Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) kämpfen mit sinkender Pünktlichkeit und zahlreichen Ausfällen. Besonders betroffen sind einzelne U-Bahn- und Straßenbahnlinien, während sich Fahrgäste zunehmend über unzuverlässige Verbindungen beschweren. Welche Linien am häufigsten verspätet sind, woran es liegt – und wie die BVG auf die Entwicklungen reagiert.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass sich die Pünktlichkeit der BVG 2024 weiter verschlechtert hat. Während die politische Opposition von einer Krise spricht, weist Verkehrssenatorin Ute Bonde die Kritik zurück. Für 2025 setzt die BVG auf ein Stabilitätskonzept. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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© Foto Titelbild: BVG, Sven Lambert
Die Pünktlichkeit von U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen in Berlin hat sich im Jahr 2024 erneut verschlechtert. Das zeigen aktuelle Zahlen der Senatsverkehrsverwaltung, die auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tino Schopf hin veröffentlicht wurden. Besonders deutlich verfehlte die Tram die vertraglich festgelegten Ziele: Nur 86,8 Prozent der Fahrten waren pünktlich – gefordert sind 92,3 Prozent. Auch Busse und U-Bahnen erreichten ihre Sollwerte nicht.
Besonders unzuverlässig war die U-Bahnlinie U1 mit einer Pünktlichkeitsquote von 94,1 Prozent. Im Bereich der Straßenbahn fiel die Linie 18 mit einer durchschnittlichen Pünktlichkeit von nur 80 Prozent besonders negativ auf. Bei den Bussen kam es auf der Linie M43 überdurchschnittlich häufig zu Verspätungen.
Verspätungen und Ausfälle: Personalengpässe und technische Probleme als Hauptursachen
Die BVG nennt vor allem Personalengpässe als einen Grund für die anhaltenden Verspätungen und Ausfälle. Im Bereich der Straßenbahn fehlten 2024 rund 130 Fahrerinnen und Fahrer, während bei der U-Bahn 23 Stellen unbesetzt blieben. Auch technische Defekte schränkten den Betrieb ein: Im Dezember 2024 waren nur 81 Prozent der U-Bahnzüge einsatzbereit. Bei den Straßenbahnen lag der Wert zwischen 86 und 88 Prozent.
Darüber hinaus bleibt die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit im Berliner Nahverkehr niedrig. Während Busse mit durchschnittlich 17,9 km/h etwas schneller wurden, sank die Geschwindigkeit bei Straßenbahnen auf 17,3 km/h und bei U-Bahnen auf 30,1 km/h. Die BVG will dem mit besseren Ampelschaltungen und neuen Fahrplankonzepten entgegenwirken.
Ausfälle bei der U-Bahn und Kürzungen im Betrieb: Besonders betroffen war die U7
Neben Verspätungen fielen 2024 auch zahlreiche Fahrten komplett aus. Besonders betroffen war die U7, die mehr als 276.500 sogenannte Nutzkilometer nicht erbringen konnte. Auch auf den Linien U2, U3 und U8 kam es zu hohen Ausfallraten. Im Straßenbahn- und Busbereich traf es vor allem die Linien M5, M6 und M29.
Um auf die Probleme zu reagieren, kürzte die BVG 2024 auf mehreren U-Bahnlinien den Takt. Besonders auf den Linien U1 bis U4 sind die Fahrplankürzungen bis September 2025 geplant. Die Maßnahme soll helfen, den Betrieb zu stabilisieren, ist aber für viele Fahrgäste mit längeren Wartezeiten verbunden.
Politische Opposition spricht von einer Krise, Verkehrssenatorin Ute Bonde weist Kritik zurück
Während die Opposition von einer „chronischen Krise“ im Berliner Nahverkehr spricht, weist Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) die Kritik zurück. Sie betonte im Berliner Abgeordnetenhaus, dass Berlin das beste ÖPNV-Netz Deutschlands habe. Kritik von Linken und Grünen bezeichnete sie als politisch motivierte Dramatisierung.
Oppositionspolitiker wie Kristian Ronneburg (Linke) und Antje Kapek (Grüne) hielten dagegen. Sie werfen der Senatorin vor, die Realität zu ignorieren und die Probleme der BVG kleinzureden. Kapek erklärte, dass die Fahrplankürzungen und Ausfälle eine direkte Folge von Managementfehlern seien.
BVG setzt auf Stabilitätskonzept: Wie geht es 2025 weiter?
Die BVG hat Ende 2024 ein Stabilitätskonzept vorgestellt, um den Nahverkehr wieder zuverlässiger zu machen. Die Schwerpunkte liegen auf der Modernisierung der Fahrzeugflotte, besseren Arbeitsbedingungen für das Personal und einer verbesserten Fahrgastinformation. Ab 2025 sollen neue digitale Fahrpläne und Echtzeitinformationen an Haltestellen ausgebaut werden. Zudem plant die BVG eine neue App zur besseren Fahrgastinformation.
Bis 2027 sollen 484 neue U-Bahnwagen ausgeliefert werden. Zusätzlich sind neue Straßenbahnen und Elektrobusse in Planung. Die BVG setzt darauf, dass sich mit diesen Maßnahmen die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit langfristig verbessern. Kritikerinnen und Kritiker bezweifeln jedoch, dass die Probleme kurzfristig gelöst werden können.
Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, BVG