Auf einem nur 6.700 Quadratmeter großen Grundstück entsteht am Berliner Ostbahnhof in Friedrichshain ein neues Gymnasium mit 784 Schulplätzen. Bis 2017 war auf dem Areal der Bau von Wohnungen geplant, denn die Fläche galt als zu klein, um darauf ein Schulgebäude samt Turnhalle zu errichten – mittlerweile wächst der neue Bildungscampus aber in die Höhe, dank kreativer architektonischer Ansätze.
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Wer das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Berlin-Friedrichshain als denkmalgeschützten Altbau vor Augen hat, muss demnächst umdenken. Denn das Gymnasium wird in einen modernen Neubau am Ostbahnhof umziehen, der nach dem Berliner Modell des Lern- und Teamhauses errichtet wird.
Die neue Schule entsteht derzeit auf einem Grundstück zwischen der Langen Straße und der Müncheberger Straße, der bislang als Parkplatz genutzt worden war. Erst im Juli 2024 war die Grundsteinlegung für das Bauvorhaben gefeiert worden, mittlerweile befindet sich das Projekt schon im Hochbau.
Direkt am Ostbahnhof: Neubau des Heinrich-Hertz-Gymnasiums in Friedrichshain bis 2026
Insgesamt werden im Neubau 784 Schulplätze geschaffen, wie die verantwortliche HOWOGE mitteilt. Damit vergrößert sich die Schule um einen Zug mit insgesamt 166 Schülerinnen und Schülern. Auf dem ehemaligen Parkplatzgelände kommt der Bau zügig voran, die ersten Elemente des künftig in rotem Sandstein gehaltenen Gebäude sind bereits gut erkennbar.
Die Fertigstellung des Heinrich-Hertz-Gymnasiums soll nach jetzigem Planungsstand bis zum Herbst 2026 erfolgen, das aktuelle Schulgebäude in der Rigaer Straße soll anschließend durch den Bezirk saniert und zukünftig als Grundschulstandort genutzt werden. Bislang scheint dieser Zeitplan durchaus realistisch zu sein.
„Gebaute Schullandschaft“: Neubau auf einer Fläche von nur 6.700 m²
Die Architektur des Gebäudes stammt vom Architektenbüro AFF Architekten GmbH aus Berlin, die Bauausführung übernimmt die ZECH Hochbau AG. Die große Herausforderung im Planungsprozess für das Projekt in Friedrichshain war es, ein vierzügiges Gymnasium auf einer Fläche von etwa 6.700 Quadratmetern unterzubringen. Die Architektur folgt daher dem Konzept einer gebauten Schullandschaft.
Der Eingang an der Langen Straße führt über einen kleinen Vorplatz mit Spiel-, Sport- und Erholungsmöglichkeiten in ein offenes, helles Foyer. Von dort gelangt man direkt in die Mensa, den Mehrzweck- und Musikbereich sowie die Verwaltung im Erdgeschoss. Eine zentrale Schultreppe, als Treffpunkt nutzbar, verbindet die verschiedenen Compartments des Gebäudes. Das neue Heinrich-Hertz-Gymnasium wird als Compartmentschule nach dem mittlerweile üblichen Berliner Lernhauskonzept errichtet. Dies beinhaltet Unterrichtsräume und Teambereiche, die sich um ein zentrales Forum gruppieren. Es wird insgesamt zehn Compartments geben: eines für die Primarstufe mit den fünften und sechsten Klassen und neun Fachraumcompartments.
Die Schulgemeinschaft war im Architekturwettbewerb stimmberechtigt
Diese Raumplanung entstand durch intensive Partizipation der Schulgemeinschaft, die im Architekturwettbewerb stimmberechtigt war und Wünsche über Workshops einbringen konnte. So entstand eine sehr individuelle Planung für das Heinrich-Hertz-Gymnasium.
Um trotz der geringen Grundstücksgröße genügend Außenflächen zu schaffen, werden die Dachflächen des fünfgeschossigen Gebäudes künftig als Freiraum genutzt. Sie sollen als „grünes Klassenzimmer“ oder erweiterter Pausenhof dienen.
Ursprünglich sollten auf dem Grundstück neue Wohnungen entstehen
Auf der obersten Dachfläche soll eine Photovoltaikanlage grünen Strom produzieren. Der multifunktionelle Pausenhof wird in die Bereiche „Spiel und Spaß“, Ruhezone und einen individuell nutzbaren Bereich gegliedert. Der Zaun kann als Sitzbank oder Pergola genutzt werden. Alle Außenflächen sollen barrierefrei nutzbar gemacht werden. Die Sporthalle wird parallel zum Schulneubau in der nahegelegenen Fredersdorfer Straße errichtet und soll dann von mehreren Schulen genutzt werden können.
Bis 2017 war hier kein Schulneubau, sondern Wohnbebauung vorgesehen. Die Fläche galt als zu klein und herausfordernd, zudem fehlte Platz für eine Sporthalle. Das Projekt will nun beweisen, dass ein Schulneubau selbst in einem stark verdichteten Innenstadtbezirk partizipativ geplant und realisiert werden kann.
Quellen: HOWOGE, ZECH Hochbau AG, AFF Architekten GmbH