An der Straße der Pariser Kommune in Berlin-Friedrichshain ist ein maroder Plattenbau gewichen, um Platz für einen Neubau in Holz-Hybridbauweise zu schaffen. Im Rahmen des Neubaus sollen Flächen für Büros und Gewerbe aber auch 60 neue Wohnungen realisiert werden. Der Innenhof soll zudem unterbaut werden, um Flächen für die Kunst- und Kulturszene zu schaffen.
© Visualisierungen: Tchoban Voss Architekten
Text: Björn Leffler
An der Straße der Pariser Kommune in Berlin-Friedrichshain wurde längst ein mehrfach in die Schlagzeilen geratener Plattenbau abgerissen, um Platz für einen Neubau zu machen, der nach Plänen des Büros Tchoban Voss Architekten entstehen soll.
Mit seinen fünf Aufgängen und sechs Etagen stand der zu DDR-Zeiten errichtete Wohnblock auf einem Grundstück, welches aufgrund seiner Lage offenbar viel zu wertvoll ist, als es mit einem stark sanierungsbedürftigen Wohnhaus bebaut zu lassen.
Straße der Pariser Kommune in Friedrichshain: DDR-Plattenbau weicht für Neubau
Bis zu 350 Familien wohnten einmal in dem Haus, aber spätestens seit 2021 war klar, dass das Gebäude abgerissen werden soll, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hatte die Abrissgenehmigung längst erteilt.
Die Wohnsituation, die zuletzt in der Immobilie herrschte, war tatsächlich katastrophal. Vandalismus, Mietnomaden und besorgniserregende hygienische Zustände warfen kein gutes Licht auf den Kiez zwischen Ostbahnhof und Franz-Mehring-Platz.
Neubau mit 60 Wohnungen entsteht auf einem 3.300 m² großen Grundstück
Der geplante Neubau wird auf einem etwa 3.300 Quadratmeter großen Grundstück realisiert. Das Projekt umfasst ein Gebäudeensemble mit fünf Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss, das aus einem modernen Holz-Hybrid-Bürogebäude sowie zwei Wohnhäusern mit insgesamt 60 Wohnungen bestehen wird. Die Gebäude sind U-förmig um einen begrünten Innenhof angeordnet.
Das Projekt hat eine spannende Besonderheit: In Zusammenarbeit mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird der Innenhof unterbaut, um Räume für Kunstateliers und kulturelle Nutzungen zu schaffen. Ziel ist es, auf diesem Wege die Berliner Kultur- und Kreativwirtschaft zu unterstützen. Für Mobilität werden in einer Tiefgarage 110 Stellplätze für Fahrräder und Lastenräder sowie 17 PKW-Stellplätze eingerichtet, davon drei barrierefrei.
Das Projekt am Ostbahnhof wird zu großen Teilein in modularer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet
Ein wesentlicher Teil des Projekts wird in modularer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Diese Bauweise kombiniert die Vorteile der Materialien Holz und Beton mit einem hohen Vorfertigungs- und Standardisierungsgrad. Im Vergleich zu herkömmlichen Stahlbetonkonstruktionen ermöglicht sie eine Reduktion der CO₂-Emissionen beim Bau des Rohbaus um 50 bis 80 Prozent pro Quadratmeter Nutzfläche.
Die verwendeten Materialien sind weitgehend recyclefähig und folgen dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Der Stahlbeton wird überwiegend nur auf Druck belastet, wodurch ein hoher Anteil an Recyclingbeton eingesetzt werden kann. Das dafür benötigte Betonwerk liegt in unmittelbarer Nähe zum Baugrundstück.
Photovoltaik-Module werden auf dem Dach des Neubaus installiert
Das Dach des Staffelgeschosses ist mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet, die zusammen mit einer intensiven Begrünung installiert werden. Diese Kombination trägt zur Kühlung der Module bei, was die elektrische Leistung steigert, und unterstützt den fossilfreien Gebäudebetrieb, wie die Bauherren vorrechnen. Sämtliches Regenwasser wird zukünftig auf den Dachflächen zurückgehalten, zur Bewässerung der Begrünung genutzt und anschließend auf dem Grundstück versickert.
Das Projekt sieht zudem die Einrichtung von Atelierräumen für Kunstschaffende und Kreative vor. Damit soll der Verdrängung der Kulturszene entgegengewirkt werden, wie sie in vielen Teilen Berlins zu beobachten ist. Das Vorhaben steht im Einklang mit dem Kulturförderprogramm des Bezirks und setzt einen klaren Schwerpunkt auf die Unterstützung der lokalen Kultur- und Kreativwirtschaft.