Der Berliner Wohnungsbau bleibt hinter den gesteckten Zielen zurück: Trotz Anstrengungen zur Beschleunigung und neuer Gesetzesinitiativen wird die angestrebte Zahl neuer Wohnungen erneut nicht erreicht. Inmitten dieser Herausforderungen sind die Auswirkungen des „Schneller-Bauen-Gesetzes“ noch unklar, und auch für 2025 sind kaum Erholungstendenzen in Sicht.
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Text: Karin Schütte
Mitte Dezember zog die Senatskommission für Wohnungsbau eine Bilanz ihrer Arbeit und der Projekte der Wohnungsbauleitstelle. Seit 2013 wurden 195 große Projekte mit rund 120.000 geplanten Wohnungen identifiziert, von denen etwa die Hälfte vorangetrieben und genehmigt werden konnte.
Aktuell konzentriert sich die Kommission auf 113 laufende Projekte mit rund 80.000 Wohneinheiten, die jedoch weiterhin mit Herausforderungen wie Nutzungskonflikten und Erschließungsproblemen konfrontiert sind. Ihr Ziel ist es, den Wohnungsbau in Berlin zu beschleunigen und Hindernisse zu überwinden. Doch trotz intensiver Vermittlungsarbeit bleiben die Neubauziele 2024 unerreicht.
Trotz Bemühungen: Neubauziele des Berliner Senats bleiben 2024 unerreicht
Der Berliner Senat hatte sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, jährlich 20.000 neue Wohnungen zu errichten. Doch auch 2024 wurde diese Zahl nicht erreicht – die Prognose beläuft sich auf etwa 15.000 Neubauten. Das bedeutet einen erneuten Rückgang im Vergleich zu den 17.300 Wohnungen im Jahr 2023 und den 16.000 im Jahr 2022.
Trotz dieser Rückschläge sehen die Verantwortlichen die Entwicklung nicht nur negativ. Bausenator Christian Gaebler (SPD) betont, dass in den letzten drei Jahren insgesamt fast 50.000 neue Wohnungen entstanden sind, was immerhin Wohnraum für 100.000 Menschen bedeute. Diese Bilanz sei, trotz der verfehlten Ziele, ein „ganz guter“ Erfolg. Doch für das kommende Jahr gibt es wenig Optimismus.
Berlins Bauwirtschaft in der Krise: Prognosen für 2025 wenig ermutigend
Für 2025 erwartet Gaebler, dass die Wohnungsbauzahlen weiter rückläufig sein könnten. Es werde noch keine deutliche Erholung geben, erklärt der Senator und verweist auf anhaltende Probleme in der Baubranche, wie etwa hohe Zinsen und eine unsichere wirtschaftliche Lage. Hinzu komme die politische Unsicherheit durch die anstehende Bundestagswahl, was zusätzliche Zurückhaltung bei Investitionen verursache.
Auch die Stimmen aus der Branche bestätigen diese Bedenken: Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDB, sieht eine „Debakel“-drohende Situation für den Wohnungsbau, da in den letzten Jahren kaum neue Bauanträge eingereicht wurden. Die Prognosen für 2025 sehen bereits den Abschluss von 150.000 bis 200.000 Wohnungen als Erfolg an.
„Schneller-Bauen-Gesetz“: Hoffnung auf schnelle Fortschritte bleibt gering
Eine mögliche Lösung, die der Senat ins Spiel bringt, ist das im Dezember 2024 verabschiedete „Schneller-Bauen-Gesetz“. Es sollte die Planungs- und Genehmigungsverfahren straffen und standardisieren, um den Wohnungsbau zu beschleunigen. Ebenfalls will es Zuständigkeiten zwischen Landes- und Bezirksebene klarer regeln. Doch Gaebler ist skeptisch, inwiefern das Gesetz kurzfristig sichtbare Ergebnisse liefern wird.
Die notwendigen Anpassungen und Umstellungen in der Bauwirtschaft würden einen langen Vorlauf benötigen, und die Auswirkungen des Gesetzes seien frühestens 2026 spürbar. Zwar werden durch das Gesetz neue Maßnahmen eingeführt, wie etwa ein Projektlotsensystem, das Bauherren einen einzigen Ansprechpartner für den gesamten Planungsprozess bieten soll, doch viele Änderungen würden sich erst mit Verzögerung umsetzen lassen.
Bündnis für Wohnungsneubau: Mehr Zusammenarbeit statt Konfrontation
Im Hinblick auf das Berliner Bündnis für Wohnungsneubau, eine Initiative aus Senat, Verbänden und Unternehmen, gibt es ebenfalls unterschiedliche Einschätzungen. Kritiker aus der Opposition halten das Bündnis für gescheitert, doch Bausenator Gaebler verteidigt die Initiative. Der Dialog mit den Investoren habe zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen geführt, auch wenn man nicht jedem Wunsch der privaten Bauherren nachgekommen sei. Die Unterstützung von Investoren sei wichtig, um langfristig Planungssicherheit zu gewährleisten und die Voraussetzungen für den Neubau zu schaffen.
Der Berliner Wohnungsbau steht weiterhin vor großen Herausforderungen
Die verfehlten Neubauziele und die anhaltenden Probleme in der Baubranche werfen einen Schatten auf die Zukunft des Wohnungsmarktes in der Hauptstadt. Obwohl Initiativen wie das „Schneller-Bauen-Gesetz“ Hoffnung auf eine Verbesserung machen sollten, sind die sichtbaren Auswirkungen wohl frühestens in den kommenden Jahren zu erwarten. Es bleibt abzuwarten, ob die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen es zulassen werden, die angestrebten Neubauziele endlich zu erreichen.
Quellen: berlin.de, Tagesspiegel, RBB