Die Potsdamer Garnisonkirche bekommt bis 2027 ihre endgültige Turmhaube. Nach langen Verzögerungen hat die Stiftung Garnisonkirche Potsdam den Auftrag für die aufwendige Konstruktion vergeben. Die Fertigstellung markiert einen wichtigen Schritt in der kontrovers diskutierten Wiederaufbaugeschichte des historischen Bauwerks.
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Die Garnisonkirche Potsdam, eines der umstrittensten Wiederaufbauprojekte Deutschlands, steht vor der Fertigstellung eines zentralen Bauelements: der Turmhaube. Bis 2027 soll die fast 32 Meter hohe Konstruktion, bestehend aus einer Stahlkonstruktion, einem hölzernen Dachstuhl und einer Kupferverkleidung, den Turm komplettieren. Dies teilte die Stiftung Garnisonkirche Potsdam kürzlich mit. Nach rund 20 Monaten Bauzeit wird die Haube die 57 Meter hohe Aussichtsplattform des Turms krönen.
Die einzelnen Bauteile werden in Werkstätten vorgefertigt und später am Boden neben dem Turm vormontiert. Im Frühjahr 2027 soll die Haube mithilfe eines Krans auf den Turm gehoben werden. Auf der Spitze der Haube wird eine drehbare Wetterfahne angebracht, die bereits in einer Vitrine neben dem Bauwerk ausgestellt ist. Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung, erklärte gegenüber dem RBB, dass die Haube den Turm harmonisch in das Potsdamer Stadtbild einfügen werde.
Nach Verzögerung durch Nachprüfungsverfahren: Auftrag geht an BDP Baudenkmalpflege Potsdam
Der Auftrag für den Bau der Turmhaube wurde an die Firma BDP Baudenkmalpflege Potsdam vergeben. Die Entscheidung hatte sich um ein Jahr verzögert, da ein unterlegener Mitbewerber zwei Nachprüfungsverfahren bei der Bundesvergabekammer angestoßen hatte. Erst Ende 2024 konnte die Vergabe im Sinne der Stiftung abgeschlossen werden.
Die Baudenkmalpflege Potsdam, ein Unternehmen mit über 30 Jahren Erfahrung, bringt umfassendes Fachwissen in die Restaurierung ein. Geschäftsführer Hagen Mehmel betonte die Bedeutung dieses Projekts: Es sichere nicht nur Arbeitsplätze, sondern biete auch Auszubildenden die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Besucher sollen zudem die Baustelle besichtigen können, um das Handwerk hinter dem Projekt besser zu verstehen.
Geschichte und Kontroversen: Wiederaufbau des Turms begann erst 2017
Die Garnisonkirche wurde zwischen 1730 und 1735 als Barockkirche errichtet und prägte einst mit ihrem 90 Meter hohen Turm das Stadtbild Potsdams. Im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört und 1968 von der DDR-Regierung gesprengt, begann der Wiederaufbau des Turms erst 2017. Seitdem ist das Projekt immer wieder in Kritik geraten, unter anderem wegen der historischen Rolle der Kirche im „Tag von Potsdam“ 1933, als Adolf Hitler und Paul von Hindenburg vor der Kirche aufeinandertrafen.
Dennoch verfolgt die Stiftung mit dem Wiederaufbau das Ziel, einen Ort für Demokratiebildung und Versöhnung zu schaffen. Seit Sommer 2024 ist der Turm der Garnisonkirche geöffnet und beherbergt eine Aussichtsplattform sowie eine Ausstellung zur Geschichte des Bauwerks. Eine Nagelkreuzkapelle, die an die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erinnert, wurde zu Ostern 2024 eröffnet.
Garnisonkirche zwischen Tradition und Moderne: Perspektiven für die Fertigstellung
Die Fertigstellung der Turmhaube wird ein zentraler Meilenstein in der Rekonstruktion der Garnisonkirche sein. Neben der architektonischen Bedeutung soll das Projekt auch einen Beitrag zur Vermittlung handwerklicher Traditionen leisten und Besuchende für Denkmalpflege begeistern. Für Potsdam bleibt die Garnisonkirche ein Symbol zwischen Tradition und Moderne, das die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte immer wieder aufs Neue fordert.
Quellen: RBB24, Meetingpoint Potsdam, Wikipedia, Märkische Allgemeine