Die BVG will mit einem Stabilitätskonzept ihre Betriebsprobleme angehen. Neue U-Bahnzüge, verbesserte Fahrgastinformationen und optimierte Prozesse sollen die Pünktlichkeitsquote wieder auf 99 Prozent steigern. Gleichzeitig sollen die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden verbessert werden.
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Text: Stephanie Engler
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben ein umfassendes Stabilitätskonzept vorgestellt, um die massiven Probleme im Nahverkehr zu bewältigen. Nach Jahren des Wachstums und der Überlastung stehen Maßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur, Verbesserung der Fahrgastinformation und Verjüngung der Fahrzeugflotte im Fokus. Ziel ist es, die Pünktlichkeitsquote auf 99 Prozent zu steigern und den Fahrgästen wieder ein verlässliches Angebot zu bieten.
Nach Jahren des Wachstums hat die BVG die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Besonders die U-Bahn hat mit massiven Zugausfällen und Verspätungen zu kämpfen. Laut Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der BVG, liegt die Pünktlichkeitsquote derzeit bei unter 95 Prozent. Diese Entwicklung sei weder im Sinne des Unternehmens noch der Fahrgäste. Mit dem vorgestellten Stabilitätskonzept will die BVG gegensteuern und die Zuverlässigkeit im öffentlichen Nahverkehr wiederherstellen.
Drei Schwerpunkte des Stabilitätskonzepts: So möchte die BVG Zufriedenheit erhöhen
Der Schwerpunkt des Stabilitätskonzepts liegt auf drei Bereichen: Fahrgastinformationen, Mitarbeitendenbindung und Modernisierung der Fahrzeugflotte. Falk betonte, dass vor allem die technischen Probleme der alten U-Bahnzüge und hohe Krankenstände in den vergangenen Jahren zu den Engpässen beigetragen hätten. Bis Ende 2027 sollen 484 neue U-Bahnwagen ausgeliefert werden, um die in die Jahre gekommene Flotte zu ersetzen.
Für die Fahrgäste stehen zeitnahe Verbesserungen in der Kommunikation im Fokus. Bereits jetzt wurden digitale Fahrpläne an Haltestellen installiert, und in Bussen gibt es Echtzeitinformationen zu Störungen und Umsteigeverbindungen. Ab 2025 sollen diese Dienste auf die U-Bahn und ab 2026 auf die Straßenbahn ausgeweitet werden. Zudem plant die BVG ein Pilotprojekt mit Live-Ansagen bei Störungen und Zugausfällen.
Neue App und Ausbau der Flotte: Meilensteine, um Nahverkehr attraktiver zu gestalten?
Ein weiterer Fortschritt ist die Entwicklung einer neuen App in Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochbahn. Die App soll alle Mobilitätsangebote bündeln, Echtzeitstandorte von Fahrzeugen anzeigen und eine intuitive Nutzung ermöglichen. Falk sieht darin einen Meilenstein, um den Nahverkehr attraktiver zu gestalten.
Ein zentraler Punkt des Stabilitätskonzepts ist zudem die Erneuerung der Fahrzeugflotte. Ab September 2025 sollen neue Kleinprofilzüge auf den Linien U1 bis U4 eingesetzt werden. Bis Ende 2026 folgen Großprofilwagen für die U6 bis U9. Die neuen Züge versprechen mehr Kapazität und deutlich höhere Zuverlässigkeit.
Neue Züge allein reichen nicht: Reaktionen auf BVG-Maßnahmen geteilt
Die Meinungen zu den Maßnahmen der BVG sind nicht nur positiv. So lobte Der Tagesspiegel zwar den Fokus auf die Fahrgastinformation, merkte aber dennoch an, dass die Maßnahmen spät kommen. Die Probleme im U-Bahnverkehr seien seit Jahren bekannt, und es brauche mehr als neue Züge, um das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen.
Die B.Z. äußerte sich ebenfalls kritisch. Zwar seien die geplanten Verbesserungen ein Schritt in die richtige Richtung, doch die hohe Ausfallrate der alten Züge bleibe ein großes Hindernis. Die Zeitung forderte schnellere Lösungen, um die aktuellen Engpässe zu bewältigen, und betonte die Notwendigkeit einer langfristigen Strategie.
Zentraler Schritt für langfristige Optimierung: BVG zeigt sich zuversichtlich
Franziska Giffey, Aufsichtsratsvorsitzende der BVG, betonte die Bedeutung der Maßnahmen und erklärte, Berlin benötige eine zuverlässige BVG, auf die sich die Menschen verlassen könnten. Die Modernisierung der Flotte sei entscheidend, um den öffentlichen Nahverkehr zu stabilisieren und zu optimieren.
Trotz Herausforderungen zeigt sich die BVG optimistisch. Das Stabilitätskonzept sei der erste Schritt, um die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern, während langfristig auch die Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende gestärkt und die Infrastruktur umfassend modernisiert werden sollen.
Quellen: BVG, Tagesspiegel, B.Z.