Der Berliner Senat ändert kurzfristig seine Pläne zur Neugestaltung des Tempelhofer Damms. Entgegen früherer Zusagen sollen 60 Straßenbäume gefällt werden. Der BUND Berlin kritisiert die Entscheidung scharf.

Der Tempelhofer Damm ist grün. Deshalb wurde 2024 noch entschieden, die geplante Baustellenführung entsprechend anzupassen, um die 60 gesunden Bäume zu erhalten. Dies soll sich nun ändern: Es wird gefällt. / © Foto: Wikimedia Commons, Leonhard Lenz, CC0

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© Foto Titelbild: IMAGO / A. Friedrichs

 

Kurz vor dem Baustart der umfassenden Erneuerung des Tempelhofer Damms sorgt eine Entscheidung der Senatsmobilitätsverwaltung für Überraschung. Entgegen bisheriger Planungen sollen auf dem 2,2 Kilometer langen Mittelstreifen zwischen Platz der Luftbrücke und Borussiastraße 60 Straßenbäume gefällt werden. Diese waren ursprünglich in das Baukonzept integriert worden, um sie zu erhalten.

Wie die Tempelhof-Schöneberger Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) auf der Plattform Bluesky mitteilte, sei sie erst am Montag über diese Änderung informiert worden. Verkehrs-Staatssekretär Johannes Wieczorek (CDU) habe die Entscheidung mit einer „besseren Ökobilanz und mehr Flexibilität in der Baustellenlogistik“ begründet. Die Bäume sind laut Baumkataster bis zu 60 Jahre alt.

Umweltschützer schlagen Alarm: Große Bäume sind essenziell für das Stadtklima

Der Umweltverband BUND Berlin kritisiert die Fällung der Bäume scharf. Die Organisation argumentiert, dass vitale Straßenbäume einen erheblichen ökologischen Nutzen bieten. Bis nachgepflanzte Bäume ähnliche Funktionen übernehmen könnten, würden Jahrzehnte vergehen. Besonders in Zeiten zunehmender Hitzeperioden seien große, gewachsene Bäume essenziell für das Stadtklima.

Zudem sei fraglich, ob alle geplanten Nachpflanzungen langfristig überleben würden. Junge Bäume hätten in den ersten Jahren ein erhöhtes Risiko, Trockenperioden nicht zu überstehen, da ihre Wurzeln noch nicht tief genug reichen. Außerdem könnten sie Feinstaub, CO₂ und Hitze längst nicht so effizient regulieren wie ausgewachsene Exemplare.

Fällentscheidung widerspricht früheren Planungen, BUND fordert alternative Lösungen

Noch im März 2024 war der überarbeitete Bauplan präsentiert worden. Dieser sah ausdrücklich vor, die 60 Bäume zu erhalten und die Baustellenführung entsprechend anzupassen. Die Neugestaltung des Tempelhofer Damms umfasst die Erneuerung von Wasserleitungen, U-Bahn-Tunneln und der kompletten Straßenoberfläche. Nun scheint der Fokus stärker auf eine reibungslose Baustellenabwicklung gelegt worden zu sein – auf Kosten der Bäume.

Kritiker vermuten einen politischen Richtungswechsel unter der neuen CDU-geführten Mobilitätsverwaltung. Während die Vorgängerregierung vermehrt auf den Schutz von Stadtgrün gesetzt habe, rückten nun andere verkehrspolitische Prioritäten in den Vordergrund. Der BUND Berlin fordert die Senatsverwaltung auf, die Entscheidung zu überdenken und alternative Lösungen zu prüfen, um die Straßenbäume zu erhalten.

Quelle: BUND Berlin