Der frühe Vogel fängt den Wurm: Der Ausstieg aus der Kohleenergie ist in Frankfurt voraussichtlich bereits im Herbst 2026 möglich, rund vier Jahre vor der gesetzlich vorgeschriebenen Frist. Grund dafür sind der lokale Energiekonzern Mainova AG und eine Investition von 400 Millionen Euro der Stadt Frankfurt.

Frankfurts ehemaliges Heizkraftwerk West wird von Kohle auf Erdgas umgerüstet, um seine zentrale Rolle in der Wärmeversorgung zu stärken. / © Foto: Mainova AG

© Fotos: Mainova AG

Die Bauarbeiten auf dem Gelände des Heizkraftwerks West im Stadtteil Gutleutviertel in Frankfurt sind in vollem Gange: Seit Beginn des Jahres 2023 entsteht hier ein neues Kraftwerk des Frankfurter Energiekonzerns Mainova AG. Das rund 350 Millionen Euro teure infrastrukturelle Großprojekt wird auch von der Stadt Frankfurt mitfinanziert.

Mit seiner Lage nördlich des Mains sind die Bauarbeiten bereits von der angrenzenden A5 aus sichtbar und verlaufen offenbar genau nach Zeit- und Kostenplan. Oberbürgermeister und Mainova-Aufsichtsratsvorsitzender Mike Josef (SPD) berichtete mit zwei Vorstandsmitgliedern Ende Februar über den aktuellen Baustand.

„Vorzeigekraftwerk“ am Frankfurter Mainufer: Technik ist bereits montiert

Das ehemalige Heizkraftwerk West ist das größte Frankfurts und gleichzeitig ein „zentraler Standort für die Wärmeversorgung“, beschreibt Martin Giehl, Vorstandsvorsitzender der mehrheitlich stadteigenen Mainova AG. Mit dem Umbau des Kraftwerks soll dieser Knotenpunkt gefestigt werden. Der ehemals überwiegend mit Steinkohle betriebene Gebäudekomplex wird zunächst durch neue Anlagenteile auf die Energiegewinnung aus Erdgas umgestellt.

Bereits Anfang 2023 begannen die Baumaßnahmen am Mainufer – nun ist der Neubau technisch fast vollständig ausgestattet. Die meisten der neuen Anlagenteile stammen vom Siemens Energy und sind laut Projektverantwortlichen bereits größtenteils montiert. Die gesamten Bauarbeiten rund um das sogenannte „Vorzeigekraftwerk“ werden von Heitkamp Industrial Solutions ausgeführt.

Mainova-Neubau in Frankfurt: Hier soll gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt werden

Im Rahmen der Modernisierung werden die bestehenden Kohleblöcke durch zwei neue Einheiten ersetzt. Diese verfügen jeweils über eine wasserstofffähige Gasturbine mit Abhitze-Dampferzeuger. Besagte Gasturbinen sollen als Haupt-Energieerzeuger fungieren und gleichzeitig sowohl Strom als auch Wärme generieren. Die Umbaumaßnahmen sollen einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Energieerzeugung leisten, indem sie die CO₂-Emissionen des Erzeugungsparks schrittweise reduzieren. Langfristig sei der Einsatz CO₂-freier Gase geplant, wie beispielsweise klimaneutral produzierter Wasserstoff.

Optisch auffällig sind jedoch nicht die neuen Gasturbinen, sondern die zwei rund 35 Meter hohen Abhitze-Dampferzeuger. Ab Mai sollen sie zusätzlich um Kamine ergänzt werden und somit eine Gesamthöhe von mehr als 80 Metern erreichen. Neben den zwei Riesen, die eine Erwärmung von Heißwassers auf bis zu 130 Grad zulassen, werden auf dem Areal des Neubaus auch zwei Generatoren für die Stromproduktion untergebracht. Zusätzlich soll es auch Transformatoren für den Netzanschluss geben. Von außen werde die Gebäudefassade im Laufe des Jahres teilweise begrünt.

Zukunftsaussichten im Gutleutviertel: Transformation zum sauberen Energieträger?

Mit dem Anschluss des Mainova-Kraftwerks an das bestehende Energieversorgungsnetz im Herbst 2026 will Frankfurt den frühzeitigen Ausstieg aus der Kohleenergie vollziehen. Doch es gehe noch besser – noch grüner: Für den geplanten Umstieg auf wasserstoffbetriebene Energiegewinnung müssen lediglich zwei Brenner ausgetauscht werden, berichtet der Trägerkonzern Mainova AG.

Denn der aktuelle Einsatz von fossilem Erdgas stößt nach wie vor auf Kritik. Laut Mainova AG sei das jedoch ein realistischer und notweniger Zwischenschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Energiegewinnung. Inwiefern der angekündigte Umstieg auf grüne Energiegewinnung tatsächlich umsetzbar, rentabel und vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlbar ist, bleibt abzuwarten.

Quellen: Stadt Frankfurt, Mainova, Heitkamp Solutions, FAZ, Frankfurt Live

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