Hamburg plant ein ungewöhnliches und zukunftsweisendes Bauprojekt: Auf der Großen Freiheit, der berühmten Partymeile in St. Pauli, soll ein Azubi-Wohnheim entstehen. Bis zu 150 Auszubildende der städtischen Unternehmen finden dort künftig ein Zuhause.

„Große Freiheit“ bald auch für künftige Azubis: Direkt neben der Reeperbahn soll ein Wohnheim für Nachwuchskräfte entstehen. / © Foto: depositsphotos.com / mathes

© Foto: depositphotos.com / mathes
© Foto Titelbild: depositphotos.com / Dietmar Rauscher

 

Auf einem städtischen Grundstück zwischen den Musikclubs „Gruenspan“ und „Indra“ entsteht nun ein Wohnheim für Azubis. Vorgesehen sind Einzelapartments und Vierer-Wohngemeinschaften, die von der Immobilientochter der Hamburger Hochbahn, der HSG, geplant, gebaut und betrieben werden sollen. Mit einem Investitionsvolumen von bis zu 20 Millionen Euro wird das Projekt zu einem der ambitioniertesten Bauvorhaben im Bereich des Azubi-Wohnens in der Hansestadt.

Das Bauprojekt wurde von der Hamburger Finanzbehörde vorgestellt und gilt als Teil der Stadtstrategie, bezahlbaren Wohnraum für Nachwuchskräfte zu schaffen und den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Hamburgs Strategie gegen Fachkräftemangel: Attraktives Angebot für Nachwuchskräfte

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) erklärte, das Azubi-Wohnheim sei ein wichtiger Bestandteil der Stadtwirtschaftsstrategie. Ziel sei es, Nachwuchskräften von außerhalb der Stadt eine erschwingliche Wohnmöglichkeit zu bieten. Angesichts der hohen Mieten und des knappen Wohnraums in Hamburg sei dies eine große Herausforderung. Dressel hob hervor, dass die zentrale Lage in der Großen Freiheit ein einzigartiges Angebot darstelle.

Mit mehr als 75.000 Beschäftigten und rund 2.100 Auszubildenden spielt die Stadtwirtschaft eine bedeutende Rolle auf dem Hamburger Arbeitsmarkt. Der Fachkräftemangel sei jedoch auch in den öffentlichen Unternehmen spürbar. Das neue Wohnheim auf St. Pauli soll dazu beitragen, Hamburg als attraktiven Arbeits- und Ausbildungsstandort zu positionieren.

Leben und arbeiten im Herzen von St. Pauli: Azubi-Wohnheim sorgt für Aufsehen

Die Große Freiheit als Standort des Wohnheims sorgt für Aufmerksamkeit – sowohl positiv als auch kritisch. Die berühmte Nebenstraße der Reeperbahn ist für ihre Clubs, Bars und das pulsierende Nachtleben bekannt. Für die Auszubildenden bietet der Standort eine zentrale Lage mit hervorragender Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sowie ein lebendiges Umfeld. Kritikerinnen und Kritiker fragen sich jedoch, ob das nächtliche Partygeschehen mit dem Alltag der jungen Bewohnerinnen und Bewohner harmoniert.

Das Konzept sieht vor, dass die Wohnräume gut isoliert und die Gemeinschaftsbereiche so gestaltet werden, dass sie Rückzugsmöglichkeiten und Ruhe bieten. Zudem wird das Wohnheim eng in die sozialen und kulturellen Strukturen des Stadtteils eingebunden, um ein harmonisches Miteinander innerhalb der Nachbarschaft zu fördern.

Bis zu 20 Millionen Euro: So werden die hohen Baukosten getragen

Die Baukosten von bis zu 20 Millionen Euro werden überwiegend durch Finanzierungsbeiträge der beteiligten öffentlichen Unternehmen getragen. Ergänzt wird dies durch Mittel der Finanzbehörde. Parallel wurde von der Hamburger Bürgerschaft die Sanierung der Clubs „Gruenspan“ und „Indra“ beschlossen, die Teil des Gesamtprojekts sind. Mit einem zusätzlichen Budget von 14,3 Millionen Euro werden die Traditionsclubs instand gesetzt und in die städtebauliche Entwicklung der Großen Freiheit integriert.

Neben dem Azubi-Wohnheim in St. Pauli plant Hamburg weitere Projekte, um die Wohnsituation für Auszubildende zu verbessern. So entstehen unter anderem in Altona und Wandsbek neue Wohnheime, die ebenfalls erschwinglichen Wohnraum für Nachwuchskräfte bieten sollen.

Zentrale Lage und besondere Umgebung: Ein Pilotprojekt mit Signalwirkung?

Das Azubi-Wohnheim auf der Großen Freiheit wird als Pilotprojekt betrachtet, das Signalwirkung für die gesamte Stadt haben könnte. Durch die zentrale Lage und die besondere Umgebung soll es Auszubildenden nicht nur Wohnraum bieten, sondern auch ein Stück Hamburg-Kultur erlebbar machen. Die Bauarbeiten für das Azubi-Wohnheim sollen noch dieses Jahr beginnen.

Quellen: Pressemitteilung der Hamburger Finanzbehörde vom 18.12.2024, Deutsche Presse-Agentur, Hamburger Abendblatt, Schwäbische Zeitung