Am Molkenmarkt plant die WBM die Errichtung von 140 Wohnungen und großflächigen Gewerbeeinheiten. Der nun gestartete Architekturwettbewerb soll eine gestalterische Vielfalt sicherstellen und die historischen Besonderheiten des Standorts berücksichtigen. Der Baustart lässt allerdings noch eine Weile auf sich warten.
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Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt hatte im Dezember 2024 gemeinsam mit Herrn Lars Domeyer, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) über die aktuellen Entwicklungen zum Vorhaben am Molkenmarkt informiert, in deren Mittelpunkt die Bebauungsleitlinien standen.
Basierend auf den bisherigen Planungsergebnissen wurden die gestalterischen Anforderungen an die Gebäude und den Freiraum für die anschließenden Wettbewerbsverfahren vorgestellt. Der erste von drei Architekturwettbewerben – drei Bauabschnitte quasi – sollte demnach im Januar 2025 für die Häuserblöcke A und B starten, danach soll der Wettbewerb für den dritten Bauabschnitt –Häuserblock C – starten, wobei hier noch Gespräche mit der Wohnungsbaugesellschaft Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als zukünftigen Betreiber anstehen.
WBM investiert 220 Millionen für den Wohnungsbau am Berliner Molkenmarkt
Die Planungen für die Häuserblöcke A und B sind laut Lars Domeyer von der WBM am konkretesten fortgeschritten, wo in acht Häusern auf insgesamt 28.000 Quadratmeter vermietbare Fläche entstehen sollen, davon 20.000 Quadratmeter für Gewerbe und 8.000 Quadratmeter für Wohnzwecke. Insgesamt 140 landeseigene Wohnungen sollen im Zuge des Vorhabens entstehen.
Im ersten Schritt sollen allein im Häuserblock B einhundert Wohnungen entstehen. Von diesen 140 Wohnungen werden zirka 50 Prozent durch Fördergelder mitfinanziert werden. Die WBM, als Auftraggeber und Bauherr und übrigens auch als Eigentümerin des Nikolaiviertels, investiert in beiden Häuserblöcken A + B, die gegenüber der Rückseite der Rathauspassagen liegen, insgesamt 220 Millionen Euro
Berliner Senat startet ersten Realisierungswettbewerb für Wohnungsbau am Molkenmarkt
Der Ankündigung ließ der Berliner Senat nun Taten folgen, wie er in einer offiziellen Pressemitteilung wissen ließ. Denn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat den ersten Realisierungswettbewerb für die Bebauung des Molkenmarkts europaweit ausgeschrieben.
Der Wettbewerb bezieht sich auf den nördlichen Teilbereich des Blocks B zwischen Grunerstraße, Molkenmarkt und Jüdenstraße. Auf Grundlage dieses Verfahrens soll die WBM schließlich die bauliche Entwicklung des Areals realisieren. Mit der Ausschreibung rufen die Senatsverwaltung und die WBM Architekturbüros zur Teilnahme am Wettbewerb auf.
Molkenmarkt: Berliner Senat will große gestalterische Vielfalt erreichen
Um eine möglichst große gestalterische Vielfalt zu gewährleisten, wird ausdrücklich auf die Möglichkeit der Bildung von Bewerbergemeinschaften hingewiesen. Der Wettbewerb ist in drei Planungsbereiche (Lose) unterteilt, die jeweils mehrere Gebäude umfassen. Die spezifischen Anforderungen an die Entwürfe ergeben sich aus der stadträumlichen Lage, den vorgesehenen Nutzungen sowie den baulichen Rahmenbedingungen.
Besondere Herausforderungen stellen unter anderem die Berücksichtigung archäologischer Grabungsfunde dar, die in den vergangenen Jahren aus dem historischen Grund in Berlins Zentrum geborgen wurden. Das Verfahren erfolgt zweistufig: In einem vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb werden bis zu sieben Teams je Los ausgewählt, zusätzlich sind drei Bietergemeinschaften je Los bereits gesetzt. Die ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen voraussichtlich ab Juni 2025 mit der Ausarbeitung ihrer Wettbewerbsbeiträge beginnen.
Wohnungsbau am Molkenmarkt: Baustart soll im Jahr 2029 erfolgen
Gebaut werden soll ab dann aber erst ab 2029, die ersten Mieterinnen und Mieter werden voraussichtlich im Jahr 2032 einziehen können. Die für die Auslobung der Architekturwettbewerbe erforderlichen Blocksteckbriefe wurden für die Konkretisierungen der ersten acht Häuser und für weitere Wettbewerbe der nachfolgenden Blockbebauungen in sogenannte Gebäudesteckbriefe vorgegeben.
Darin finden sich dann Vorgaben zu den einzelnen Häusern zur Gestaltung der Sockel, der Dächer oder Dachzonengestaltung und dem Fassadenputz in den Obergeschossen. Sämtliche Häuser sollen in Skelettbauweise errichtet werden. Petra Kahlfeldt geht davon aus, dass aufgrund der archäologischen Bestandsaufnahme keine weiteren Verzögerungen für Häuserblock B entstehen werden.
Baustart ab 2029: Initiative Offene Mitte Berlin kritisiert erneute Verschiebung des Baubeginns am Molkenmarkt
Die Initiative Offene Mitte Berlin reagierte schon Ende vergangenen Jahres kritisch auf die Ankündigung des Berliner Senats, vor allem was den kommunizierten Zeitplan angeht: „Am 12. Dezember 2024 teilte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt mit, dass die Bauarbeiten für das neue Stadtquartier am Molkenmarkt frühestens 2029 beginnen sollen. Dieser Zeitplan bedeutet, dass der Baustart abermals um mindestens drei Jahre verschoben wurde. Noch am 22. August 2023 hatte Senator Christian Gaebler erklärt, dass der Baustart in dieser Legislaturperiode, also 2026, erfolgen soll. Die am Molkenmarkt geplanten 450 Wohnungen werden also noch später fertig werden.“
Und weiter: „Diese Verzögerung ist eine schlechte Nachricht für die vielen Wohnungssuchenden in Berlin. Aus Sicht der Initiative Offene Mitte Berlin gibt es für diese Verzögerungen keinerlei Rechtfertigungen. Der Umbau der Straßen ist bereits erfolgt. Die archäologischen Grabungen werden spätestens 2026 abgeschlossen werden. Berlin verfügt somit über hervorragende Baugrundstücke in zentraler Lage, auf denen zügig die dringend benötigten Wohnungen errichtet werden könnten.“
So fordert die Initiative, dass der Baustart für die neuen Wohnungen ab 2026 beginnen solle und nicht erst ab 2029. Wenn 2025 der erste Architekturwettbewerb durchgeführt werden soll, die ersten Mieterinnen und Mieter aber erst ab 2032 in ihre Wohnungen ziehen können, ist am Molkenmarkt tatsächlich ein besonders langer Atem gefragt.
Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM), Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Architekturbüros Maeckler, Initiative Offene Mitte Berlin