Mit dem Bau des Diakonie-Hauses Münzviertel schafft die Diakonie Hamburg erstmals dauerhaften Wohnraum für obdachlose Menschen. Am Hauptbahnhof soll die Obdachlosenunterkunft in der Münzstraße sowie eine medizinische Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung entstehen.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Text: Stephanie Engler
In unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hauptbahnhof startet die Diakonie Hamburg ihr erstes Bauprojekt: Im Münzviertel entsteht das Diakonie-Haus Münzviertel, das 31 obdachlosen Menschen ein dauerhaftes Zuhause bieten soll. Zusätzlich wird eine medizinische Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung in das Gebäude integriert. Der Bau feierte kürzlich seine Grundsteinlegung mit einer Segnung.
Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hob bei der Feier die besondere Bedeutung des Projekts hervor. Angesichts steigender Baukosten und wachsender Wohnungsnot sei das Vorhaben ein wichtiges Zeichen. Sie dankte der Stadt, Spendern und Förderern für ihre Unterstützung.
Fertigstellung 2026: Diakonie ruft zu Spenden für Finanzierung auf
Der Rohbau des neuen Gebäudes an der Münzstraße soll bis Mitte 2025 abgeschlossen sein, der Innenausbau bis Frühjahr 2026. Während im Erdgeschoss und Souterrain die medizinische Praxis entsteht, sind in den oberen Stockwerken die Wohnungen für obdachlose Menschen geplant. Ergänzt wird das Angebot durch begleitende Beratungsleistungen.
Die Baukosten belaufen sich auf rund 14 Millionen Euro, dabei übernimmt die Hamburgische Investitions- und Förderbank einen Großteil der Finanzierung, doch „eine kleine Million“ fehle noch. Die Diakonie ruft deshalb zu weiteren Spenden auf. Sollte die Finanzierungslücke bestehen bleiben, könnten Eigenmittel eingesetzt werden, so die Verantwortlichen.
Dringender Bedarf: Hamburgs hohe Obdachlosenquote
Mit dem Bau des Diakonie-Hauses Münzviertel reagiert die Diakonie auf die alarmierende Lage in Hamburg. Die Hansestadt verzeichnet unter deutschen Großstädten die höchste Quote an obdachlosen Menschen. Mindestens 2.000 Menschen leben hier auf der Straße, die Dunkelziffer liegt vermutlich höher.
Malte Habscheidt, Pressesprecher der Diakonie, erklärte, dass die Vergabe der Wohnungen nach dem „Housing-First“-Prinzip erfolgen wird. Menschen in besonders dringenden Situationen erhalten vorrangig ein Angebot. Die Mieterinnen und Mieter erhalten reguläre Mietverträge und können langfristig in den Wohnungen bleiben.
Ein Schritt gegen die Obdachlosigkeit
Nina Behlau, zuständig für Wohnen und Gesundheit im Diakonie-Hilfswerk, unterstrich die Notwendigkeit des Projekts. Sie verwies auf das Ziel der Bundesregierung, die Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden. Auch Pastor Stefan Deutschmann betonte die Signalwirkung des Bauprojekts und erklärte, dass mit dem Baubeginn des Diakonie-Hauses Münzviertel ein Zeichen der Solidarität im Herzen der Stadt gesetzt werde.
Weitere Bauprojekte seien derzeit nicht geplant, erklärte Pressesprecher Habscheidt. Für die Diakonie Hamburg ist das Haus Münzviertel ein Pilotprojekt und die Chance, wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Quelle: Diakonie Hamburg, Hamburger Morgenpost