Im Harburger Binnenhafen wird derzeit über die Zukunft des Quartiers diskutiert. Ein neuer Bebauungsplan soll mehr Wohnungen und Grünflächen schaffen, ohne den Charakter der Gegend zu gefährden. Doch nicht alle Pläne stoßen auf Zustimmung.
Wie kann eine sinnvolle Weiterentwicklung aussehen? Die Diskussionen um den neuen Bebauungsplan verdeutlichen, wie sensibel die Balance zwischen Modernisierung und Erhalt historischer Strukturen in einem Stadtquartier wie dem Harburger Binnenhafen ist. / © Foto: IMAGO / Westend61
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Text: Stephanie Engler
Der Harburger Binnenhafen südlich der Elbe ist ein Gebiet mit maritimer Prägung und industrieller Vergangenheit. Anwohnende und lokale Akteure setzen sich dafür ein, den besonderen Charakter der Gegend zu bewahren, während die Stadtverwaltung Modernisierungspläne verfolgt. Bei einer öffentlichen Diskussion über den neuen Bebauungsplan äußerten knapp 50 Teilnehmende sowohl Zustimmung als auch Kritik.
Baudezernent Hans Christian Lied betonte, dass der Binnenhafen keine zweite HafenCity werden solle. Er erklärte, das bestehende Hafengewerbe solle erhalten bleiben und die Balance zwischen Wohnen, Arbeiten und kultureller Nutzung gewahrt werden. Dennoch gibt es Streitpunkte: Besonders die angedachte Bebauung entlang des Lotsekais wird kritisiert.
Hamburger Binnenhafen – Kritik an geplanter Bebauung: „Eine Wand am Lotsekai“
Ein zentraler Kritikpunkt ist die geplante, bis zu fünfstöckige Bebauung entlang des Lotsekais. Werner Pfeifer, Betreiber der Fischhalle Harburg, warnte vor einer „Bürohauswand“, die nicht nur den Blick auf das historische Schloss verstellen könnte, sondern auch das Potenzial eines urbanen Areals mit Wohnen und Kultur blockiere. Martina Siebert von der Kulturwerkstatt sprach sich ebenfalls gegen die Pläne aus und betonte die Bedeutung freier Sichtachsen im Quartier.
Der Lotseplatz, der als einziges Areal einen freien Blick auf historische und kulturelle Elemente wie das Schloss und den Museumshafen bieten könnte, soll im Rahmen der Pläne mit Bäumen ausgestattet werden. Diese Maßnahme soll einerseits zur Klimaanpassung beitragen, andererseits aber die Nutzung der Fläche – etwa für Flohmärkte – nicht einschränken.
Mehr Grün statt massiver Bebauung: „Wildes Wäldchen“ ist gesichert
Ein erfreulicher Aspekt des neuen Bebauungsplans dürfte die Sicherung des sogenannten „Wilden Wäldchens“ am Röhrenbunker sein. Die Bezirksversammlung hatte den Erhalt der Grünfläche bereits beschlossen. Künftig sollen zusätzliche Bäume entlang des Kanalplatzes und der Schlossinsel gepflanzt werden, um das Quartier aufzuwerten und dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Andreas Koenecke vom Museumshafen kritisierte jedoch, dass wichtige maritime Elemente wie Schiffe, Kräne und historische Eisenbahnwaggons in den Entwürfen nicht berücksichtigt wurden. Diese könnten jedoch am Lotseplatz neu arrangiert und damit in das Quartier integriert werden, wie ein Vertreter der zuständigen Landschaftsarchitektenfirma POLA erklärte.
Hotelhochhaus und Hafencampus sollen an der Harbuger Schloßstraße entstehen
Zu den größten geplanten Bauprojekten zählt ein bis zu 65 Meter hohes Hotelhochhaus, das an der Harburger Schloßstraße entstehen soll. Der Eigentümer der Fläche, Arne Weber, hatte dies bereits 2018 angekündigt. Daneben plant die Technische Universität Hamburg (TUHH) die Erweiterung ihres Hafencampus mit einem neuen Forschungsgebäude, einer Mensa und studentischen Wohnheimen.
Diese Entwicklungen werden die Harburger Schloßstraße, die künftig als Fahrradstraße konzipiert werden könnte, und das Umfeld nachhaltig verändern. Gleichzeitig sollen gastronomische Angebote entlang der Kanäle entstehen, um das Quartier auch touristisch attraktiver zu machen.
Harburger Binnenhafen: Zwischen Tradition und Fortschritt
Die Diskussionen um den neuen Bebauungsplan verdeutlichen, wie sensibel die Balance zwischen Modernisierung und Erhalt historischer Strukturen in einem Stadtquartier wie dem Harburger Binnenhafen ist. Während einige Projekte wie das „Wilde Wäldchen“ auf breite Zustimmung stoßen, sorgen vor allem die massiven Neubauten entlang des Lotsekais für Spannungen.
Die Anwohnenden und Kulturschaffenden plädieren für einen behutsameren Umgang mit dem Quartier, um den einzigartigen Charakter zu bewahren und gleichzeitig Raum für notwendige Entwicklungen zu schaffen.
Quellen: Hamburger Abendblatt, Deutsches Architektur Forum, Wikipedia