Der Streit um den geplanten Bau einer Geflüchtetenunterkunft in Pankow geht in die nächste Runde. Die für den Bau nötigen Rodungen sind vorerst untersagt. Während Anwohnende weiter gegen das Vorhaben protestieren, verteidigt die landeseigene GESOBAU ihr Projekt.

Die GESOBAU möchte Wohnungen für Geflüchtete in ihrer Siedlung zwischen Ossietzkystraße und Kavalierstraße am Schlosspark Schönhausen in Pankow errichten. Anwohnende stellen sich gegen die Rodung von Bäumen und fordern eine kleinere Bebauung. / © Visualisierung: Bezirksamt Pankow

© Visualisierung: Bezirksamt Pankow
© Visualisierung Titelbild: Gesobau/Zoomarchitekten Berlin

Das Bauvorhaben der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU in Pankow bleibt vorerst gestoppt. Die geplanten Rodungen in den Innenhöfen zwischen Ossietzkystraße und Kavalierstraße dürfen nicht durchgeführt werden. Das teilte das Bezirksamt Pankow auf eine Tagesspiegel-Anfrage mit. Ein finaler Entscheidungszeitpunkt sei nicht absehbar.

Nach Beginn der Schonfrist am 1. März wären Baumfällungen erst wieder im Oktober möglich. Damit würde sich der Baustart weiter verzögern. Ursprünglich war vorgesehen, dass die GESOBAU zwei Wohngebäude mit insgesamt 99 Wohnungen errichtet. Diese sollen Platz für 422 Menschen bieten. Nach Protesten aus der Anwohnerschaft und der Lokalpolitik wurde das Bauprojekt über das Sonderbaurecht als Geflüchtetenunterkunft genehmigt.

Wegen unzureichender Ausgleichsmaßnahmen: Naturschutzverbände legen Widerspruch ein

Obwohl das Bezirksamt zwischenzeitlich eine Genehmigung für die Rodung in Aussicht stellte, scheitert das Vorhaben nun erneut am Widerstand von Naturschutzverbänden. Diese sehen die geplanten Ausgleichsmaßnahmen als unzureichend an. Sie kündigten an, notfalls vor das Verwaltungsgericht zu ziehen, um den Eingriff in die bestehende Vegetation zu verhindern.

Laut Bezirksamt werde das Artenschutzkonzept nochmals geprüft. Eine Sondergenehmigung für Rodungen während der Schonfrist sei nicht zu erwarten. Das Pankower Rechtsamt hatte bereits festgestellt, dass kein öffentliches Interesse vorliegt, das eine Ausnahme rechtfertigen würde.

Gesobau verweist auf dringenden Bedarf an Unterkünften für Geflüchtete

Die GESOBAU verteidigt ihr Bauprojekt. Sie betont, dass bereits zwischen 2019 und 2020 ein Beteiligungsverfahren stattgefunden habe, in dem verschiedene Bebauungsvarianten geprüft wurden. Die nun geplante Version sei bereits angepasst worden, um mehr Bestandsbäume und Freiflächen zu erhalten. Zudem sei die Nutzung als Geflüchtetenunterkunft in enger Abstimmung mit den Senatsverwaltungen erfolgt.

Die Wohnungsbaugesellschaft verweist auf den dringenden Bedarf an Unterkünften. Viele geflüchtete Menschen seien weiterhin auf Notunterkünfte angewiesen. Der Berliner Senat habe daher die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften beauftragt, rasch Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen.

Für den Erhalt möglichst vieler Bäume: Anwohnende fordern kleinere Bebauung

Die Anwohnerinnen und Anwohner bleiben indes skeptisch. Sie fordern weiterhin eine kleinere Bebauung mit rund 70 Wohnungen, um möglichst viele Bäume zu erhalten. GESOBAU und Senat lehnen diesen Vorschlag bislang jedoch ab.

Um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen, haben die Anwohner bereits die Initiative „Grüner Kiez Pankow“ gegründet und kürzlich einen weiteren Verein ins Leben gerufen: „Ossietzkys Nachbarschaft“. Laut eigenen Angaben wollen sie als langfristige Partner für gemeinwohlorientierte Projekte auftreten. Gleichzeitig halten sie weiterhin Mahnwachen an den betroffenen Bäumen ab, um eine kurzfristige Fällung zu verhindern.

Geflüchtetenunterkunft in Pankow: Zukunft des Projekts bleibt weiter ungewiss

Ob und wann das Bauprojekt umgesetzt wird, bleibt offen. Das Bezirksamt prüft weiterhin die Einwände der Naturschutzverbände. Erst nach Abschluss dieser Prüfung könnte ein neuer Bescheid erstellt werden. Während die Gesobau auf eine baldige Umsetzung drängt, haben Anwohnerinnen und Anwohner vorerst Zeit gewonnen.

Quellen: Der Tagesspiegel, GESOBAU

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