Berlin verfolgt einen neuen Ansatz bei der Unterbringung geflüchteter Menschen. Künftig sollen Mischnutzungen entstehen, die Geflüchtete gemeinsam mit Studierenden und Auszubildenden unterbringen. Das Modell verspricht eine verbesserte Integration – birgt aber auch Herausforderungen.
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Die Berliner Koalition hat sich auf eine neue Strategie bei der Unterbringung geflüchteter Menschen verständigt. Zukünftig sollen Unterkünfte entstehen, die Geflüchtete zusammen mit Studierenden oder Auszubildenden beherbergen.
Dieses Konzept wurde bereits am Brebacher Weg in Marzahn-Hellersdorf erprobt. Gemischte Nutzungen könnten die Akzeptanz in der Nachbarschaft erhöhen und die Integration der Zugewanderten fördern. Gleichzeitig sollen auch Studierende und Auszubildende davon profitieren, die, wie geflüchtete Menschen, aufgrund begrenzter finanzieller Mittel häufig auf bezahlbare Unterkünfte angewiesen sind.
Weg zur Einigung war von Spannungen geprägt
Die CDU hatte sich in den letzten Monaten mehrfach gegen neue Projekte gestellt, darunter auch das Vorhaben der SPD, im Bürogebäude in der Soorstraße in Charlottenburg zügig bis zu 1.500 Geflüchtete unterzubringen. Die Blockade der CDU im Dezember 2024 führte dazu, dass Gelder für das Projekt nicht freigegeben wurden. Die Vermieter des Gebäudes hatten daraufhin signalisiert, dass eine Nutzung über 2024 hinaus unsicher sei, wenn keine Einigung erzielt werde.
Der Verlust der Immobilie hätte die Schließung der Großunterkunft in Tegel weiter verzögern können, was Sozialsenatorin Kiziltepe unbedingt vermeiden will. Nach wie vor sei es wichtig, Unterkünfte in ganz Berlin zu schaffen und Massenunterbringungen zu reduzieren. CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hingegen sieht kein Problem darin, die Einrichtungen in Tegel und Tempelhof weiter auszubauen und sogar um Abschiebeeinrichtungen zu ergänzen. Diese Positionen sorgten bis zuletzt für Spannungen in der Koalition.
CDU und SPD einigen sich auf Mischnutzung in der Soorstraße
Nach Anwohnerprotesten forderte die CDU stattdessen eine Anpassung des Plans, um zusätzlich Platz für Studierende und Auszubildende zu schaffen. SPD-Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe willigte trotz Bedenken schließlich ein, um eine Blockade weiterer Unterkünfte zu verhindern.
Die Einigung sieht nun vor, dass ein Teil des Gebäudes in der Soorstraße für bis zu 500 Studierende genutzt wird. Hierfür wolle der Eigentümer selbst Wohnheim-Flächen einrichten, wie etwa Gemeinschaftsbäder und -küchen. Diese Nutzung möchte sich das Land noch vertraglich zusichern lassen.
Mischnutzungskonzept im Studentendorf Schlachtensee schon seit 2016
Das Modell der Mischnutzung, wie es auch im Studentendorf Schlachtensee schon seit 2016 umgesetzt wird, zeigt Potenzial. Dort leben Geflüchtete und Studierende gemeinsam, und laut Betreibern funktioniere das Zusammenleben problemlos.
Sebastian Klaue vom Studentendorf erklärte gegenüber dem RBB, dass die ohnehin vorhandene Diversität der Studierenden eine natürliche Integration ermögliche. Die Geflüchteten könnten dort an ihrem Schulabschluss arbeiten oder in die Lehre gehen. Von außen sei kaum erkennbar, wer zu welcher Gruppe gehört.
Umsetzung bleibt herausfordernd: Wie geht es langfristig weiter?
Dennoch bleibt die Umsetzung der Mischnutzung herausfordernd. Senatorin Kiziltepe benötigt die Unterstützung der CDU, um neue Unterkünfte zu schaffen und gleichzeitig die Großunterkünfte in Tegel und Tempelhof schrittweise abzubauen. Die CDU hingegen befürwortet eine intensivere Nutzung dieser Standorte und spricht sich gegen eine dezentrale Verteilung aus.
Das Mischnutzungs-Modell könnte in der Zwischenzeit zumindest ein erster Schritt zur besseren Integration in Berlin sein. Bei sorgfältiger Umsetzung bietet es die Chance, Wohnraum mit einer sozialen Perspektive zu schaffen. Dies setzt aber auch ein entschlossenes Handeln der Politik voraus.
Quellen: RBB24, Tagesschau, Berliner Morgenpost, Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten