Die HOWOGE hat in den vergangenen Jahren am Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg über 370 Wohnungen modernisiert und damit ein Stück Berliner Wohnraum zukunftsfähig gemacht. Die Sanierung umfasste nicht nur technische Erneuerungen, sondern auch soziale Maßnahmen, um die Mieter aktiv einzubinden.

Der in den 1960er und 1970er Jahren entstandene Mehringplatz in seiner heutigen Form. Das Quartier rund um den Stadtplatz am Ende der südlichen Friedrichstraße gilt als sozialer Brennpunkt, nun hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE immerhin einen Teil der Gebäude fertig saniert. / © Foto: HOWOGE / Bachmann

© Fotos: HOWOGE / Bachmann

 

Es war ein ausgesprochen mühsames Bauvorhaben, welches sich mehrfach verzögerte: der Umbau des Mehringplatzes, der am südlichen Ende der Friedrichstraße liegt und für den eine Modernisierung lange überfällig war.

Nach dreijähriger Bauzeit beendete die Wiedereröffnung des Mehringplatzes im Mai 2022 offiziell den Umbau des Stadtplatzes am Ende der südlichen Friedrichstraße. Mit einem Stadtfest wurde die zwischenzeitliche Dauerbaustelle wieder an die Bewohnerinnen und Bewohner übergeben. Sieben Millionen Euro wurden in die Modernisierung des Platzes investiert.

Mehringplatz in Kreuzberg: Modernisierung für sieben Millionen Euro wurde im Mai 2022 abgeschlossen

Im Fokus stand der Bereich um den Mehringplatz seit spätestens 2011, als er als Sanierungsgebiet „Südliche Friedrichstadt“ ausgewiesen wurde. Er erstreckt sich im Norden in Richtung Mitte und umfasst im Süden die Friedhöfe am Halleschen Tor. Die Mitte des Bereiches bildet der Mehringplatz.

Stadtplaner kritisierten schon lange die soziale Infrastruktur sowie erhebliche Missstände in Städtebau, Gestaltung und Funktion, wodurch der Platz seiner innenstädtischen Lage nicht gerecht wurde. Die vormals unübersichtliche Situation des Areals zog über die Jahre immer mehr Kriminalität an.

März 2025: HOWOGE schließt nächstes Sanierungsprojekt am Kreuzberger Mehringplatz ab

Mit der 2022 abgeschlossenen Platzumgestaltung waren die Umbauarbeiten am Mehringplatz aber noch nicht abgeschlossen. Wie die HOWOGE kürzlich mitgeteilt hat, hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft in den vergangenen Jahren rund 372 Wohnungen modernisiert. Derzeit laufen noch Arbeiten an den Gehwegen, die sich noch bis zum Ende des Jahres hinziehen werden, wie es heißt.

Unser Ziel war es von Anfang an, den Menschen hier wieder ein sicheres und lebenswertes Zuhause zu bieten„, sagt HOWOGE-Geschäftsführer Ulrich Schiller zum Abschluss der Bauarbeiten. „Als wir die Bestände übernommen haben, war klar, dass erhebliche Investitionen notwendig sind. Die Aufwendungen für die Sanierung wurden deshalb bereits in die Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Ankauf eingeplant.

Die HOWOGE erwarb 2020 einen Teil der Wohnungen am Mehringplatz – und sanierte sie anschließend

Die HOWOGE erwarb 2020 die teils denkmalgeschützten Gebäude mit 26 Gewerbeeinheiten am Mehringplatz 12–14, in der Friedrichstraße 246 und der Wilhelmstraße 2–6 von einer Luxemburger Objektgesellschaft. Seit dem 1. Januar 2021 gehören sie zum Bestand des kommunalen Wohnungsunternehmens.

Die Sanierung am Mehringplatz begann im September 2021 mit der Instandsetzung von 60 leerstehenden Wohnungen, gefolgt von der Modernisierung bewohnter Einheiten ab Juli 2023. Erneuert wurden Wasser- und Abwasserleitungen, Bäder, Elektroinstallationen sowie Aufzüge. Zudem wurden Fassaden saniert und schadstoffhaltige Baustoffe entfernt.

Neue Müllplätze und Hauseingangsbereiche wurden umgesetzt

Parallel dazu wurden Maßnahmen zur Verbesserung von Sauberkeit und Sicherheit umgesetzt, darunter neue Müllplätze und Hauseingangsbereiche. Die Arbeiten erfolgten in Abstimmung mit Bezirk, Mieterinitiative und weiteren Akteuren.

