Die Kosten für das entstehende Hamburger Überseequartier in der HafenCity explodieren, und der französische Immobilienkonzern URW muss reagieren. Das Unternehmen verkauft mehrere deutsche Shoppingcenter und stellt sein Management-Geschäft komplett auf den Prüfstand. Betroffen sind mehreren Shopping Malls im gesamten Bundesgebiet.

Explodierende Kosten beim Westfield Hamburg Überseequartier zwingen URW zum Verkauf mehrerer deutscher Einkaufszentren. Die Eröffnung des Überseequartiers soll im April 2025 erfolgen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Der französische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco-Westfield (URW) steht vor einem radikalen Strategiewechsel in Deutschland. Aufgrund massiver Kostensteigerungen beim Westfield Hamburg Überseequartier, das am 8. April eröffnet werden soll, trennt sich URW von mehreren deutschen Shoppingcentern. Die Gesamtinvestitionen für das Hamburger Prestigeprojekt sind auf 2,45 Milliarden Euro angestiegen – allein seit September 2024 um 190 Millionen Euro. Gründe sind laut Immobilien Zeitung gestiegene Baukosten und Entschädigungszahlungen an Mieter.

Um die finanzielle Belastung zu reduzieren, will URW unter anderem das Palais Vest in Recklinghausen, das Minto in Mönchengladbach sowie die Höfe am Brühl und das Paunsdorf-Center in Leipzig verkaufen. Auch der 20-prozentige Anteil an den Gropius Passagen Berlin wurde offenbar bereits veräußert. In Deutschland bleiben URW damit künftig nur noch wenige, strategisch relevante Standorte unter der Marke Westfield, darunter das Centro in Oberhausen, der Ruhrpark in Bochum und eben das noch nicht fertige Überseequartier in Hamburg.

Hohe Kosten beim Hamburger Überseequartier: Französischer Immobilienkonzern stellt Deutschland-Strategie um

Zusätzlich stellt URW sein Drittgeschäft infrage, also das Management von Einkaufszentren im Auftrag anderer Eigentümer. Betroffen wären davon unter anderem die Spandau Arcaden, die Neukölln Arcaden und das Wilma Berlin – allesamt in der deutschen Hauptstadt angesiedelt.

Während das Deutschland-Geschäft weiter unter Druck steht, entwickeln sich andere Märkte für URW hingegen deutlich besser – insbesondere Spanien, das 2024 ein Umsatzplus von 13,6 Prozent verzeichnete. Die Probleme in Hamburg und die schwache Marktlage in Deutschland zwingen den Konzern nun zu drastischen Maßnahmen.

Hamburg: Überseequartier soll am 8. April eröffnet werden – mit einjähriger Verspätung

Das Überseequartier, eines der größten innerstädtischen Entwicklungsprojekte Hamburgs, soll nach aktuellem Stand am 8. April 2025 eröffnet werden. Der Immobilienkonzern Unibail-Rodamco-Westfield (URW), der das Projekt verantwortet, gab diesen Termin nach Abstimmung mit den Mietpartnern bekannt. Ursprünglich war die Eröffnung bereits für April 2024 geplant, doch technische Probleme führten zu Verzögerungen und Zusatzkosten in Höhe von etwa 100 Millionen Euro.

Nun hat die Inbetriebnahme des Gebäudes entscheidende Fortschritte gemacht: Die technischen Systeme haben die finale Test- und Inspektionsphase erreicht. Laut URW wurde der neue Termin bewusst gewählt, um sich am Handelskalender für das Frühjahr zu orientieren. Damit soll das Westfield Hamburg-Überseequartier von Beginn an in der wichtigen Frühlingssaison präsent sein.

Überseequartier: Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitaktivitäten sollen dominieren

Das Einkaufszentrum umfasst eine Fläche, die sich auf Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitaktivitäten verteilen wird. Mit einer Vermietungsquote von 94 Prozent konnte URW bereits zahlreiche namhafte Mietende gewinnen. Zu den bekannten Marken, die im Überseequartier einziehen werden, gehören Anson’s, Dr. Martens, Breuninger, H&M, JD Sports und Mango.

Neben den kommerziellen Angeboten soll das Überseequartier auch als kultureller und sozialer Treffpunkt dienen. Das Konzept sieht eine Mischung aus urbanem Lifestyle, Unterhaltung und hochwertigen Einkaufsmöglichkeiten vor – so benennen es jedenfalls die Projektverantwortlichen.

Das Bauprojekt Überseequartier ist eines der größten Vorhaben in Hamburgs HafenCity

Ziel sei es, nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner der HafenCity anzusprechen, sondern auch ein breites Publikum aus Hamburg und darüber hinaus zu gewinnen.

Das Projekt gilt als eines der größeren Bauvorhaben in Hamburgs HafenCity. Der Weg zur Fertigstellung war jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die mehrfachen Verzögerungen haben gezeigt, wie komplex der Bau und die technische Ausstattung eines modernen Einkaufszentrums sein können.

 

Quellen: Property-Magazine, fashionunited.de, Unibail-Rodamco-Westfield, Immobilien Zeitung, Unibail-Rodamco-Westfield