Der Hamburger Senat verfolgt ambitionierte Pläne, die Windkraft in der Hansestadt auszubauen. Bis 2032 sollen 0,5 Prozent der Landesfläche für Windenergie ausgewiesen werden. Doch die Pläne stoßen auf Widerstand. Gegnerinnen und Gegner kritisieren vor allem die mögliche Nutzung von Landschaftsschutzgebieten und haben eine Petition ins Leben gerufen, um diese Flächen zu schützen.

Die Pläne des Senats, auch Landschaftsschutzgebiete für Windkraftanlagen in Betracht zu ziehen, haben in der Bevölkerung Widerstand ausgelöst. / © Foto: depositphotos.com / ahavelaar

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Hamburg ist durch das Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) verpflichtet, bis spätestens 2032 rund 378 Hektar seiner Landesfläche für Windkraftanlagen auszuweisen. Der Senat verfolgt dabei ehrgeizige Ziele: Bereits bis Ende 2027 soll die Hälfte dieses Flächenziels erreicht werden. Um dies zu ermöglichen, wurden 19 mögliche Flächen identifiziert. Diese befinden sich unter anderem in Wilhelmsburg, Bergedorf und Harburg. Doch auch mehrere Landschaftsschutzgebiete wie die Rissener Feldmark oder das Rönneburger Moor sind Teil der Planungen.

Der Senat argumentiert, dass Hamburg als großer Energieverbraucher seinen Beitrag zur Energiewende leisten müsse, um langfristig eine unabhängige Energieversorgung sicherzustellen. Kooperationen mit Flächenländern – eine Option, die das WindBG für Stadtstaaten vorsieht – lehnt die Stadt ab. Der Ausbau solle mit eigenen Ressourcen erfolgen, erklärte der Senat.

Hamburg: Kritischer Rückgang erneuerbarer Energien, fossile Energieträger bleiben dominierend

Die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien wird auch durch die jüngsten Zahlen der Stromerzeugung in Hamburg unterstrichen. Im Jahr 2023 sank die Gesamtstromerzeugung um 16,9 Prozent auf 2,2 Millionen Megawattstunden. Der Anteil erneuerbarer Energien lag bei 23,5 Prozent, was einem Rückgang von 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dominierend blieben fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas mit einem Anteil von 73,3 Prozent.

Besonders prägend war die Stilllegung des Kohlekraftwerks Moorburg im Jahr 2021, das zuvor fast den gesamten Strombedarf der Stadt deckte. Seitdem ist Hamburg zunehmend auf die Stärkung erneuerbarer Energien angewiesen, um eine nachhaltige und autarke Energieversorgung zu gewährleisten.

Widerstand in der Bevölkerung: Petition gegen Windräder in Landschaftsschutzgebieten

Die Pläne des Senats, auch Landschaftsschutzgebiete für Windkraftanlagen in Betracht zu ziehen, haben in der Bevölkerung Widerstand ausgelöst. Eine Petition fordert, diese Flächen aus den Planungen zu streichen. Zu den betroffenen Gebieten zählen unter anderem die Rissener Feldmark, die Dove Elbe und Volksdorf.

Die Initiatorinnen und Initiatoren der Petition betonen, dass Landschaftsschutzgebiete nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützte Erholungsräume und Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind. Eingriffe in diese Gebiete seien nicht mit dem Schutzzweck vereinbar. Stattdessen schlagen die Petitionsverfasserinnen und -verfasser vor, den Ausbau auf bereits genutzte Flächen wie das Hafengebiet, Industrieflächen oder Flächen entlang von Verkehrswegen zu konzentrieren. Laut ihren Berechnungen könnten diese Alternativen das Flächenziel ohne Eingriffe in geschützte Gebiete erreichen.

Öffentliche Beteiligung und Protest, Senat leitet erste Schritte zur Beteiligung ein

Der Hamburger Senat hat bereits erste Schritte zur Beteiligung der Öffentlichkeit eingeleitet. Zwischen September und Oktober 2024 wurden die Planungsunterlagen zur Diskussion gestellt. Zwei Informationsveranstaltungen sollten Transparenz schaffen und die Bevölkerung über die Ziele und Auswirkungen der Planungen informieren. Dennoch bleibt der Widerstand groß, insbesondere aus Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden.

Die Petition, die bisher über 1.000 Unterschriften gesammelt hat, richtet sich direkt an Bürgermeister Peter Tschentscher und die zuständigen Senatorinnen und Senatoren. Sie fordert, dass Hamburg seine Windkraftziele verfolgt, ohne dabei wertvolle Natur- und Erholungsräume zu opfern.

Inwiefern es Hamburg gelingt, die Energiewende voranzutreiben, ohne wertvolle Natur- und Erholungsräume zu opfern, und dabei den unterschiedlichen Interessen der Bevölkerung gerecht zu werden, werden die kommenden Jahre zeigen.

Quellen: Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, WELT, Hamburg t-online, change.org