Hamburg investiert in die Zukunft des Nahverkehrs: Bis 2030 soll die S-Bahn vollständig digitalisiert werden. Mit einem Budget von 285 Millionen Euro möchte der Senat die Kapazität und Pünktlichkeit steigern, um den wachsenden Bedarf an öffentlichem Nahverkehr zu decken.

Mit den geplanten Maßnahmen will die Stadt Hamburg das Netz nicht nur modernisieren, sondern möchte auch zum Vorreiter für den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland werden. / © Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont

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© Foto Titelbild: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont

 

Hamburgs Senat hat den Weg für die Digitalisierung des S-Bahn-Netzes geebnet und plant dafür Investitionen von 285 Millionen Euro. Ziel ist es, die Kapazität, Zuverlässigkeit und Effizienz zu erhöhen, um bis 2030 täglich bis zu 1,1 Millionen Fahrgäste befördern zu können. Derzeit liegt die Zahl bei etwa 750.000 Fahrgästen pro Tag.

Um dies zu erreichen, sollen die bestehenden Züge mit dem European Train Control System (ETCS) und Automatic Train Operation (ATO) ausgerüstet werden. Diese Technologien ermöglichen eine automatische Steuerung, wodurch das Beschleunigen, Bremsen und Halten optimiert wird. Bereits vier Züge der Linie S2 fahren auf der Strecke zwischen Berliner Tor und Bergedorf mit dieser Technik. Weitere 169 Fahrzeuge werden in den kommenden Jahren umgerüstet.

Hamburger & Bergedorfer Korridor: Ausbau der S-Bahn-Linien und digitale Stellwerke

Neben der Umrüstung der Fahrzeuge stehen auch bauliche Maßnahmen an. Der Harburger und der Bergedorfer Korridor sollen bis 2029 erweitert werden, wobei erstmals ein vollständiger Betrieb ohne ortsfeste Signale im sogenannten ETCS Level 2 möglich wird. Besonders der Harburger Abschnitt soll von einer neuen Leit- und Sicherungstechnik profitieren, da sie höhere Kapazitäten schafft und den Betrieb einer dritten Linie ermöglicht.

Ein digitales Stellwerk, das die bisherigen Anlagen in Altona und am Hauptbahnhof ersetzen soll, wird die Taktung weiter erhöhen. Der Verzicht auf physische Signale soll es zudem ermöglichen, bis zu 30 Prozent mehr Züge auf den bestehenden Gleisen zu betreiben, ohne dass neue Gleise gebaut werden müssen – ein entscheidender Schritt, um das Netz auf die geplanten Erweiterungen vorzubereiten. Dazu zählen die Einführung der S4 nach Ahrensburg (2027), die Verlängerung der S5 nach Kaltenkirchen und die neue Linie S6 nach Neugraben (2029).

Hamburg modernisiert: Nachhaltigkeit und Kostenersparnis für die S-Bahn

Die Modernisierung der S-Bahn Hamburg soll künftig nicht nur technische Fortschritte liefern, sondern auch langfristig die Haushaltsbelastung reduzieren. Denn ursprünglich war geplant, die ältere Baureihe 474 bis 2033 auszumustern. Mit der Digitalisierung wird deren Einsatz jedoch bis 2037 verlängert, was laut Kostenschätzungen Einsparungen von bis zu 400 Millionen Euro ermöglicht.

Auch die Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen profitieren von der Digitalisierung. Verbesserte Pünktlichkeit und weniger Störungen im Zentrum wirken sich auch positiv auf die Außenäste des Netzes aus, wodurch die Mobilitätswende in der gesamten Metropolregion unterstützt wird.

Hin zur Mobilitätswende? Hamburg will Vorreiter für ÖPNV in ganz Deutschland werden

Verkehrssenator Anjes Tjarks bezeichnete die Digitalisierung als entscheidenden Schritt für die Zukunft der Hamburger S-Bahn. Mit den geplanten Maßnahmen wird das Netz nicht nur modernisiert, sondern könnte auch zum Vorreiter für den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland werden. Durch die Automatisierung und Optimierung des Betriebs könnte Hamburg das deutschlandweit modernste S-Bahn-Netz etablieren.

Mit einem Gesamtbudget von 285 Millionen Euro und Unterstützung des Bundes, der allein für das digitale Stellwerk Planungsmittel in Höhe von 20 Millionen Euro bereitstellt, will Hamburg somit ein klares Zeichen für eine nachhaltige und effiziente Mobilitätswende setzen. Die vollständige Umsetzung soll bis Ende 2029/Anfang 2030 abgeschlossen sein.

Quelle: Behörde für Verkehr und Mobilitätswende Hamburg