Berliner Landesdenkmalamt.
Aufgrund der vorherrschenden Wohnungsnot möchte das Bezirksamt Pankow dennoch gern weiteren Wohnraum schaffen. Dieser soll aber nicht direkt innerhalb des Quartiers entstehen, sondern auf einem Grundstück an der Ecke Erich-Weinert-Straße / Prenzlauer Allee, die derzeit noch mit einem Supermarkt-Flachbau bebaut ist – und optisch so gar nicht zur denkmalgeschützten Wohnsiedlung passen will. Denn derzeit liegt die Fläche brach.
Supermarkt-Flachbau an der Prenzlauer Allee soll für Wohnprojekt weichen: 250 Wohnungen geplant
Bis zu 250 neue Wohnungen könnten auf dem Gelände zukünftig entstehen, so wünscht es sich jedenfalls der Bezirk. Das Bezirksamt Pankow hat hierfür die notwendigen Schritte eingeleitet, um an einer bisher ungenutzten Fläche direkt an der Prenzlauer Allee einen Neubau zu ermöglichen, wie die Berliner Morgenpost berichtet.
Das Bezirksamt einigte sich demnach mit dem Immobilienunternehmen Archigon auf eine Umwidmung der bisherigen Grünfläche an der Ecke Prenzlauer Allee und Erich-Weinert-Straße in eine Verkehrsfläche, was die Planungen für ein fünfstöckiges Wohngebäude mit Ladengeschäft im Erdgeschoss ermöglicht, auch wenn es erst einmal paradox klingt.
Privater Investor soll das Projekt realisieren – und die Gestaltung der Grünflächen übernehmen
Im Gegenzug verpflichtet sich Archigon jedoch, den Großteil der verbleibenden Fläche umfassend zu begrünen und ökologisch aufzuwerten. Diese Lösung fand breite Zustimmung im Pankower Bauausschuss, der das Vorhaben in mehreren Sitzungen diskutierte. Ursprüngliche Bedenken, der Bezirk könnte auf den Kosten für die Neugestaltung und Pflege der Grünflächen sitzenbleiben, wurden durch die Zusicherung der Übernahme dieser Aufgaben durch den Bauträger ausgeräumt.
Das Neubauprojekt ist Teil einer längerfristigen Planung des Bezirks, der bereits 2018 die Möglichkeit untersuchte, in der sogenannten Pufferzone der Welterbesiedlung Carl Legien zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ohne die denkmalpflegerischen Vorgaben zu verletzen.
Der Neubau soll den bestehenden Flachbau ersetzen, wobei erste Entwürfe eine moderne Fassade mit quadratischen Fensterflächen und filigranen Steineinfassungen zeigen. Parkplätze werden voraussichtlich in einer Tiefgarage untergebracht, und ein Café soll als Treffpunkt für Anwohner und Besucher dienen. Einen konkreten Zeitplan für das Projekt gibt es bislang aber nicht.