Nach Jahren des Stillstands geht es mit einem besonderen Bauprojekt in Baumschulenweg nun endlich voran. In der Mörikestraße entstehen nicht nur Mietwohnungen, sondern auch Ateliers für Künstlerinnen und Künstler. Die lange Planungsphase und die wechselnden Konzepte prägen die Geschichte des Standorts.

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In Baumschulenweg beginnt die Bauphase eines lange geplanten Projekts. Auf dem Grundstück Mörikestraße 4-12 entstehen 80 Mietwohnungen sowie sechs Ateliers für Künstlerinnen und Künstler. Das Vorhaben war über Jahre hinweg immer wieder ins Stocken geraten. Probleme bei der Finanzierung und sich ändernde Baukonzepte hatten zu Verzögerungen geführt.

Wie die Berliner Morgenpost berichtet, ist nun der Weg für die Umsetzung endlich frei. Der Architekt und Bauherr Peter Ottmann sprach beim offiziellen Baustart von einer „langen Vorbereitungsphase“, die nun abgeschlossen sei. Gemeinsam mit Treptow-Köpenicks Bürgermeister Oliver Igel füllte er eine Zeitkapsel mit Erinnerungsstücken.

Industrie, Kunst, Leerstand: Die wechselvolle Geschichte des Standorts in der Mörikestraße

Das Grundstück in der Mörikestraße hat eine bewegte Vergangenheit. Um 1922 wurde dort die Karo-Fabrik für Fahrzeugteile errichtet, später nutzten die Elektro-Apparate-Werke das Gebäude. Nach der Wende war dort eine Ausbildungsstätte für Metallbau angesiedelt. Ab 2012 diente das Haus als Ateliergebäude für bis zu 30 Künstlerinnen und Künstler.

Doch eine Sanierung erwies sich als unwirtschaftlich. 2022 folgte der Abriss, da das Bestandsgebäude nicht aufgestockt werden konnte. Die Fläche lag anschließend lange brach. Zwischenzeitlich bildete sich in der Baugrube sogar ein Tümpel, da das Grundwasser angestiegen war.

Vergangene Konflikte: Künstlerateliers mussten 2019 dem Neubauprojekt weichen

Schon 2019 sorgten die Pläne für den Neubau für Widerstand. Kunstschaffende, die seit Jahren in der Mörikestraße arbeiteten, fürchteten den Verlust ihrer Ateliers und unsichere Zukunftsperspektiven. Sie kritisierten, dass der Eigentümer ihnen keine verbindlichen Zusagen zur Miethöhe oder zu langfristigen Mietverhältnissen im Neubau machte.

Im Dezember 2019 wandten sich Betroffene an Bezirksbürgermeister Oliver Igel und sprachen in einer Bürgerfragestunde der Bezirksverordnetenversammlung vor. Wie die Berliner Woche damals berichtete, hatte Igel daraufhin den Eigentümer kontaktiert und um eine Lösung für die langjährigen Mieter gebeten, jedoch keine Antwort erhalten. Trotz des nun begonnenen Bauvorhabens bleibt fraglich, inwiefern das neue Projekt an die künstlerische Nutzung des Standorts anknüpfen kann.

Überarbeitete Baupläne: Mehr Wohnungen und weniger Ateliers in der Mörikestraße 4-12

Ursprünglich waren 26 Mietwohnungen, 18 Ateliers und eine Kita vorgesehen. Doch die Pläne änderten sich mehrfach. 2022 wurde eine Genehmigung für 48 Wohnungen und 14 Ateliers erteilt. Inzwischen steht das Konzept fest: Es werden nun 80 Mietwohnungen und sechs Ateliers entstehen. Eine Kita ist nicht mehr Teil des Projekts. Laut Bezirksamt bestand keine Verpflichtung, einen solchen Betrieb einzurichten.

Der Neubau wird sechs Geschosse haben und die Nutzfläche des Grundstücks deutlich erhöhen. Neben Wohnungen und Ateliers sind auch Gemeinschafts- und Ausstellungsräume geplant. Das Dach wird mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, im Hof entsteht ein Spielplatz. Parkplätze sind hingegen nicht vorgesehen. Ottmann verweist auf die gute Anbindung – der S-Bahnhof Baumschulenweg ist fußläufig erreichbar.

Öffentliche Wohnbauförderung ermöglicht Baustart: Fertigstellung bis Sommer 2026 geplant

Peter Ottmann zufolge sollen die Einstiegsmieten für WBS-Berechtigte bei sieben Euro pro Quadratmeter liegen. Die Gesamtinvestitionskosten betragen etwa 18 Millionen Euro. Dank öffentlicher Wohnbauförderung konnte die Finanzierung nun gesichert werden.

Bürgermeister Oliver Igel betonte, dass das Neubauprojekt nicht nur Wohnraum schaffe, sondern auch an die künstlerische Geschichte des Standorts anknüpfe. Der geplante Ausstellungsraum sei eine „künstlerische Hommage an Baumschulenweg“. Zudem werde ein städtebaulicher Missstand behoben. Die Fertigstellung des Projekts ist für Sommer 2026 vorgesehen.

Des Weiteren entsteht im Ortsteil Baumschulenweg mit dem „Dreieck Späthsfelde“ ein potenzielles Stadtentwicklungsgebiet, das der Berliner Senat als gemischtes Quartier neu gestalten möchte – geprägt von ehemaligen Baumschulflächen, Kleingartenanlagen und wenigen Wohngebieten mit geringer Dichte.

Quellen: Berliner Woche, Berliner Morgenpost