Zwischen Tradition und Innovation: Das 1904 eröffnete Nähmaschinenwerk in Wittenberge, zwischen Hamburg und Berlin gelegen, soll zu einem zukunftsweisenden Stadtquartier transformiert werden. Mit einer Investitionssumme von 250 Millionen Euro soll ein kreativer und nachhaltiger Lebensraum für Arbeit, Kultur und Freizeit entstehen. Baustart soll schon im kommenden Jahr sein.
© Fotos: IMAGO / Hohlfeld
Text: Björn Leffler
Am 17. Oktober 2024 wurde das frühere Nähmaschinenwerk in Wittenberge als herausragendes Beispiel deutscher Ingenieurbaukunst ausgezeichnet. Bei dieser Gelegenheit präsentierte Florian Uthoff im Auftrag des Unternehmens BKLV Management aus Berlin und des Initiators Renaud Vercouter die Vision für eine umfassende Revitalisierung des Areals. Etwa 250 Millionen Euro sollen in das 1904 als Singer-Nähmaschinenwerk eröffnete Gelände fließen, das später als Veritas-Werk in der DDR bekannt wurde.
Nähmaschinenwerk Wittenberge: Ein Stadtviertel der Zukunft zwischen Berlin und Hamburg?
Uthoff erklärte laut einem Bericht des Nordkurier, Ziel sei es, ein „Urbanotop“ zu schaffen – eine Verbindung von Stadt und Land, in der kreative Köpfe an zukunftsweisenden Projekten arbeiten. Die zentrale Lage zwischen Berlin und Hamburg sowie die Anbindung durch den IC-Zug machen das Gelände attraktiv. Das 31,5 Hektar große Areal bietet reichlich Platz für innovative Ideen und liegt direkt an der Elbe.
Die historische Bausubstanz, die den Preis für Ingenieurbaukunst begründete, ermögliche eine nachhaltige Wiederbelebung. Geplant sind Werkstätten, Büros für Start-ups sowie ein breites Angebot an Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Zwei Hotels, ein Museum und ein Club im Keller des ehemaligen Kraftwerks sollen die Attraktivität des Geländes zusätzlich steigern.
Ehemaliges Nähmaschinenwerk: Erste Bauarbeiten starten 2025
Drei Jahre Vorarbeit haben die Eigentümer nach eigenen Angaben investiert, um Altlasten zu prüfen und die erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Für das Gebäude 4 an der Elbe liegt bereits eine Baugenehmigung vor. Es soll zu einem Kultur- und Gastronomiestandort entwickelt werden, mit Bauarbeiten ab 2025.
Im Fokus steht auch das historische Hauptgebäude von 1922, das künftig Co-Working-Spaces, Büros, Restaurants und ein Hotel mit 200 Betten beherbergen wird. Die Fertigstellung ist zur Landesgartenschau 2027 geplant.
Wittenberge: Historisches Industriegelände und größte freistehende Turmuhr Deutschlands
Das bereits bestehende Elbe Resort in der Alten Ölmühle, einer weiteren ehemaligen Fabrikanlage, dient als Vorbild für das aktuelle Projektvorhaben. Es zeigt, dass die Wiederbelebung alter Industriegelände in Wittenberge erfolgreich sein kann. Geplant ist auch ein Neubau auf dem Veritas-Areal – ein modernes Hotel, das dem historischen Uhrenturm nachempfunden wird, der als Wahrzeichen der Stadt erhalten bleiben soll.
Das einstige Werk wurde 1904 als Singer-Werk gegründet und machte Wittenberge zur „Stadt der Nähmaschinen“. Der 1928 errichtete Uhrenturm, der heute das Gelände optisch dominiert, ist die größte freistehende Turmuhr Deutschlands. Nach der Weltwirtschaftskrise und der Nutzung als Reparationsleistung in der Nachkriegszeit wurde das Werk zum VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge umgewandelt.
Nach der Wende wurde das Werk von der Treuhandanstalt geschlossen
Bis 1989 wurden Millionen Haushaltsnähmaschinen produziert. Nach der Wiedervereinigung führte die Treuhandanstalt 1992 zur Schließung des Werks, das seitdem weitgehend brach liegt. Die Planer des neuen Entwicklungsprojekts sind überzeugt, dass das Urbanotop nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern Wittenberge auch als Wohn- und Lebensort aufwerten wird.
Mit Angeboten für Kultur, Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten könnte das Gelände ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt schreiben – ein Ort, der Vergangenheit und Zukunft auf einzigartige Weise verbindet. Es wird spannend zu beobachten sein, wie die Entwicklung auf dem Gelände tatsächlich umgesetzt wird.
Quellen: B.Z., Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Stadt Wittenberge, BKLV Management, Nordkurier, RBB