Ein modernes Fahrradparksystem, das Funktionalität und Design vereint: Der „Bikesafe“ im Quartier „Am Tacheles“ in Berlin-Mitte zeigt, wie städtische Flächen effizient genutzt werden können. Sicher, platzsparend und elegant integriert er sich in den urbanen Raum und setzt neue Maßstäbe für nachhaltige Mobilität – und ist auf den ersten Blick kaum sichtbar.

Elegant, platzsparend, nachhaltig: Der „Bikesafe“ im Quartier „Am Tacheles“ ist mehr als ein Fahrradparksystem. Er zeigt, wie urbane Mobilität zukunftsweisend gestaltet werden kann, ohne das Stadtbild zu beeinträchtigen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Text: Björn Leffler

 

In der vergangenen Woche berichtete ENTWICKLUNGSSTADT über ein Verkehrsprojekt im Südwesten Berlins. Unter dem Bahnhofsvorplatz von Lichterfelde West soll ein modernes, automatisiertes Fahrradparksystem entstehen.

Mit 240 Stellplätzen will das Projekt ein Zeichen für Nachhaltigkeit und urbanen Fortschritt setzen. Im Rahmen der anstehenden Neugestaltung des Platzes ist also der Austausch der bisherigen Fahrradabstellplätze durch ein modernes, unterirdisches Fahrradparksystem geplant.

Realisiert werden soll das Projekt mit dem automatisierten System der Firma GIVT, das vertikale Türme mit einem Liftmechanismus nutzt, um Fahrräder sicher und platzsparend unterhalb der Oberfläche zu verstauen. So beschreiben es jedenfalls die Projektinitiatoren, die hinter der Idee stehen. Wie eine solches, unterirdisches Parksystem aussieht, kann in Berlin-Mitte bereits in der Praxis besichtigt werden.

Berlin-Mitte: Quartier „Am Tacheles“ mit unterirdischem Fahrradparksystem

Denn im vor kurzem fertiggestellten Quartier „Am Tacheles“ zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße in Berlin-Mitte ist ein solches Parksystem installiert worden – zudem hat es ein besonders elegantes Design erhalten.

In der Mitte des neu entstandenen Stadtplatzes an der Oranienburger Straße steht seit der Fertigstellung des neuen Quartiers ein verspiegelter Zylinder, der zunächst unauffällig wirkt, jedoch bei genauerem Hinsehen Aufmerksamkeit erregt und Neugier weckt. Der Rundbau ist ein sogenannter „Bikesafe“ der Firma Wöhr, ein vollautomatisches Fahrradparksystem, das durch sein modernes Design hervorsticht.

Ein verspiegelter Zylinder ist auf dem neuen Stadtplatz an der Oranienburger Straße entstanden

Der aufwendig gestaltete „Bikesafe“ bietet Platz für bis zu 96 Fahrräder, die unterhalb der Platzoberfläche sicher und witterungsgeschützt aufbewahrt werden. Der Parkvorgang erfolgt im Übergabebereich neben dem Einfahrtstor und wird mittels Chip oder QR-Code gestartet.

Nach der Öffnung des Tores wird das Vorderrad des Fahrrads auf eine Schiene gesetzt, woraufhin das Fahrrad in den Zylinder eingezogen wird. Das Tor schließt sich automatisch, und der Einparkvorgang ist innerhalb von etwa 20 Sekunden abgeschlossen. Mit dem glitzernden Zylinder inmitten des Stadtquartiers „Am Tacheles“ wurde damit ein kleines Highlight geschaffen, das Funktionalität und Ästhetik miteinander verbindet.

Moderne Stadtplanung: Verkehrsflächen müssen heute viel effizienter genutzt werden

Das familiengeführte Unternehmen Wöhr bietet seit 1959 innovative Parkraumlösungen an und verfügt nach eigener Aussage über die weltweit größte Produktpalette für Parksysteme, die von klassischen Anlagen bis hin zu automatisierten Großprojekten reicht. Rund rund 300 Mitarbeitende arbeiten am Hauptstandort in Friolzheim und entwickeln Lösungen für urbanes, verdichtetes Parken.

Der Architekturhistoriker Erik Wegerhoff befürwortete die Installation solcher Parksysteme kürzlich in einem Interview mit dem Magazin Bauwelt – und das nicht nur für Fahrräder, sondern für verschiedene Verkehrsmittel: „Es fährt nicht immer, sondern steht die meiste Zeit. Das wird ein Problem, wenn viele Menschen Autos haben. Der Raum, der in Städten zugeparkt wird, beansprucht eine wahnsinnig große Fläche.

Der „Bikesafe“ im Quartier „Am Tacheles“ ist auf den ersten Blick fast unsichtbar

Ein gelungenes Beispiel dafür ist im Quartier „Am Tacheles“ umgesetzt worden – und ist optisch durch das besondere Design auf den ersten Blick fast nicht sichtbar. Damit fügt sich der „Bikesafe“ angenehm und intelligent in den bestehenden Stadtraum ein, ohne störend zu wirken.

Lange wurde um einen möglichen Umbau des Gebäudeensembles gerungen, bis das fertige Konzept schließlich feststand und ein Architekturwettbewerb durchgeführt werden konnte. Es war eines dieser ganz besonders zähen Bauprojekte, von denen es in Berlin in den Jahrzehnten nach der Wende nicht wenige gegeben hat.

Das raumgreifende Projekt wurde schließlich nach Plänen des renommierten Architekturbüros Herzog de Meuron umgesetzt. Auf dem riesigen Baufeld, welches um das einstige Künstlerhaus „Tacheles” eingerichtet wurde, ist in den vergangenen Jahren ein völlig neues Quartier entstanden, in überwiegend radikal moderner Formsprache.

 

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Quellen: Lindner Planungsbüro, Wöhr, GIVT, Bauwelt, Herzog de Meuron, B.Z., Architektur Urbanistik Berlin, Fotografiska, Wikipedia, Berliner Morgenpost, Deutsches Architektur Forum