In Berlin-Buch, im Norden von Pankow, errichtet der Klinikkonzern Helios einen Erweiterungsbau auf dem bereits bestehenden Medizincampus. Ab 2025 soll der Neubau mit vier Etagen und einer Nutzfläche von 4.200 Quadratmetern in Betrieb gehen. Das neue Gebäude entsteht auf einem bemerkenswerten Gelände mit einer langen und bewegten Medizin-Geschichte.
© Visualisierung Titelbild: M.R Architekten | Atelier Noise
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Im Pankower Ortsteil Buch, am nördlichen Stadtrand Berlins, befindet sich einer der größten und wichtigsten Klinikstandorte der deutschen Hauptstadt. Seit 2007 hat das Helios Klinikum in Buch seinen zentralen Standort gefunden, nachdem es zuvor auf mehrere Standorte im Stadtgebiet verteilt war.
Am heutigen Standort befindet sich ein medizinischer Campus, der über 1.000 Betten verfügt. Derzeit wird der Standort weiter ausgebaut, ein vierstöckiger Neubau wird auf dem weitläufigen Gelände errichtet.
Helios Klinikum Buch: Neubau für 20 Millionen Euro
Der Erweiterungsbau wird an der Schwanebecker Chaussee realisiert. Im neuen Gebäude sollen zwei neue Kreißsäle und zusätzliche Vorwehen-Zimmer sowie sieben OP-Säle inklusive einem digitalen OP und einem ambulanten Operationszentrum eingerichtet werden.
Der symbolische Spatenstich für das Projekt wurde im Oktober 2022 gefeiert. Einher mit dem Neubau geht auch ein Umbau des Bestandsbaus. Das Helios Klinikum investiert insgesamt 20 Millionen Euro in das Bauvorhaben.
Ausbau der medizinischen Infrastruktur in Berlins bevölkerungsreichstem Bezirk
“Dieser Neubau wird unser exzellentes medizinisches Leistungsangebot für den stark wachsenden Berliner Norden und darüber hinaus noch weiter verbessern“, äußerte sich damals Klinikgeschäftsführer Tim Steckel zum Projekt.
Der Bedarf ist durchaus gegeben. Pankow ist schon heute der bevölkerungsreichste Bezirk Berlins und wächst unvermindert weiter. Neben dem Bau neuer, bezahlbarer Wohnungen muss also auch der Ausbau der Verkehrs-, Bildungs- und Gesundheitsinfrastruktur hoch priorisiert werden.
Der Neubau soll künftig rund 4.200 Quadratmeter zusätzliche Fläche bieten und sich in die bestehende, funktionale Architektur der kurzen Wege des bereits bestehenden Klinikgeländes einfügen.
Klinik-Neubau: Ab 2025 sollen erste Patienten behandelt werden
Im zweiten Obergeschoss ist die Erweiterung um zwei Kreißsäle geplant, im ersten Obergeschoss entstehen drei weitere OP-Säle für die stationäre Hochleistungsmedizin. Davon ist einer ein sogenannter digitaler OP-Saal mit allen Voraussetzungen für modernste, digitale OP-Technik.
Im Erdgeschoss entsteht ein ambulantes Operationszentrum mit vier Sälen. Im Gartenschoss des Erweiterungsbaus ist indes Raum für Technik und ein Rechenzentrum. Es ist geplant, ab 2025 mit dem Klinikbetrieb im neuen Gebäude zu starten.
Historischer Klinik-Campus Buch: Krankenhaus-Areal mit bewegter Geschichte
Der Neubau entsteht auf einem bemerkenswerten Gelände mit einer langen und bewegten Medizin-Geschichte. Mit dem Aufstieg Berlins zur europäischen Metropole Ende des 19. Jahrhunderts entstand ein großer Bedarf an Krankenhäusern und Heimen. Im nahen Dorf Buch, nach umfangreichen Landkäufen durch den Berliner Magistrat, boten sich ideale Voraussetzungen für den Bau weitläufiger Klinikareale.
Unter der Leitung der Stadtbauräte Ludwig Hoffmann und Martin Wagner wurden hier mehrere architektonisch abgeschlossene Komplexe für Lungenkranke, Senioren sowie eine psychiatrische Anstalt errichtet. Diese Einrichtungen erlangten überregionale Bekanntheit, besonders die “III. Städtische Irrenanstalt”, die für ihren liberalen Umgang mit psychisch kranken Menschen berühmt wurde.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden erste Klinikgebäude in Buch errichtet
Während des Ersten Weltkriegs wurden Teile der Klinik in ein Reservelazarett umgewandelt, in dem bis 1918 insgesamt 33.000 Menschen versorgt wurden. In der Weimarer Republik entwickelte sich die Versorgungseinrichtung allmählich zu einem modernen Krankenhaus, das zunehmend auf Akutversorgung umstellte.
Doch ab 1933 folgten einschneidende politische Veränderungen: Jüdische und politisch missliebige Mitarbeiter wurden entlassen, und das Gelände diente der SA als Folterstätte. Die nationalsozialistische Ideologie prägte auch das medizinische Handeln, was zur Zwangssterilisation hunderter Patienten führte. Schätzungsweise 3.000 Menschen aus Buch fielen der NS-“Euthanasie” zum Opfer.
Euthanasie und nationalsozialistische Ideologie: Das Klinikum Buch im Dritten Reich
1939 begann im Rahmen der sogenannten “Aktion T4” die systematische Ermordung von Patienten, die als “lebensunwert” eingestuft wurden. Auch Buch spielte eine Rolle bei der Vorbereitung dieser Aktion. Die Heil- und Pflegeanstalt wurde 1940 größtenteils geschlossen, und nur noch wenige Patienten verblieben auf dem Gelände.
Während des Zweiten Weltkriegs nutzte das Kaiser-Wilhelm-Institut die nahe gelegenen Kliniken für Forschung im Sinne der NS-Ideologie. Nach Kriegsende dauerte es viele Jahre, bis die Aufarbeitung der Verbrechen an den Patienten in Buch begann.
Klinikum Buch nach dem Krieg: Eines der größten medizinischen Zentren der DDR
In den Jahrzehnten nach dem Krieg entwickelten sich die Bucher Kliniken zu einem der größten medizinischen Zentren der DDR. Fachkliniken für diverse Spezialgebiete entstanden, darunter Lungenheilkunde und Strahlentherapie. In den 1950er Jahren wurden zusätzliche Krankenhäuser errichtet, darunter ein Regierungskrankenhaus für die DDR-Führung und ein abgeschottetes Stasi-Krankenhaus.
Nach der Wiedervereinigung waren diese Gebäude für alle Patienten zugänglich, und das Klinikum Buch wurde schrittweise modernisiert. Im Jahr 2001 übernahm die Helios Kliniken GmbH das Klinikum Berlin-Buch und investierte in einen modernen Krankenhausneubau, der 2007 eröffnet wurde.
Heute ist das Helios Klinikum Berlin-Buch ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit über 1.000 Betten und bietet modernste Medizintechnik für Patienten aus Berlin, Brandenburg und dem Ausland. Jährlich werden hier zehntausende stationäre und ambulante Patienten behandelt, unterstützt durch hochmoderne medizinische Technologien wie Tomotherapie, PET-CT und Kardio-MRTs.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: M-R Architekten, Helios Kliniken GmbH, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Wikipedia, Bezirksamt Pankow
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