Ein begleitendes Sozialplanverfahren sorgte für soziale Verträglichkeit der Sanierung. Rund 190 Haushalte erhielten Unterstützung, etwa durch Umzugshilfen oder finanzielle Beratung. Als Dankeschön an alle Mieterinnen und Mieter entsteht noch in diesem Jahr ein Fassadenkunstwerk mit Beteiligung der Anwohnenden, welches von der Stiftung Stadtkultur, die 2018 von der HOWOGE gegründet wurde, umgesetzt wird.

Im Zentrum des Platzes befindet sich die Friedenssäule, welche bereits in den Jahren 2013 und 2014 restauriert wurde. Der Platz präsentiert sich heute als zentrales Rasenrondell mit großen Grünflächen und neu gepflanzten Bäumen. Fuß- und Radverkehr werden über den Außenring geleitet. Hierfür wurde für Radfahrer ein entsprechender Asphaltstreifen eingerichtet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der „Belle-Alliance-Platz“ vollständig zerstört

Von 1734 bis 1815 hieß der Platz wegen seiner runden Grundform Das Rondell. Am 22. Oktober 1815 wurde er umbenannt und hieß bis 1946 „Belle-Alliance-Platz“. Im Februar 1945 wurden der Platz und die umliegenden Straßenzüge fast vollständig zerstört. Dem Platz wurde dabei seine aus der Luft sehr gut erkennbare, runde Form und die Nähe zur Innenstadt zum Verhängnis.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Platz als „total zerstört“ eingestuft. Ab Ende der 1960er Jahre wurde der Platz neu geplant. Der Architekt Hans Scharoun gewann einen Wettbewerb für die Bebauung des Mehringplatzes (1962). Ab 1968 übernahm Scharouns Schüler, Werner Düttmann, die Entwicklung des Bauvorhabens.

Der „neue“ Mehringplatz wurde nach Plänen von Hans Scharoun gestaltet

Der “neue” Mehringplatz sollte ein verdichtetes Wohngebiet nach den Maßgaben des sozialen Wohnungsbaus werden. Da die finanziellen Mittel knapp waren, musste mit stark schematisierten, vorgefertigten Wohnmodulen gearbeitet werden. So wurden zwei konzentrische Ringe von Wohngebäuden mit vier und sechs Stockwerken errichtet, die den Platz umschließen – bis heute.

Architektonisch ist der Mehringplatz in seiner heutigen Form – trotz der Aufwertung der Freiflächen durch die Begrünung und der Installation neuer Sitzgelegenheiten, der Sanierung der Wohnungen sowie der Verlegung eines modernen Bodenbelags – ein Zeugnis für den vielerorts misslungenen Versuch, seriell und günstig neue Wohnquartiere zu errichten, der vor allem in den 1960er und 1970er Jahren in vielen deutschen Städten und Kommunen umgesetzt wurde.

Der Mehringplatz wird in seiner jetzigen Form auch zukünftig das Quartier am Halleschen Tor dominieren, denn eine Neuplanung der bestehenden, ringförmig angelegten Wohngebäude – Sanierung, Erweiterung, Umbau – ist im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg derzeit überhaupt kein Thema – und wird auch durch den bestehenden Denkmalschutz, der für einen Teil des Ensembles gilt, verhindert.

© Foto: HOWOGE / Bachmann

© Foto: HOWOGE / Bachmann

Der einstige „Belle-Alliance-Platz“ auf einer Aufnahme von 1900. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs wurde der Platz vollständig zerstört. / © Foto: Wikimedia Commons

Im Zuge der Modernisierung des Mehringplatzes wurden neue Rasenflächen und Platzwege angelegt. Auch ein Fahrstuhl für den U-Bahnhof ist entstanden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, EL Projektentwicklung Mehringplatz GmbH, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, HOWOGE

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One Comment

  1. Franz 7. März 2025 at 17:17 - Reply

    Ein Blick auf die Aufnahme aus dem Jahr 1900 ist alles gezeigt, warum das Konzept von Scharoun und Dittmann eigentlich nur in eine städtebauliche Dauerproblemlage führt. Hier ist die Veränderung, an der anzusetzen ist. Schon die zurückliegenden Maßnahmen, die die Lage von 1900 nicht im Blick hatte, haben keinen Erfolg gehabt, leider.

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