Ein neues Rathaus für den Bezirk Berlin-Mitte soll entstehen, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat nun einen entsprechenden Architekturwettbewerb gestartet. Der Neubau soll Teil des Umbauprojekts im einstigen “Haus der Statistik” unweit des Alexanderplatzes werden.

Das ehemalige Haus der Statistik war marode und sollte eigentlich abgerissen werden. Berlin aber hatte andere Pläne mit dem riesigen Gebäudekörper – derzeit läuft der Umbau des Komplexes. / © Foto: Wikimedia Commons

© Visualisierung Titelbild: Teleinternetcafé und Treibhaus
Text: Björn Leffler

 

Eines der letzten Gebäudeensembles im Umfeld des Alexanderplatzes, welches für viele Jahre noch quasi unverändert geblieben war, ist das einstige Haus der Statistik an der Otto-Braun-Straße. Berlinerinnen und Berliner sowie Touristen haben sich vermutlich schon häufig gefragt, warum die “DDR-Ruine”, als die das Gebäude bereits in zahlreichen Medien bezeichnet wurde, nicht längst abgerissen worden ist.

Die Stadt Berlin hat aber gänzlich andere Pläne mit dem maroden Gebäudekörper. Entstanden ist das Gebäudeensemble in den Jahren von 1968 bis 1970 als Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Nach der Wiedervereinigung nutzten verschiedene bundesdeutsche Behörden die Gebäude. Seit 2008 standen die insgesamt vier Gebäudeteile leer.

Haus der Statistik: Berlin möchte ein vielseitig nutzbares Quartier errichten

Der Bund war bis 2017 Eigentümer des Grundstücks und hatte tatsächlich geplant, die nicht mehr genutzten Gebäude abzureißen und das Grundstück zu verkaufen. Das Land Berlin erwarb aber das Grundstück und strebt nun die Sanierung und Modernisierung der vier in Stahlbetonskelettbauweise errichteten (neun- und elfgeschossigen) Gebäude an.

Der städtebauliche Entwurf für das zukünftige Haus der Statistik sieht ein vielseitig nutzbares Quartier für Menschen aller Altersklassen vor. Das Konzept der Planungsgesellschaft Teleinternetcafé und Treibhaus hatte sich in einem Wettbewerb vor mehreren Jahren durchgesetzt.

Bis zu 350 Millionen Euro werden in das Projekt investiert

Zu den 46.000 bereits bestehenden Quadratmetern in den Altbauten an der Alexanderstraße und Otto-Braun-Straße sollen rund 66.000 Quadratmeter Neubau hinzukommen. Rund 250 bis 350 Millionen Euro soll das neue Quartier kosten.

Zwischen einem 15-geschossigen und einem zwölfgeschossigen Wohnhaus mit rund 300 Mietwohnungen soll auch ein über 60 Meter hoher Büroturm entstehen. In diesen Turm soll künftig das Rathaus des Bezirks Berlin-Mitte einziehen.

Architekturwettbewerb für neues Rathaus Berlin-Mitte gestartet

Nun hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen verkündet, dass der Architekturwettbewerb für die Gestaltung des neuen Rathauses gestartet wurde. Das Projektvorhaben trägt den Namen “Rathaus der Zukunft” und wird als offener, zweiphasiger Wettbewerb mit europaweiter Ausschreibung umgesetzt. Die Auslobungsunterlagen wurden am 13. August 2024 bereitgestellt.

Die Senatsverwaltung fordert darin Architektenteams auf, ein nachhaltiges und innovatives Gebäudekonzept zu entwickeln. Das Rathaus soll als Pionierprojekt einen einladenden, zugänglichen Ort für Bürger, Verwaltung und Politik schaffen, der moderne Arbeitsbedingungen bietet und multifunktionale Räume für die Zivilgesellschaft bereitstellt.

Erst ab 2029 soll der Neubau des Rathauses umgesetzt werden

Der Rathaus-Neubau soll im nördlichen Teil des Areals „Haus der Statistik“ platziert werden und das neue urbane Quartier architektonisch mitprägen. Vorschläge zur Gestaltung der Freiflächen rund um das Rathaus und entlang der Otto-Braun-Straße sollen den hohen Ansprüchen des Ortes gerecht werden.

Die Umsetzung des Gebäudes ist dann allerdings erst ab 2029 geplant, ursprünglich war einmal von 2025 die Rede. Doch die angespannte Finanzlage der Hauptstadt wird hier wohl eine entscheidende Rolle spielen.

Aus den eingereichten Beiträgen der ersten Phase wählt das Preisgericht 15 bis 20 Entwürfe zur Weiterbearbeitung aus. Das Preisgericht besteht aus Fachleuten, Vertretern der öffentlichen Verwaltung sowie Projektbeteiligten des Areals „Haus der Statistik“.

Berlin-Mitte: Im April 2025 soll der Wettbewerb entschieden werden

In der zweiten Phase sollen die ausgewählten Entwürfe vertieft und in Zusammenarbeit mit Fachdisziplinen weiter ausgearbeitet werden. Die Preisgerichtssitzungen finden im Dezember 2024 (erste Phase) und April 2025 (zweite Phase) statt.

Vor der Sitzung der zweiten Phase ist eine öffentliche Bürgerveranstaltung geplant. Eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Wettbewerb für interessierte Bürgerinnen und Bürger soll laut Senatsverwaltung am 2. September durchgeführt werden.

Berliner Modellprojekt für die Schaffung gemischter urbaner Räume

Erste Teile des Areals “Haus der Statistik” sollen bereits bis 2024 fertiggestellt werden. Andere werden erst in einigen Jahren begonnen. Das Planungsvorhaben gilt als Berliner Modellprojekt für die Schaffung innerstädtischer, gemischt nutzbarer Räume, in denen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur und Gewerbe kombiniert werden – und das autofrei und flexibel nutzbar.

Ob die tatsächliche Entwicklung des Areals mit den ambitionierten Planungen mithalten kann, bleibt letztlich abzuwarten. Da mit dem Bau des neuen Rathauses erst Ende der 2020er Jahre begonnen werden soll, wird das Quartier auf Jahre hinaus erst einmal unfertig bleiben.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Open Street Map

Quellen: Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Teleinternetcafé und Treibhaus

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