Die Waldsiedlung Zehlendorf, auch bekannt als Siedlung Onkel-Toms-Hütte, ist dem UNESCO-Welterbestatus einen Schritt nähergekommen. Mit der Einreichung des Antragsdossiers bei der UNESCO in Paris beginnt nun das Prüfverfahren. Die Entscheidung über die Aufnahme als siebte Siedlung der Berliner Moderne wird frühestens 2026 fallen.

Die Zehlendorfer Waldsiedlung zeichnet sich durch eine durchdachte Siedlungsstruktur und die natürliche Einbettung in das Waldgebiet aus. Nun möchte sie UNESCO-Welterbestatus erreichen. / © Foto: Wikimedia Commons, Bodo Kubrak, CC BY-SA 4.0
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Die Waldsiedlung Zehlendorf könnte bald den begehrten UNESCO-Welterbestatus erhalten. Ein entscheidender Meilenstein wurde Anfang Februar 2024 erreicht: Die Siedlung wurde auf die erweiterte Tentativliste der UNESCO gesetzt. Dies ist eine Voraussetzung für die offizielle Antragstellung und markiert den Beginn eines internationalen Prüfverfahrens. Das erforderliche Dossier wurde von einem Expertenteam unter der Leitung des Landesdenkmalamts Berlin erstellt.
Die Waldsiedlung, die zwischen 1926 und 1932 in mehreren Bauabschnitten entstand, gilt als ein herausragendes Beispiel des sozialen Wohnungsbaus der 1920er-Jahre. Sie wurde von namhaften Architekten wie Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg geplant und zeichnet sich durch ihre Farbigkeit, die durchdachte Siedlungsstruktur und die natürliche Einbettung in das Waldgebiet aus.
Mehrjähriges Verfahren: Warten auf die UNESCO-Entscheidung zur Waldsiedlung
Mit der Aufnahme auf die Tentativliste beginnt ein mehrjähriges Verfahren. Die Entscheidung über die Erweiterung der bestehenden Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“ um die Waldsiedlung Zehlendorf wird frühestens 2026 fallen. Bis dahin prüft das UNESCO-Welterbezentrum den Antrag und entsendet eine internationale Expertengruppe, die die Siedlung vor Ort begutachten wird.
Die Auszeichnung als Welterbe würde nicht nur den architektonischen Wert der Waldsiedlung unterstreichen, sondern auch den bestehenden Denkmalschutz ergänzen. Die rechtlichen Vorgaben würden sich nicht grundlegend ändern, da das Gebiet bereits unter Denkmalschutz steht. Die Verpflichtung zur Pflege und Erhaltung der historischen Bausubstanz würde jedoch noch einmal bekräftigt.
Stimmen aus Politik und Denkmalpflege loben Engagement der Bewohnerschaft
Der Berliner Senat und der Bezirk Steglitz-Zehlendorf unterstützen die Initiative. Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, betont die besondere Bedeutung der Siedlung für den sozialen Wohnungsbau und hebt ihren symbolischen Charakter hervor. Bezirksstadtrat Patrick Steinhoff sieht in der Nominierung einen Erfolg langjähriger Bemühungen und lobt das Engagement der Bewohnerschaft, die zur positiven Entwicklung des Viertels beigetragen habe.
Auch Landeskonservator Christoph Rauhut sieht in der möglichen Aufnahme der Waldsiedlung eine große Chance: Sie würde den Ruf Berlins als Zentrum der klassischen Moderne weiter festigen. Er hebt hervor, dass insbesondere das bürgerschaftliche Engagement maßgeblich dazu beigetragen habe, dass die Siedlung nun so nah an einer UNESCO-Anerkennung stehe.
Zukunft der Waldsiedlung: Verknüpfung von Denkmalschutz und Nachhaltigkeit
Mit dem Welterbestatus würde auch die Diskussion um den Erhalt und die Weiterentwicklung der Waldsiedlung an Bedeutung gewinnen. Bereits 2023 wurde ein aktualisierter Denkmalpflegeplan erstellt, der künftig denkmalgerechte bauliche Standards festlegen soll. Zudem liegt seit Februar 2023 ein energetisches Quartierskonzept vor, das Klimaschutzmaßnahmen für die Waldsiedlung und angrenzende Gebiete umfasst. Die Verknüpfung von Denkmalschutz und Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle.
Sollte die Waldsiedlung Zehlendorf tatsächlich in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen werden, wäre dies nicht nur eine würdige Anerkennung ihrer architektonischen und historischen Bedeutung, sondern auch eine Stärkung für den Erhalt und die Weiterentwicklung dieses besonderen Wohnquartiers.
Quellen: Landesdenkmalamt Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Visit Berlin
Die Bildauswahl ist etwas irritierend. Das obere Bild zeigt wohl eher ein Gebäude aus den Siebzigern, das untere eines aus den Dreißigern oder Fünfzigern. Beides hat mit den Welterbe-geeigneten Bauten von Taut wenig zu tun, oder?
Leider immer noch nicht passend, die Bildauswahl. Ich zitiere mal aus dem Antrag des Landesdenkmalamtes zum Welterbe-Status, um welche Bauten es geht:
„So weisen alle Wohnhäuser durchgehend flache Dächer auf. In den zentrumsnäheren Bereichen entstanden Mehrfamilien- und an den Rändern Einfamilienhäuser. (…) Die Geschosswohnungsbauten Tauts an der Wilskistraße und am Waldhüterpfad zeigen durch den Wechsel von vor- und zurückspringenden Fassadenabschnitten – etwa im Bereich der Treppenhäuser – eine starke Rhythmisierung. Von besonderer Bedeutung für die Gestaltung der
Siedlung ist der Einsatz von Farbe.“
Es wäre super, die bunten Taut-Bauten zu zeigen.